Düsseldorf Basketball-Liga am Limit

Düsseldorf · Die Bundesliga boomt. 2020 will sie der beste nationale Wettbewerb in Europa sein. Die Anforderungen an die Vereine sind rasant gestiegen. Gerade Kleinstandorte haben Probleme, mit der Entwicklung Schritt zu halten.

Schön war das nicht kurz nach der Jahrtausendwende. Aus Panik, international nicht mehr mithalten zu können, hatte die Basketball-Bundesliga die Ausländerquote gekippt. Auf dem Feld spielten zehn Amerikaner um die besten Statistiken, statt für den Teamerfolg. In kleinen Spielstätten miefte es nach Turnhalle. Der deutsche Basketball steckte in einer tiefen Krise.

Seitdem hat sich die Liga erstaunlich gewandelt. Heute ist die BBL, in der ab morgen München und Bamberg in der Finalserie um die Meisterschaft spielen, ein Wachstumsmarkt. In der vergangenen Saison sahen knapp 1,4 Millionen Zuschauer die Spiele (knapp 4 500 im Schnitt). Die Zahl der Interessierten wächst. Mit der Telekom hat die Liga einen für den Basketball völlig neuen TV-Vertrag abgeschlossen, alle Spiele sind erstmals live im Bezahlfernsehen zu sehen. Trotzdem steckt die Liga, die mit dem Küchengerätehersteller "Beko" einen Namenssponsor gefunden hat, in der Zwickmühle: Die kleineren Vereine haben Mühe, mit der Entwicklung mitzuhalten.

In der laufenden Saison musste die TBB Trier Insolvenz anmelden. Um sportlich wettbewerbsfähig zu sein, hatte der Verein seine Konten ausgereizt - das ging nicht gut. Die Artland Dragons zogen sich überraschend vom Spielbetrieb zurück. Für den freigewordenen Startplatz hat die Liga eine Wild-Card ausgeschrieben. Klubs können sich das Teilnahmerecht für 250 000 Euro erkaufen - bislang gibt es dafür nur einen Bewerber: den Absteiger Crailsheim Merlins. Die Zweitligisten Rasta Vechta und Hamburg Towers haben der BBL, die bei den Klubs das Interesse abgeklopft hatte, eine Absage erteilt. Offenbar will niemand in die Eliteliga - oder kann.

Bis 2020 will die Bundesliga die beste Basketball-Liga in Europa sein, dafür wurden die Anforderungen in die Höhe geschraubt. Eine Halle mit 3000 Plätzen muss ein Bundesligist vorweisen. Parkettböden und ein Hospitality-Bereich sind Pflicht. Vereine müssen drei hauptamtliche Mitarbeiter beschäftigen, in Marketing, Pressearbeit und Geschäftsführung. Eine Jugendmannschaft in der Bundesliga muss her. Und Teams müssen einen Etat von einer Million Euro nachweisen. Das reicht, um an den Start zu gehen, um sportlich erfolgreich zu sein aber nicht. "Wir spielen hier mittelfristig gegen den Abstieg", sagt Frank Meinertshagen, der Geschäftsführer der BG Göttingen. Der Etat der "Veilchen" liegt in der kommenden Saison bei zwei Millionen Euro, also doppelt so hoch, wie die Liga vorschreibt.

An der Spitze spielen drei Klubs die Meisterschaft unter sich aus: die Brose Baskets Bamberg, Alba Berlin und der FC Bayern München, der 2011 in die Liga aufstieg und neue wirtschaftliche Maßstäbe setzte. Alle drei Vereine haben Etats von etwa zehn Millionen Euro, dahinter gibt es eine Handvoll Klubs mit einem Etat um die fünf Millionen, der Rest spielt gegen den Abstieg. "Die Diskrepanz in der Liga ist groß", sagt Meinertshagen. "Die Spitze der Liga ist für uns nicht erreichbar."

Die Artland Dragons mussten aufgeben. Vereinsmäzen Günter Kollmann sah keine Chance mehr auf die Meisterschaft und stellte seine Zahlungen ein. Großer Nachteil war für die Dragons die Spielstätte mit nur 3000 Plätzen. Sieben der 18 BBL-Vereine haben eine ähnlich kleine Halle. "Im Basketball haben wir vereinfacht gesagt zwei Einnahmequellen: die Zuschauereinnahmen und die Sponsoren. Deswegen spielt die Infrastruktur eine wichtige Rolle. Berlin verkauft an einem Spieltag 12 000 Tickets. In unsere Halle passen nur 4000", erklärt Heiko Schelberg, Geschäftsführer der Giessen 46ers, die gerade erst in die BBL aufgestiegen sind und vor ein paar Jahren genau wie Göttingen Insolvenz hatten anmelden müssen. Das Beispiel Trier aus der vergangenen Saison ist in Basketball-Deutschland lange kein Einzelfall. Auch das dokumentiert die Entwicklung. Meinertshagen hält die steigenden Anforderungen dennoch für sinnvoll, aber auch eine Grenze erreicht. "Man muss den Klubs jetzt Zeit geben hinterherzukommen", sagt er.

Langfristig steht die Liga vor einem Umbruch. Die Zukunft führt in die sponsorenreichen Metropolen mit großen Arenen. In die Arena in Köln passen 18 500 Menschen, in Crailsheim leben gerade einmal 30 000.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort