Basketball Giffey tritt als College-Champion ab

Arlington/Düsseldorf · Der 22 Jahre alte deutsche Nationalspieler gewinnt nach 2011 zum zweiten Mal mit den Connecticut Huskies den prestigeträchtigen Titel. Im Finale besiegt das Team des Berliners die Kentucky Wildcats mit 60:54.

Niels Giffey gewinnt mit Huskies NCAA-Titel
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Foto: dpa, zeus nic

Niels Giffey beschreibt sich als einen Berliner Jungen, ruhig, umgänglich und ambitioniert. Seine sportliche Leidenschaft ist der Basketball. Spätestens seit Montag ist er in den USA populär. Der 22-Jährige gewann mit dem Team der Universität von Connecticut (UConn Huskies) das Finale der College-Meisterschaft (NCCA) gegen die favorisierten Kentucky Wildcats (60:54). Fast 80 000 Zuschauer waren im Stadion von Arlington (US-Bundesstaat Texas) dabei, in dem sonst die Footballprofis der Dallas Cowboys spielen. Viele Millionen Basketballfans verfolgten die Partie vor den Fernsehern.

Vor vier Jahren war Giffey, der bei Alba Berlin keine Perspektiven sah, in die USA gegangen. Er war einer von rund 40 Deutschen, die am College Basketball spielen. Gleich in seinem ersten Jahr holte er mit den Huskies den Titel. Zum Abschluss seines Studiums gehörte er jetzt erneut zum Team, das den in den USA fast so populären Titel wie jenen des NBA-Champions holte.

Ein perfekter Abschluss für den Wirtschaftsstudenten, der nun eine ganz andere Rolle hatte. "Diesmal bin ich einer der wichtigen Akteure. Deshalb ist es noch einmal ein ganz anderes Gefühl", sagte Giffey. In 37 der 40 Minuten stand der Flügelspieler auf dem Feld, im Gegensatz zu seinem Landsmann Leon Tolksdorf. Der 20-Jährige gehörte nicht zum Aufgebot wie vor drei Jahren auch Enosch Wolf, Sohn des deutschen Nationalspielers Horst Wolf.

Die UConn-Mannschaft war als Außenseiter in die Finalrunde der letzten 68 Mannschaften gestartet. Ein Jahr zuvor hatte die Universität wegen zu schlechter Noten ihrer Absolventen nicht teilnehmen dürfen. Zu zeigen, dass "dies noch immer eine der besten Basketballschulen der USA ist", war eine Genugtuung für Giffey und seine Teamkollegen.

Pläne hat Niels Giffey noch nicht. "Ich lasse den Sommer jetzt auf mich zukommen und warte ab, welche Türen sich für mich öffnen werden, und dann suche ich mir die für mich perfekte Situation aus", betonte der Kapitän der Mannschaft, die im Halbfinale die topgesetzten Florida Gators ausgeschaltet hatte. Ob es für einen Profivertrag in der NBA reicht, ist offen. In Europa jedenfalls ist für einen wie den Zwei-Meter-Mann immer Platz. Sein Ausbildungsverein Alba Berlin hat schon Interesse bekundet. "Meine Heimat", unterstrich Giffey vor einiger Zeit, "wird Berlin sein, aber man weiß nicht, wo der Wohnsitz ist."

Im vergangenen Sommer hatte Giffey bei der Europameisterschaft auf sich aufmerksam gemacht. Er war der Jüngste im Nationalteam, gehörte aber sofort zur Stammformation und überzeugte mit couragierten Auftritten. "Nach schlechten Aktionen hatte ich früher immer einen Gang zurückgeschaltet. Ich hatte Angst, Fehler zu machen. Im Endeffekt hindert es dich aber mehr, als es dir hilft", sagte der Flügelspieler und ergänzte: "Wenn man erfolgreich spielen möchte, sollte man nichtmit so viel Respekt an die Sache herangehen."

Mit Bundestrainer Frank Merz führt er immer wieder mal ein Gespräch. Wie überhaupt alle Spieler, die sich für ein Studium in den USA entscheiden, engen Kontakt zu den Trainern in der Heimat halten, sofern sie eine Chance auf einen Platz in einem Team des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) haben. Auf Giffey, der sein Wirtschafs-Studium beenden wollte und sich gegen die Möglichkeit entschied, schon zwei, drei Jahre lang als Profi gutes Geld zu verdienen, wartet nun erst mal ein besonderer Termin.

Barack Obama, ein bekennender Basketballfan, empfängt wie jeder Präsident der USA, die Sieger. "Jetzt habe ich zwei Wochen Zeit, in denen ich alles genießen und Obama die Hände schütteln kann", sagte Giffey.

(RP)
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