Basketball-EM Verlierer mit Zukunft

Berlin · Deutschlands Basketballer verabschieden sich nach der Vorrunde von der Europameisterschaft.

Dirk Nowitzki verbeugt sich vor Berliner Publikum
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Nowitzki verbeugt sich vor Berliner Publikum

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Ein unwürdiger Abschied? Davon wollte Dirk Nowitzki nichts wissen. "Was heißt unwürdig?", fragte der Basketball-Superstar zurück. "Ich habe einfach alles gegeben. Ich habe gekämpft das ganze Turnier lang", fügte er hinzu. Dass "alles" diesmal nicht genug war, wusste auch der Profi, der in wenigen Tagen in Dallas die Vorbereitung auf seine 18. NBA-Saison beginnen wird.

"Ich habe mit Sicherheit kein tolles Turnier gespielt, konnte leider nicht so überzeugen, wie ich es über Jahre gemacht habe. Aber weil es in Berlin war, vor den heimischen Fans, wollte ich auf jeden Fall mitmachen. Wenn die EM woanders gewesen wäre, wäre ich nicht dabei gewesen", betonte der Würzburger nach der bitteren 76:77-Niederlage gegen Spanien. Nun wollte er schnell zu seinen beiden Söhnen. "Die habe ich in acht Wochen nur drei Tage gesehen. Eine Frau habe ich auch noch", sagte Nowitzki. Die Familie wird ihn trösten. Zu viele seiner Würfe blieben erfolglos - Punkte, die letztlich fehlten.

Knapp einen Monat lang war der 37-Jährige beim Nationalteam. Allein seine Anwesenheit brachte dem deutschen Basketball eine lange nicht gekannte Aufmerksamkeit, auch wenn die TV-Einschaltquoten mit knapp über einer Million im Schnitt enttäuschend waren. Das Aus in der Vorrunde in Berlin nach vier Niederlagen in fünf Spielen bringt das Nationalteam auch um die Chance, bei der Endrunde vor maximal 26.000 Zuschauern im umgebauten Fußballstadion von Lille weiter präsent zu sein. Zudem ist das ganz große Ziel, die Olympia-Teilnahme in Rio, sportlich verpasst. Die Chance, Ende November vom Weltverband (Fiba) als Ausrichter eines der drei Qualifikationsturniere ausgewählt zu werden, ist eher gering. Und damit wäre Nowitzkis Karriere in der Nationalmannschaft nach 18 Jahren in Berlin zu Ende gegangen.

Den Verlierern von Berlin traut Nowitzki einiges zu. "Wir haben superinteressante junge Leute", betonte er. "Aber die müssen sich entwickeln können. Sie brauchen Spielzeit in den Klubs, müssen dort tragende Rollen erhalten. Da blockieren wir uns ein bisschen selber." Bei den Niederlagen gegen Serbien (66:68), Italien (82:89 nach Verlängerung) und Spanien zeigte sich, dass neben Qualität auch Erfahrung fehlt. Die gegnerischen Teams sind über Jahre zusammengewachsen, haben Spieler dabei, die auch im Liga-Alltag auf dem Platz stehen.

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Die Pressestimmen zum deutschen EM-Aus

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Der neue Hoffnungsträger heißt Dennis Schröder. "Er war mit Abstand unser bester Spieler. Dennis hat eine Riesenzukunft vor sich. In der NBA, aber auch im Nationalteam. Natürlich muss er noch lernen, das Tempo zu drosseln, das Spiel zu lenken. Aber er hat alle Voraussetzungen, ein ganz Großer zu werden" - so lobte Nowitzki den Jungstar aus Atlanta.

"Ich denke, ich habe gute Spiele gezeigt. Aber wir sind ausgeschieden. Da hätte ich einen besseren Job machen müssen", sagte Schröder. Zu oft noch rannte sich der Spielmacher fest, blockierte den Rhythmus und produzierte Ballverluste.

Basketball-EM 2015, Deutschland - Spanien: die Bilder des Spiels
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Deutschland - Spanien

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Aber Schröder ist erst 21, Maodo Lo, der noch ein Jahr an der Columbia University studieren wird, auch erst 22. Beide bildeten das mit Abstand jüngste Spielgestalter-Duo. Paul Zipser, 21, NBA-Neuling Timo Pleiß und Robin Benzing sammelten bei der EM viel Erfahrung. Zum Team gehören auch die diesmal fehlenden Daniel Theis, Elias Harris, Maxi Kleber und Maik Zirbes, der sich erst Mitte August verletzte. "Sein Ausfall war der Killer für uns", sagte Nowitzki mit Blick auf den Center, der bis dahin der wertvollste Mann unter den Körben war.

Diese Mannschaft weiterzuentwickeln, bleibt Aufgabe von Bundestrainer Chris Fleming. Schröder, mit durchschnittlich 21 Punkten pro Spiel hinter Spaniens NBA-Center Pau Gasol (21,6/Chicago) und gleichauf mit Italiens NBA-Forward Danilo Gallinari (Denver) zweitbester Werfer der gesamten Vorrunde, präsentierte sich schon angriffslustig: "Wir haben eine sehr gute Zukunft", sagte er. "Ich denke, da wird die nächsten Jahre viel kommen."

Den Beweis werden er und seine Kollegen führen müssen.

(RP)
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