Welp mit 51 Jahren gestorben Deutschland hat einen seiner größten Basketball-Helden verloren

Deutschland hat einen seiner größten Basketball-Helden verloren. Christian Welp, bei der EM 1993 in München Wegbereiter zum bis heute einzigen Titel der Nationalmannschaft, ist im Alter von 51 Jahren in den USA gestorben.

Reaktionen auf den Tod von Christian Welp
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Foto: dpa, bs vfd

Kurz atmete Christian Welp an der Freiwurflinie durch, dann verwandelte er die Münchner Olympiahalle in ein Tollhaus. Unvergessen ist dieser Moment, als der Nationalspieler am 4. Juli 1993 im EM-Finale mit dem entscheidenden Korb für den größten Tag im deutschen Basketball sorgte. Und unvergessen bleiben wird Chris Welp. Mit 51 Jahren ist der Held von München gestorben.

"Ich bin schockiert", sagte Svetislav Pesic, Trainer der Mannschaft, die damals mit dem 71:70-Sieg gegen die hochfavorisierten Russen den bis heute einzigen Titel für den Deutschen Basketball Bund (DBB) holte. Früh am Montagmorgen war der Serbe über die Tragödie informiert worden: "Ich habe bereits mit mehreren Spielern aus dem EM-Team gesprochen. Wir sind alle sehr, sehr traurig."

Die früheren Teamkollegen würdigten Welp in einem Nachruf: "Wir können nicht fassen, dass Christian Welp, unser Chris, tot ist. Er war Mannschaftskamerad, langjähriger Weggefährte, Freund. Und er war ein Held", heißt es dort.

Ein Herzinfarkt riss Welp aus dem Leben. In den USA, weit von seiner Heimat entfernt, starb der einstige Weltklasse-Center am Sonntag. Er hinterlässt seine Ehefrau Melanie und drei Kinder. Seit vielen Jahren lebte die Familie in Seattle.

Deutschland hat einen seiner größten Basketball-Helden verloren. Welp, geboren in Delmenhorst, war nach Frido Frey und Uwe Blab der dritte deutsche Spieler, der es in die Profiliga NBA schaffte. Er spielte von 1987 bis 1989 für die Philadelphia 76ers, in der darauffolgenden Saison für die San Antonio Spurs und die Golden State Warriors.

Welp war ein stiller Star, ein Einzelgänger. "Total zurückhaltend, total ruhig, total isoliert, total alleine", beschrieb ihn Mitspieler Mike Koch 20 Jahre nach dem Coup von München. Zum Jubiläum hatte sich die Mannschaft getroffen, einer war nicht dabei. Welp blieb daheim.

Und so schauten sich die Mitstreiter ohne ihn auf Video an, wie es zum Wunder kam. Kai Nürnberger steckt den Ball zu Welp durch, der gleicht drei Sekunden vor Schluss mit einem Dunking zum 70:70 aus und wird gefoult. Der fällige Freiwurf sitzt, die Russen können nicht mehr antworten. Der Rest ist Geschichte.

"Europameister - es kann nicht jeder sagen, dass er das erreicht hat", erklärte Welp. Direkt nach dem Spielende war der wertvollste Spieler (MVP) des Turniers in die Kabine geflüchtet. Typisch für ihn. 18 Jahre später machte es Dirk Nowitzki nach dem Gewinn des NBA-Titels genauso.

Meister wurde Welp in Nordamerika nicht. Aber siebenmal in Deutschland, mit Bayer Leverkusen und Alba Berlin. Dazu feierte der 2,12-m-Riese drei Pokalsiege und holte 1997 mit Olympiakos Piräus den Europapokal der Landesmeister. Seine Karriere beendete er 1999 in Italien.

"Christian war ein großer Basketballer. Zu seiner Zeit war er mit Detlef Schrempf der beste Europäer in der NBA", sagte Pesic: "Er war als Mensch ein bisschen zurückhaltend, das war seine Mentalität. Aber wenn man dann mit ihm sprach, war da ein sehr angenehmer Mann mit Gefühlen."

Mit 10 begann Welp in Osnabrück mit dem Basketball und ging als 18-Jähriger in die USA. Dort spielte er an der Seite von Schrempf für die Huskies an der Universität Washington in Seattle. Von dort aus schaffte er den Sprung in die NBA.

Auch beim DBB löste der Schicksalsschlag Bestürzung aus. "Unser EM-Held von 1993 verstirbt viel zu früh", teilte der Verband am Montagmorgen mit. "Danke, für diese tollen Basketball-Momente!"

(sid)
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