Basketball-EM Die deutsche Taktik: Nowitzki

Düsseldorf · Alle schauen bei der Basketball-Europameisterschaft auf den deutschen Superstar. Er ist die große Figur. Im Team hat er die Führungsrolle allerdings längst an den jungen Schröder abgegeben.

Meilensteine von Dirk Nowitzki in der Nationalmannschaft
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Meilensteine von Dirk Nowitzki in der Nationalmannschaft

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Foto: dpa, dan fpt

Die besten europäischen Basketballteams sollten ab Samstag in der Ukraine sein. Die politisch instabile Lage im Land führte jedoch dazu, dass der Zuschlag für die Ausrichtung der EM im Juni 2014 entzogen und knapp drei Monate später an vier Länder vergeben wurde. Die Vorrunden finden nun in Berlin, Zagreb (Kroatien), Riga (Lettland) und Montpellier, die Endrunde in Lille statt.

Ist es eine "normale" EM? Im Jahr vor Olympischen Spielen geht es immer auch um Tickets für das größte Sportfest. Die Finalisten haben es nach Rio geschafft. Fünf weitere Teams haben noch eine Chance, vielleicht sogar noch weitere zwei. Der Deutsche Basketball-Bund (DBB) wird sich um die Ausrichtung eines der drei Qualifikationsturniere bewerben, die mit jeweils sechs Teams vom 5. bis 11. Juli stattfinden. Die drei Gruppensieger fahren nach Brasilien.

Wie lebt der Olympia-Traum weiter? Auf Platz sieben - das bedeutet: Viertelfinale. Zunächst muss die Vorrunde überstanden werden, und das ist schon eine hammerharte Aufgabe. Die Berlin-Gruppe gilt als die anspruchsvollste. Die Mannschaft von Chris Fleming muss mindestens Vierter werden, um das Achtelfinale zu erreichen. Günstiger wäre eine bessere Platzierung. Nur dann ist wohl nicht Frankreich der Gegner. Der Europameister dürfte in Montpellier den ersten Platz belegen. "Natürlich ist Rio ein Traum. Aber dafür müssen wir uns bei der EM behaupten", sagt Deutschlands Superstar Dirk Nowitzki (37).

Die deutschen Gegner Island gilt morgen (15 Uhr) für viele als idealer Auftaktgegner. Doch Chris Fleming, Bundestrainer seit Ende 2014, warnt vor der Auswahl des Landes, das eher für Handball und - mit Abstrichen - Fußball bekannt ist. Der WM-Zweite Serbien (Sonntag) zählt wie Spanien (Donnerstag), Frankreich, Kroatien und Lettland zu den Titelfavoriten. Die Türkei (Dienstag) und Italien (Mittwoch) schlägt man auch nicht mal mit halber Lunge. "Fünf Spiele in sechs Tagen, das ist schon hart. Es gibt keine leichten Aufgaben", sagt Nowitzki.

Wo wird gespielt? Die Mercedes-Benz-Arena, sonst Spielstätte des Eishockeyklubs Eisbären Berlin, fasst 12 500 Zuschauer. "Die Fans können uns unterstützen, tragen muss sich die Mannschaft selbst", sagt Trainer Fleming.

Was ist möglich? Auch 1993 startete die deutsche Mannschaft in Berlin in die EM. Am Ende besiegte der krasse Außenseiter den Topfavoriten Russland im Finale in München mit 71:70. Der Titel scheint nicht möglich, wenngleich der DBB einen Kader hat, der so talentiert und spielstark ist wie schon lange keiner mehr. "Wir haben eine Mannschaft ohne Geschichte", betont Fleming. Während etwa Topfavorit Frankreich mit sechs NBA-Profis seit drei Jahren mit einem festen Stamm spielt, waren bei der EM 2013 nur Robin Benzing, Heiko Schaffartzik, Alex King und Karsten Tadda dabei. "Wir stecken mitten in einem Entwicklungsprozess", sagt Fleming. Seine Mannschaft hat die Qualität für positive Überraschungen, aber eine Garantie für die Weiterreise nach Lille ist das nicht.

Wo gibt es Probleme? Als sich Center Maik Zirbes am 21. August gegen Lettland verletzte, war für den bis dahin auffälligsten deutschen Spieler der EM-Traum vorbei und die Not unter den Körben noch größer. "Wir mussten leider viele Schläge hinnehmen", sagt Nowitzki mit Blick auf die vielen Absagen von langen Kerlen. Neben Tibor Pleiß muss Debütant Johannes Voigtmann ran - und auch Nowitzki wird ab und an den Center spielen.

Wie wichtig ist Nowitzki? Nach vier Jahren ist der Würzburger zurück im Team. Olympia und sein erstes großes Turnier in der Heimat machten es möglich. Der Schnellste ist er nicht mehr. Die Führungsrolle auf dem Feld hat er an den NBA-Kollege Dennis Schröder (21) abgegeben. Noch immer haben die Gegner den 37-Jährigen, der als Integrationsfigur und Motivator eine große Rolle spielt, auf dem Radar. Und mit seiner Persönlichkeit ist er die Schlüsselfigur für die Öffentlichkeit.

(RP)
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