"Große menschliche Enttäuschung" Fleming kritisiert Absagenflut und streicht Pleiß

Köln · Chris Fleming will seine Enttäuschung nicht verbergen. Die vielen Absagen der Spieler in diesem Sommer haben den Basketball-Bundestrainer getroffen, für den während der EM-Qualifikation abgereisten Tibor Pleiß ist die Türe erst einmal zu.

Das ist Tibor Pleiß
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Foto: dpa/Marius Becker

Monatelang hat sich Chris Fleming auf die Zunge gebissen. Der Bundestrainer hielt für das große Ziel still, macht nach der erfolgreichen Qualifikation für die EuroBasket aber seinem Ärger über die vielen Absagen Luft. "Wenn man eine Einladung hat und keine besonderen Probleme, dann hat man die Verantwortung zu kommen", kritisiert der US-Amerikaner die fern gebliebenen Spieler im SID-Gespräch.

Die Enttäuschung schwingt in jedem Wort mit. Fleming ärgert sich darüber, dass die Nationalmannschaft nicht mehr den Stellenwert hat, den sie verdient. Das wurde richtig deutlich, als sich in diesem Sommer schon vor Beginn der Vorbereitung gleich sieben Spieler abmeldeten.

"Es hat mich überrascht", sagt Fleming rückblickend: "Außer (Heiko, d.Red.) Schaffartzik und (Anton, d.Red.) Gavel, die relativ zeitnah nach der EM gesagt haben, dass sie nicht spielen werden, haben alle zugesagt oder mit der Bedingung zugesagt: Wenn ich gesund bin, dann spiele ich." Abgesehen von Maximilian Kleber (Bayern München) hätten die Rückzieher aber "keine medizinische Basis" gehabt.

Zusätzlich wäre es ihm lieber gewesen, wenn frühzeitig Klarheit in Sachen Dennis Schröder geherrscht hätte. Der NBA-Profi zog sich kurzfristig zurück, weil er bei den Atlanta Hawks nach dem Abschied von Jeff Teague zur Nummer eins als Spielmacher befördert wurde. "Der Trade war schon lange in trockenen Tüchern", klagte Fleming, "auch das kam sehr spät."

Natürlich hat der Bundestrainer für die Entscheidung grundsätzlich Verständnis. Anders sieht es bei Tibor Pleiß aus, der das Nationalteam mitten in der Qualifikation verließ, um sich auf Jobsuche zu begeben. "Es war eine große menschliche Enttäuschung, weil ich Tibor schon lange kenne", so Fleming.

Der Center habe versucht, "in Istanbul seinen NBA-Traum zu verwirklichen", kritisierte Fleming sarkastisch, Pleiß habe seine Mitspieler im Stich gelassen. Der 26-Jährige war offiziell abgereist, um sich in den USA bei Klubs zu empfehlen, hatte dann aber bei Galatasaray unterschrieben. Pleiß sei zu einer Zeit gegangen, "in der überhaupt kein NBA-Training stattfindet".

Als Konsequenz bleibt die Türe erst einmal zu. "Ich würde mich schwer tun, einen Spieler zurückzuholen, der die Mannschaft so verlassen hat", erklärte Fleming. Er habe gar nicht erst versucht, ihn umzustimmen: "In dem Moment, als er es mir gesagt hat, war es für mich vorbei."

Fleming will sich mit Blick auf die EM 2017 "erst einmal auf die Spieler konzentrieren, die uns geholfen haben. Wir haben viele Jungs, die mit einer Selbstverständlichkeit gekommen sind. Die hätten auch Gründe gehabt, das nicht zu tun."

Den fern gebliebenen Spielern redete er eindringlich ins Gewissen. "Selbst wenn EM, WM, Olympia in Tokio oder der Stolz, das Nationaltrikot anzuziehen, nicht für genügend Motivation sorgen, besteht trotzdem eine Verantwortung gegenüber Basketball-Deutschland", sagte Fleming und gab dabei zu bedenken: "Diese Generation hat die Chance, um Medaillen zu spielen und nicht nur dabei zu sein."

(sid)
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