Auf dem Sprung in die NBA Neue Deutsche Basketball-Welle?

Düsseldorf · Der deutsche Basketball-Nationalspieler Daniel Theis steht vor dem Sprung zu den Boston Celtics in der NBA. Damit spielen nächste Saison vier deutsche Spieler in der US-Basketballliga. Auch beim bevorstehenden Draft hat das nächste deutsche Talent gute Chancen in der NBA zu landen.

 Daniel Theis im Trikot der Brose Baskets Bamberg.

Daniel Theis im Trikot der Brose Baskets Bamberg.

Foto: dpa, nic hpl gfh

Eigentlich wollte Aufbauspieler Dennis Schröder Kumpel und Ex-Mitspieler Daniel Theis zu "seinen" Atlanta Hawks locken. Atlanta-Trainer Mike Budenholzer tauchte im Juni sogar bei den Finalspielen der Basketball-Bundesliga (BBL) auf, um den Power Forward der Bamberger zu scouten. Geklappt hat der Coup allerdings nicht, denn Schröder-Kumpel Theis spielt ab der kommenden Saison offenbar für den NBA-Rekordmeister Boston Celtics. Das berichten US-Medien übereinstimmend.

Bei dem Team von der Ostküste, das in der vergangenen Saison auf dem ersten Platz im Osten landete, soll der Nationalspieler einen Zweijahresvertrag erhalten. Offiziell ist der Transfer noch nicht, denn die NBA-Teams dürfen gemäß den Regularien erst ab dem 1. Juli Spieler verpflichten.

Der 25-Jährige zeigte sich in den vergangenen durchaus Wochen selbstbewusst. Als "Nummer 14 oder 15 werde ich sicher nicht gehen", hatte er der "Bild am Sonntag" zu einem möglichen Wechsel in die NBA gesagt. Für Theis wäre es eine späte Belohnung: 2013 war er im Draft, der traditionellen Talente-Wahl, von keiner Mannschaft ausgewählt worden.

Geht der Wechsel von Theis über die Bühne, dann stehen ab der kommenden Saison mindestens vier deutsche Spieler auf NBA-Parkett. Neben Neuzugang Theis geht Schröder in seine fünfte Saison mit den Hawks und hat inzwischen eine Führungsrolle im Team inne. Ex-Bayern-Spieler Paul Zipser will sich bei den Chicago Bulls weitere Spielzeit erarbeiten. In der Schlussphase der zurückliegenden Saison erarbeitete sich Zipser viele Einsatzminuten und gar den Hashtag "Zipsanity". Altmeister Dirk Nowitzki hängt trotz sportlich enttäuschendem Verlauf eine weitere (die 20.!) Saison an seine große NBA-Karriere, die bereits 1998 in Dallas begann.

Hartenstein und Mushidi reifen im Ausland

Bereits in der kommenden Draft in der Nacht auf Freitag, in der die Mannschaften die besten Talente verpflichten können, steht bereits das nächste große deutsche Talent in den Startlöchern. Der 2,16 Meter große Isaiah Hartenstein gilt als gefragter Mann, der schon in der ersten Draft-Runde von einem der 30 Teams gezogen werden könnte. Der 19-Jährige wird vom US-Portal draftexpress an der 30. Stelle geführt.

Ursprünglich hatten sich mit Kostja Mushidi und Moritz "Moe" Wagner zwei weitere deutsche Spieler für den Draft 2017 angemeldet, später allerdings wieder zurückgezogen. Mushidi, der in Düsseldorf aufgewachsen ist, wird sich wohl 2018 erneut anmelden und spekuliert dann auf eine bessere Position im Draft. Wagner spielte im Frühjahr bei einigen Teams vor. Ohne Garantie auf einen festen Vertrag, den nur die Talente in der ersten Runde sicher haben, wollte sich der Ex-Berliner nicht für den diesjährigen Draft anmelden. Auch für Wagner ist ein neuer Versuch im nächsten Jahr durchaus denkbar. Bis dahin spielt er mit den Michigan Wolverines weiter in der College-Liga NCAA.

Gemein ist den Talenten, dass sie ihre ersten Sporen in den Jugendligen des deutschen Basketballs verdienten. In der NBBL und JBBL konnten sie sich in jungen Jahren auf hohem Niveau beweisen und sich mit gleichaltrigen Talenten messen. Die 2006 (NBBL) und 2009 (JBBL) gegründeten Ligen untermauern ihre Funktion und Daseinsberechtigung als Talent-Katalysatoren. Hartenstein und Co. sind Kinder dieser Ligen. In der höchsten deutschen Liga, der BBL spielten sie allerdings nicht (Mushidi) bzw. kaum (Hartenstein, ein Einsatz).

Den nächsten Karriereschritt machten Hartenstein und Mushidi im Ausland. Der gebürtige US-Amerikaner Hartenstein unterschrieb nach seiner Zeit bei den Artland Dragons 2016 beim litauischen Spitzenklub Zalgiris Kaunas, wurde dort 2016 und 2017 litauischer Meister. Im Land der vielen Basketball-Talente konnte sich Hartenstein in Ruhe entwickeln, gleichzeitig in der Euroleague auch internationale Basketball-Luft schnuppern. In 12,7 Minuten erzielte er 4,7 Punkte und 3,5 Rebounds in Litauen.

Auch Mushidi spielte sich im Ausland ins Rampenlicht. Die Karriere startete er beim ART Düsseldorf, über Rhöndorf und Straßburg ging es für den 1,96 Meter großen Flügelspieler zum serbischen Verein Mega Leks in Belgrad, wo er sich mehr Spielzeit erhoffte und auch erhielt: In 22,9 Minuten kam er auf respektable 9,3 Punkte.

Vorspielen auf großer Bühne

Anfang April setzten Hartenstein und Mushidi Duftmarken beim renommierten und von Talentscouts bevölkerten Nike Summit, bei dem die besten Talente in einer Weltauswahl gegen die US-amerikanischen Nachwuchsspieler antreten. Schon Dirk Nowitzki und Dennis Schröder trumpften bei dem jährlichen Event auf und spielten sich in die Notizblöcke der Talent-Späher. Mushidi avancierte mit 14 Punkten zum Topscorer der Weltauswahl, die den USA mit 87:98 unterlag. Hartenstein legte zehn Punkte auf.

Auch in der Junioren-Nationalmannschaft zeigten die beiden, dass sie zusammen spielen können. Bei der U-18-EM 2016 führten sie die DBB-Auswahl auf den vierten Platz und waren beste Scorer ihres Teams. Mushidi feierte 2016 mit der U 18 erstmals den Sieg beim prestigeträchtigen Albert-Schweizer-Turnier. Nächste Herausforderung ist die U19-WM im Sommer in Ägypten.

Möglicherweise steht dann schon der nächste Jungspund im Fokus. Der Frankfurter Isaac Bonga ist ein weiteres vielsprechendes Talent, das 2018 in der ersten Runde bei einem NBA-Team landen könnte. "Draftexpress" sieht den 17-Jährigen im kommenden Jahr aktuell sogar auf dem zehnten Rang im Draft. In der Bundesliga durfte Bonga in 15 Spielen für die Fraport Skyliners auflaufen.

Spielen sich Talente wie Bonga, Mushidi oder Hartenstein in den Vordergrund, ziehen sie reflexartig die Nowitzki-Vergleiche auf sich, insbesondere bei der Größe eines Hartenstein. Die Vergleiche mit Superstar Nowitzki sind allerdings unpassend und unfair. Einen globalen Über-Star vom Format eines Nowitzki wird es so schnell wohl nicht mehr als deutschen Export geben. Dafür vielleicht aber bald eine Reihe grundsolider NBA-Spieler, die das Label Made in Germany tragen.

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