Basketball Kölscher Jung in der NBA

Düsseldorf · Die beste Basketball-Liga der Welt hat einen neuen deutschen Riesen - und der ist Rheinländer. Tibor Pleiß spielt künftig für die Utah Jazz. Zuvor steht aber die Europameisterschaft an.

Das ist Tibor Pleiß
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Foto: dpa/Marius Becker

Als sein Traum Wirklichkeit wurde, schlief er. An jenem nervenaufreibenden Abend Mitte Juli schickte Tibor Pleiß einen unterschriebenen Arbeitsvertrag per Fax über den großen Teich Richtung Salt Lake City. Erst am nächsten Morgen erhielt der 25-Jährige die offizielle Nachricht, dass er bald in der besten Basketballliga der Welt spielen wird. Pleiß zukünftiger Verein Utah Jazz hatte seinen Dreijahresvertrag nach deutscher Zeit in der Nacht unterschrieben - und machte so den Wechsel des 2,18-Meter-Riesen in die NBA perfekt.

"Ich hatte nie Zweifel. Von daher konnte ich in jener Nacht auch sehr gut schlafen", sagte Pleiß im Gespräch mit unserer Zeitung. Sein Engagement in den USA macht das deutsche NBA-Trio um Dirk Nowitzki (Dallas), Dennis Schröder (Atlanta) und Chris Kaman (Portland) zu einem Quartett. Den ein oder anderen Ratschlag von seinen Landsmännern hat sich Pleiß bereits eingeholt. Schließlich bereitet er sich mit Nowitzki und Schröder auf die Europameisterschaft (5. bis 20. September) vor, bei der das deutsche Team seine Vorrundenspiele in Berlin bestreitet: "Klar, man spricht ein bisschen darüber, aber aktuell geht es um die EM. Und darum, dass wir als Team zusammenwachsen und ein gutes Turnier spielen."

Trotz seines jungen Alters hat Pleiß schon für einige Klubs gespielt: Ausgebildet wurde er bei Rhein Energie Köln. 2009 gelang dem schlaksigen 122-Kilo-Hühnen der Durchbruch bei den Brose Baskets Bamberg, mit denen er dreimal in Folge das Double aus Meisterschaft und Pokal gewann. 2012 wechselte er zu Laboral Kutxa Vitoria in die spanische Profiliga ACB, wo er sich zu einem Schlüsselspieler entwickelte. In der vergangenen Saison spielte Pleiß für den FC Barcelona, kam dort jedoch nur unregelmäßig zum Einsatz. Zudem wurde er aufgrund seiner Größe beim spanischen Spitzenklub meist unter dem Korb eingesetzt, und somit einer seiner größten Stärken beraubt - dem Wurf von Außen.

Eine Fähigkeit, die in der NBA - gerade bei großgewachsenen Spielern - nicht zur Serienausstattung gehört. In Salt Lake City kennen sie die Stärke ihres Zugangs. "Er ist groß. Er kann den Ball schießen und ist ein exzellenter Vollstrecker am Ring", lobte Utahs General Manager Dennis Lindsey.

Bevor Pleiß jedoch den Vertrag unterzeichnete, war der in Bergisch Gladbach geborene Profi bei anderen NBA-Klubs im Gespräch. 2010 hatten sich die New Jersey Nets die Rechte an Pleiß gesichert. Diese wanderten dann an Schröder-Klub Atlanta Hawks und von dort zu Oklahoma City Thunder. Im Februar 2015 übernahmen die Utah Jazz die Rechte und kauften Pleiß aus seinem Vertrag beim FC Barcelona heraus. Ein Riesenschritt für den Center, der mit großem Talent ausgestattet ist - jedoch an seiner Kaltschnäuzigkeit arbeiten muss, um in der NBA zu bestehen. Als der heutige Bundestrainer Chris Fleming sein Coach in Bamberg war, sagte er während einer Trainingseinheit: "Tibor, du denkst zu viel nach. Geh einfach raus und wirf den Ball."

Pleiß ist ein Kopfmensch. Während andere Spieler einen schlechten Wurf oder eine Niederlage schnell abhaken, verspürt er den Drang, seine Fehler bis ins Detail zu analysieren. "Die einen nennen das Grübler, die anderen Perfektionist. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen", sagt Pleiß, der sich auf die EM konzentriert: "Das erste Etappenziel ist die ,Todesgruppe' mit Spanien, Serbien, Italien, Türkei, und Island zu überstehen. Dann folgt hoffentlich die Olympia Qualifikation." Ab morgen testen Pleiß und Co. ihre Form in Hamburg. Beim Supercup sind Lettland, Polen und die Türkei die Gegner.

(RP)
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