Düsseldorf Bauer verlässt den Handballbund

Düsseldorf · Der 64-jährige Verbandspräsident tritt wegen interner Streitigkeiten zurück.

Bernhard Bauer hat im internen Machtkampf überraschend aufgegeben. Der Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB) ist nach 547 Tagen von seinem Amt zurückgetreten. "Ich habe erkennen müssen, dass immer wieder Eigeninteressen eine gewichtige Rolle spielen", teilte der 64-Jährige mit, der sich stets als Teamplayer verstand.

Schon während der WM der Männer in Katar im Januar waren Unstimmigkeiten zwischen Bauer und seinem Vize Leistungssport Bob Hanning zutage getreten. Diese nahmen an Schärfe zu, als Bauer dem gut vernetzten Manager des Bundesligisten Berlin Egoismus vorwarf. Auslöser war, dass Hanning dem früheren Nationalspieler Stefan Kretzschmar den Posten des Frauen-Bundestrainers angeboten und sich dabei angeblich im Alleingang über die Arbeit der Trainerfindungskommission beim DHB hinweggesetzt hatte. Der Posten ging an den Dänen Jakob Vestergaard.

Zudem hatte es in den vergangenen Tagen Differenzen zwischen der Berliner Handball-Fraktion und Bauer gegeben, weil dieser sich mit Blick auf die Olympiabewerbung angeblich für Hamburg stark gemacht hatte - zumindest öffentlich hat er dies nie getan. Eine Pressemitteilung des Sportausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus offenbarte tiefe Gräben. "Der Rücktritt von Bernhard Bauer bietet die Chance, die Wunden zwischen der Sportstadt Berlin und dem Handballbund wieder zu heilen", hieß es.

Bauer war am 21. September 2013 in Düsseldorf zum Präsidenten gewählt worden. Bei seinem Amtsantritt standen er und seine Mitstreiter vor einem Berg von Problemen. Vor allem musste das schlingernde Schiff Nationalteam wieder auf Kurs gebracht werden. Dies glückte bereits in Katar, wo mit Platz sieben die Teilnahme an einem der drei Olympia-Qualifikationsturniere für Rio 2016 geschafft wurde.

Das DHB-Präsidium wird nun einen außerordentlichen Bundestag einberufen, um einen Präsidenten wählen zu lassen. Der Termin ist noch offen. Laut DHB-Geschäftsordnung übernehmen Generalsekretär Mark Schober oder die fachlich zuständigen Vizepräsidenten vorerst Bauers Aufgaben. Der 64-Jährige hat vieles angestoßen und war mit seinem Auftreten ein perfekter und Brücken bauender Botschafter des deutschen Handballs. Sein Rücktritt überraschte alle.

(sid/RP)
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