Hohe Belastung Wenn Busfahren zum Problem wird

Düsseldorf · Sportler könnten innerhalb kurzer Zeit viele Spiele absolvieren. Was schlaucht, sind die Transfers mit Bus oder Flugzeug.

 Carlo Ancelotti steigt aus dem Bus des FC Bayern.

Carlo Ancelotti steigt aus dem Bus des FC Bayern.

Foto: dpa, geb hjb

Stundenlang im Bus unterwegs sein, die nervige Warterei im Flughafen, bis es endlich losgeht, der Versuch, Schlaf zu finden - für Profisportler endet der Stress bei Auswärtsspielen nicht mit dem Abpfiff. Neben der körperlichen und mentalen Belastung gehören die Reisestrapazen zum Gesamtpaket, das irgendwann, so Kurt Steuer, Konsequenzen hat. "Wenn Sie mich als Mediziner fragen, muss ich sagen, dass die Belastungen für diese Arbeitnehmer grenzwertig sind", sagt der Orthopäde. "Unter dem Strich werden sie dafür zahlen", ergänzt der Bonner Chefarzt. Steuer ist seit September 2013 für die Handball-Nationalteamt der Männer verantwortlich. Raum schaffen für genügend individuelle Regeneration ist eine der großen Herausforderungen des Spitzensports, in der die Eigenverantwortung des Aktiven immer wichtiger wird.

"Theoretisch könnten die Profis jeden Tag ein Spiel bestreiten. Aber sie brauchen auch Zeit, um die Köpfe freizubekommen. Nur dann können sie auch ihre optimalen Leistungen abrufen", betont Alois Teuber. Der Orthopäde gehört zum medizinischen Stab der Düsseldorfer EG, deren Profis in der Deutschen Eishockey Liga spielen. Nun kritisierte auch Joachim Löw die Kreativität der Funktionäre. Mit neuen Wettbewerben oder Veränderungen des Modus denken sie zuletzt an die Gesundheit der Sportler. "Man sollte das Rad nicht überdrehen", stellte der Fußball-Bundestrainer fest. Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sieht den Punkt gekommen, an dem "unsere Spieler zu oft auf dem Platz stehen. Wir müssen die Belastung reduzieren. Es muss mehr um den Fußball und weniger um das Finanzielle und Politische gehen". Die Feststellung könnte auch von den Vertretern anderer Spielsportarten stammen. Dabei ist man beim FC Bayern sogar noch in einer komfortablen Situation. Die Qualität des Kaders ist so groß, dass Trainer Carlo Ancelotti viel rotieren kann.

In der Basketball-Hochburg Bamberg ist man froh, sich ab dem 6. April auf die Titelverteidigung konzentrieren zu können. Der Meister spielt in dieser Saison in zwei Ligen, da 16 Teams die Euroleague bilden und in der Vorrunde damit 30 Spiele zusätzlich auf dem Programm stehen. Eine Herausforderung nicht nur für die Aktiven. "Durch die Euroleague entwickelt sich der Basketball von einem Trainerspiel zu einem Spielerspiel. Wenn man fünf Partien in zehn Tagen hat, dazu noch quer durch Europa reist, bleibt keine Zeit zum Trainieren", sagt Chefcoach Andrea Trinchieri. Profis zu finden, die einen hohen Basketball-IQ haben, sei die Aufgabe, Niederlagen gegen vermeintlich schwächere Teams seien dennoch nicht überraschend.

"Die Spieler bewegen sich am körperlichen Limit. Aber der Spielplan lässt keinen Platz für Verschnaufpausen", betont der Italiener. Doch Spiele in München beim Tabellendritten FC Bayern, zwei Tage später in Vitoria (Spanien), 48 Stunden später - erneut in der Euroleague - in Mailand und nach drei Tagen das Spitzenspiel in eigener Halle gegen Ulm nennt Trinchieri unglücklich.

Die mentalen Anforderungen im Basketball und Handball sind enorm. Die eigenen Spielzüge und die des Gegners in den Kopf zu bekommen und innerhalb kürzester Zeit auch umsetzen und reagieren zu können - als das ist nicht einfach. Das müssen vor allem die Spitzenspieler meistern, die in der Regel die meiste Zeit auf dem Feld stehen und gefordert sind, wenn es eng wird.

Darius Miller mag diese Situation allerdings. "Jede Woche gegen die Besten des Kontinents anzutreten, ist toll für uns und die Fans. Und jeder von uns spielt viel lieber, als dass er trainiert. Aber die Belastung ist extrem. Da geht es weniger um die Spiele als um die Zeit in Bussen, an Flughäfen und im Flugzeug. Das schlaucht", sagt der Bamberger US-Profi. "Wir haben Verhältnisse wie in der NBA, ohne allerdings den Luxus von NBA-Teams zu haben, die überallhin per Privatjet reisen können", ergänzt der 27-Jährige.

(RP)
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