Solingen Bergischen Handballern gelingt großer Coup

Solingen · Der um den Klassenerhalt kämpfende Erstligist siegt überraschend gegen die Rhein-Neckar Löwen.

Es ist bislang die Saison der Überraschungen. Dafür verantwortlich sind die Mannschaften, die in der Handball-Bundesliga nur um den Klassenerhalt kämpfen und den Anwärtern auf die Deutsche Meisterschaft Punkte abknöpfen. Nach HBW Balingen-Weilstetten gegen den THW Kiel hat jetzt der Bergische HC aufhorchen lassen, indem er den Rhein-Neckar Löwen die erste Niederlage verpasst hat. Der 24:23 (9:11)-Erfolg war ein Produkt einer leidenschaftlichen Abwehrleistung gegen den Champions League-Teilnehmer, der nie seinen Rhythmus gefunden hat.

Vor einem Jahr hatte der Bergische HC ebenfalls in der frühen Phase der Saison für Furore gesorgt, als der HSV Handball aus Hamburg vom damaligen Aufsteiger deklassiert worden war. Dieses Erfolgserlebnis hatte der Mannschaft von Trainer Sebastian Hinze so viel Selbstbewusstsein verliehen, dass sie sich in der Hinrunde ein derart großes Punktepolster verschaffte, um trotz einer längeren Durststrecke den Klassenerhalt zu feiern - am vorletzten Spieltag mit einem Auswärtssieg bei einem weiteren Großen der Liga, den Füchsen Berlin.

Nichts anderes als der Klassenerhalt zählt für den vor acht Jahren aus den Profi-Abteilungen der SG Solingen und des LTV Wuppertal gegründeten Fusionsclub aus dem Bergischen Land auch in dieser Spielzeit. Der Kader wurde ausgedünnt, allerdings kaum verändert beziehungsweise verstärkt. Die Außenspieler Moritz Preuss (TSV Bayer Dormagen) und Nils Artmann (OSC Löwen Duisburg) kamen aus der Dritten Liga. Der dritte Neuzugang ist der Serbe Milos Dragas (Metaloplastica Sabac), der gegen die Rhein-Neckar Löwen seine Erstliga-Premiere gefeiert hat.

Die größte Lücke hinterlassen hat Michael Hegemann (37), der in den letzten beiden Spielzeiten im Innenblock die Deckung zusammengehalten hatte. Der ehemalige Nationalspieler zog sich aus beruflichen Gründen in die Zweite Liga zu TuSEM Essen zurück, weswegen BHC-Coach Sebastian Hinze in der Vorbereitung viel experimentierte, um den besten Nebenmann für den neuen Abwehrchef Maximilian Weiß zu finden. Wie die ersten Auftritte des mit zwei Siegen, einem Unentschieden und zwei Niederlagen gestarteten Tabellenelfte zeigen, können Fabian Gutbrod oder Maximilian Hermann den Hegemann-Abgang adäquat auffangen. Oder aber Moritz Preuss, der nach überstandener Knieverletzung und einem 60 Sekunden-Einsatz in der Vorwoche zum ersten Mal Verantwortung übertragen bekam. Ausgerechnet der 19-Jährige war nach seiner Einwechslung Mitte der zweiten Hälfte drei Mal nicht zu halten und vollstreckte jedes Mal vom Kreis eiskalt gegen die Titelanwärter aus Baden zum sensationellen Zwischenstand von 21:17 (51.).

Mit dem Rücken zur Wand reagierten die Rhein-Neckar Löwen und stellten um. Eine extrem offensiv ausgerichtete 5:1-Deckung sollte die Gastgeber vor große Probleme stellen. Tatsächlich wirkten die Bergischen Löwen nun ideenlos, und der Tabellenführer kam wieder heran. Kristian Nippes, Max Hermann und Fabian Gutbrod setzten sich noch mit Einzelaktionen durch, doch in der Schlussphase wollte im Abschluss gar nichts mehr gelingen. Auf 23:24 hatten die Mannheimer bereits verkürzt, da kam Patrick Groetzki zu einem Gegenstoß. Schlussmann Björgvin Gustavsson parierte und rettete damit einen sensationellen Sieg. In den Schlusssekunden stand sie nämlich wieder, die leidenschaftliche Abwehr des BHC. An diesem einen Tag waren die Bergischen Löwen die Könige der Löwen.

(RP)
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