Nordische Kombination "Die Deutschen haben Standards gesetzt"

Lahti/Düsseldorf · 16 Jahre ist Bjarte Engen Vik erfolgreichster Nordischer Kombinierer der WM-Historie. Dann löst ihn Johannes Rydzek ab. Nagt das am Norweger? Nein, er ist begeistert von den Deutschen. Die holen auch noch das vierte mögliche Gold.

Eric Frenzel und Johannes Rydzek gewinnen WM-Gold im Teamsprint
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Frenzel und Rydzek gewinnen Gold im Teamsprint

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Foto: dpa, hsc lof

Das Leben hielt in dieser Woche gleich zwei nachhaltige Veränderungen im Leben des Bjarte Engen Vik bereit. Seit gestern ist der Norweger 46 Jahre alt, geht also nach den Erfahrungswerten des Volksmundes stark auf die 50 zu. Zwei Tage zuvor verlor Vik den Titel des erfolgreichsten Nordischen Kombinierers der WM-Historie. 16 Jahre hatte er diese Wertung angeführt. Seitdem er bei der WM 2001 im finnischen Lahti mit zwei weiteren Goldmedaillen seine Bilanz auf fünf goldene und drei silberne ausgebaut hatte. Doch dann kam dieser Mittwoch, und Johannes Rydzek gewann ebenfalls sein insgesamt fünftes WM-Gold. Auch in Lahti. Weil der Allgäuer zu diesem Zeitpunkt zudem vier Silbermedaillen und eine bronzene vorweisen konnte, steht er seitdem an der Spitze der Rekordliste.

Für Vik ist die Ablösung durch Rydzek ein logischer Schritt. "Johannes ist ein kompletter Athlet und ein würdiger Nachfolger als Rekordhalter", sagte der Norweger unserer Redaktion. Viel Spielraum für Interpretationen blieb Vik indes nicht, denn auch er verfolgt natürlich die Dominanz der deutschen Kombinierer in diesem Winter, die in 18 Weltcupsiegen bei 19 Einzelrennen schon vor der WM ihren Ausdruck fand. Und in Lahti selbst setzten die Deutschen noch einen drauf: Gestern gewannen sie in Person von Rydzek und Eric Frenzel im Team-Sprint über 2x7,5 Kilometer auch die vierte von vier möglichen WM-Titeln 2017.

"Ich bin ehrlich ergriffen. Das Rennen ist genauso gelaufen, wie wir es uns erhofft haben. Heute Abend dürfen die Jungs auch mal ein Bierchen trinken", sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch in der ARD, während Frenzel im Nachgang über Schlussläufer und Vierfach-Weltmeister Rydzek und dessen Sieg im Zielsprint gegen die Norweger sagte: "Johannes hat es halt mal wieder weltmeisterlich gemacht." Der Deutsche Skiverband (DSV) knackte mit jetzt schon sechs Goldmedaillen zudem den 43 Jahre alten deutschen WM-Rekord. Die DDR hatte 1974 im schwedischen Falun fünfmal Gold und sechsmal Silber geholt.

Angesichts solcher Leistungen ist Bjarte Engen Vik überzeigt, dass seine Sportat nach dieser Saison eine andere ist. "Was die Deutschen leisten, ist wirklich erstaunlich. Sie haben neue Standards gesetzt, im Springen wie im Laufen", sagte er. Rydzek und Frenzel, die bis zum Weltcupfinale am 19. März vor heimischen Publikum in Schonach im Schwarzwald den Sieg im Gesamtweltcup unter sich ausmachen, haben es Vik im Speziellen angetan. "Die beiden springen so gut, sie sind dazu noch so schnell in der Loipe unterwegs, und sie sind auch noch taktisch gewieft. Das beeindruckt mich", sagte der Doppel-Olympiasieger von Nagano 1998 und zweimalige Gesamtweltcup-Sieger.

Vik war am Ende also nur zwei Tage lang die Nummer zwei der Rekord-Kombinierer. Seit gestern ist er nämlich nur noch Dritter. Frenzel zog auch an ihm vorbei. Und das an Viks Geburtstag.

Top Ten Die erfolgreichsten Kombinierer bei Nordischen Ski-Weltmeisterschaften (Gold/Silber/Bronze): 1. Johannes Rydzek (seit 2011) 6/4/1 2. Eric Frenzel (seit 2009) 5/5/ 2 3. Bjarte Engen Vik (Norwegen/1995-2001) 5/3/0 4. Jason Lamy Chappuis (Frankreich/2009-2015) 5/0/5 5. Ronny Ackermann (Deutschland/2001-2009) 4/5/1 6. Kenji Ogiwara (Japan/1993-1999) 4/0/1 6. Ulrich Wehling (DDR/1972-1980) 4/0/1 6. Johan Gröttumsbraten (Norwegen/1924-1932) 4/0/1 9. Fred Börre Lundberg (Norwegen/1991-1999) 3/3/0 10. Felix Gottwald (Österreich/1997-2011) 3/2/6

(klü)
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