Borussia Mönchengladbach Hecking passt in Eberls Profil

Mönchengladbach · Borussias Sportdirektor Max Eberl will schnell einen Nachfolger für den entlassenen Cheftrainer präsentieren. Dabei hat er sein Auge auf einen ehemaligen Gladbacher Polizisten geworfen.

Dieter Hecking und André Schubert begegneten sich in der vergangenen Saison als Wolfsburg- und Gladbach-Trainer.

Dieter Hecking und André Schubert begegneten sich in der vergangenen Saison als Wolfsburg- und Gladbach-Trainer.

Foto: Dirk Päffgen

Dieter Hecking wurde schon in Mönchengladbach gesichtet. Oder ganz viele Dieter Heckings. Jedenfalls gibt es viele Augenzeugen, die den Fußball-Lehrer in den vergangenen Tagen gesehen haben wollen in der Stadt, deren liebstes Kind der kriselnde Fußballverein Borussia ist. Mit Manager Max Eberl, bei Präsident Rolf Königs, in einem Café, im Hotel...

Angeblich hatte er schon einen Vertrag als Trainer unterschrieben, bevor Borussia am Dienstagabend 1:2 gegen Wolfsburg verlor. Ein moralisches Unding wäre das nicht mal gewesen, schließlich war da schon klar, dass die Zeit von André Schubert nach dem Spiel enden würde. Und wohl auch, dass Hecking, 52, der Nachfolger würde.

Was das Spiel im Borussia-Park pikant machte. Schließlich spielte sein wohl künftiger Klub gegen den Ex-Verein, denn in Wolfsburg war Hecking wegen Erfolglosigkeit am 17. Oktober entlassen worden. Kenner wissen, dass er "wieder Bock" hat auf einen Trainerjob — was er dann im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" bestätigte: "Ich könnte schon morgen wieder anfangen." Das tut er quasi. In Gladbach, vermutlich mit einem Vertrag bis 2019 ausgestattet. Bestätigt hat Borussia das noch nicht, wahrscheinlich aber wird heute oder morgen Vollzug gemeldet.

Gladbach und Hecking, das gab es schon mal. Er war Polizist in Gladbach, Dienstgrad Polizeimeister. Und er wurde bei Borussia Profi. Das war 1983. Still und ruhig sei er damals gewesen, berichten Zeitgenossen, "ein vernünftiger junger Mann". Und ein offensiver Mittelfeldspieler, der auch hängende Spitze sein konnte. Beides war er binnen der zwei Jahre als Borusse nicht oft, er machte nur sechs Spiele.

Inzwischen ist Hecking gestandener Bundesligatrainer und Familienvater (fünf Kinder). Er ist (geboren in Castrop-Rauxel, aufgewachsen in Soest) ein Westfale, wie er im Buche steht: ehrlich, kernig, bodenständig, aber auch stur, alles in allem authentisch. "Es ist nicht mein Stil, mich zu inszenieren", sagt Hecking. Nach 31 Jahren kehrt er nun zurück nach Gladbach als logischer Trainerkandidat. Logisch, weil er der Jobausschreibung, die Eberl am Mittwoch beschrieb, in vielen Punkten entspricht. Eberl will einen Trainer, der Stabilität bringt und darauf aufbaut, der dem Team Sicherheit, Selbstvertrauen und Spielkultur zurückgibt, es in andere Tabellenregionen in der Liga führt, in der Europa League und im Pokal möglichst erfolgreich ist und zur Philosophie des Klubs passt. Hecking ist ein erfahrener Trainer; er hat Aachen in die Bundesliga geführt; in Nürnberg baute er mit vielen jungen Spielern ein schlagkräftiges Team auf, mit dem er Sechster wurde; in Wolfsburg war er zunächst Krisenmanager, führte den VfL dann in die Europa League, wurde Vizemeister, Pokal- und Supercup-Sieger und schaffte in der Champions League einen aufsehenerregenden Sieg gegen Real Madrid.

Aus der Krise in Wolfsburg, die ihn den Job kostete, hat er "viel mitgenommen", zum Beispiel: "Ich hätte in dieser Phase noch mehr auf die Spieler einwirken sollen, noch mehr gegensteuern sollen", sagte der Trainer des Jahres 2015 der "SZ". Und: "Die Bühne Champions League kann süchtig machen." Diese Sehnsucht teilt er mit den Borussen. Der Weg zurück ist aber lang. Klar ist auch, dass Hecking eine neue alte Fußballsprache mitbringen wird. Für ihn ist "Pressing" noch "vorne draufgehen". Was er aber vor allem zurückbringen soll, nennt jeder gleich: Erfolg.

(kk)
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