Großes Interview Arthur Abraham ist dick im Geschäft

Hamburg/Berlin (RPO). Jetzt ist Arthur Abraham wirklich ganz dick im Geschäft. Der 30 Jahre alte Profiboxer eröffnet am Samstag in einer Woche in Berlin mit seinem Duell mit US-Topstar Jermain Taylor das 50 Millionen Euro schwere "Super-Six-Turnier" im Supermittelgewicht, in dem bis 2011 der Weltmeister der WBA und WBC ermittelt wird. Und er muss durch den Aufstieg um eine Gewichtsklasse fast vier Kilo weniger vor dem Kampf abnehmen, als früher im Mittelgewicht.

Boxen: Arthur Abraham - Mahir Oral
20 Bilder

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76,2 Kilo muss er nun am kommenden Freitag auf die Waage bringen, früher waren es immer 72,54 Kilogramm. Mit Hunger- und Saunakuren hatte er sich kurzfristig abgemagert, solche Gewaltaktionen braucht er nun nicht mehr. Davor, dass die kommenden Gegner durch das höhere Gewicht auch größerer Schlagstärke haben, hat "King Arthur" keine Angst. Schon als Mittelgewichtler hatte er oft schwere Gegner im Sparring, und der unbesiegte Boxer beendete selbst 24 seiner 30 Kämpfe vorzeitig.

Der Amerikaner ist wie Abraham aus dem Mittelgewicht aufgestiegen. Er war in der niedrigeren Gewichtsklasse 2005 Vierfach-Champion und hat unter anderem Topstar Bernard Hopkins geschlagen. "Er ist eine lebende Legende", meint der Berliner.

Das große Interview

Arthur Abraham, noch eine Woche bis zu Ihrem ersten Kampf im "Super-Six-Turnier" in Berlin gegen Jermain Taylor. Wie ist Ihre Vorbereitung verlaufen?

Arthur Abraham: "Die Vorbereitung ist absolut nach Plan verlaufen. Genau so, wie wir uns das vorgestellt haben. Zum Glück gab es keine Verletzungen, das ist immer das Wichtigste. In den vergangenen Wochen hatten wir die Sparringsphase, davor Kraft und Kondition. Jetzt unmittelbar vor dem Kampf geht es etwas ruhiger zu. Der Trainer hat mich insgesamt ganz schön beschäftigt."

Sie sind eine Gewichtsklasse aufgestiegen und haben damit weniger Probleme mit dem Gewichtmachen vor einem Kampf. Wie wichtig ist das für Sie?

Abraham: "Dass ich jetzt eine Gewichtsklasse höher boxe, ist eine ganz große Erleichterung. Ich muss jetzt nur noch vier Kilo bis zum Wiegen abnehmen. Vorher waren es immer acht Kilo, bis ich das Kampfgewicht erreicht hatte. Jetzt kann ich gut essen und trinken, das ist auch gut für die Seele. Noch muss ein bisschen was runter. Aber das ist kein Problem, alles easy."

Wie groß wird die Umstellung im Kampf? Ihre Gegner sind ja nun auch alle schwerer? Wie waren Ihre Eindrücke aus dem Sparring?

Abraham: "Die Sparringspartner waren genauso schwer und hatten die gleiche Reichweite wie Jermain Taylor. Das waren richtig große Kerle. Die konnten auch richtig hart zuhauen. Dafür sind sie nicht so schnell wie früher im Mittelgewicht. Da habe ich übrigens auch schon öfter Supermittelgewichtler als Sparringspartner gehabt."

Ihr Gegner Jermain Taylor gilt als einer der besten Boxer der letzten Jahre weltweit. Was sagen Sie zu ihm?

Abraham: "Taylor ist eine lebende Legende. Er hat die ganz Großen geschlagen wie Bernard Hopkins und Winky Wright. Er hatte alle vier Gürtel im Mittelgewicht. Jetzt will er wie ich Weltmeister im Supermittel werden. Er haut wie ein Pferd. Wenn ich auch nur eine Sekunde im Kampf nicht aufpasse, ist es vorbei. Ich muss immer hellwach sein."

Bei dem Vertrauen in Ihre eigene Schlagstärke müssen Sie dann ja eigentlich davon ausgehen, dass der Kampf nicht über die volle 12-Runden-Distanz geht...

Abraham: "Ich gehe immer davon aus, dass ein Kampf über die Zeit geht, und bereite mich entsprechend auf die volle Distanz vor. Aber wenn mir ein K.o. gelingt, ist das um so schöner, dann muss ich weniger schwitzen."

Sie waren Weltmeister im Mittelgewicht, wo auch Kelly Pavlik und Felix Sturm Titelträger sind. Warum haben Sie Ihren IBF-Titel niedergelegt und sind aufgestiegen, statt mit Sturm und Pavlik den "Super-Champion" auszuboxen?

Abraham: "Ich habe die Gewichtsklasse auch gewechselt, weil ich eine neue Herausforderung gesucht habe. Die Vereinigungskämpfe mit Felix Sturm und Kelly Pavlik haben ja leider nicht geklappt. Jetzt kämpfen eben die besten Supermittelgewichtler gegeneinander. Wer diese Hölle durchmacht, ist wirklich der Champion der Champions. Aber vielleicht können die Kämpfe mit Sturm und Pavlik doch noch klappen. Vielleicht steigen die beiden ja auch in Zukunft eine Gewichtsklasse auf. Es würde mich freuen."

Sie haben einen wichtigen Teil Ihrer Vorbereitung auf Usedom absolviert, haben dabei aber auch ein Training für Schulkinder absolviert. Lenkt so etwas nicht ab?

Abraham: "Ich bin Botschafter für die Insel Usedom, die wirklich sehr schön ist. Ich wollte als Dank für die Unterstützung der Menschen dort etwas zurückgeben. Deshalb habe ich diese Trainingseinheit an einem trainingsfreien Tag gemacht. Da waren etwa 60 bis 70 Schulkinder. Ich habe da ein bisschen mitgemacht, das war viel Spaß. Das war eine schöne Geschichte, und als Profi muss man solche Aktionen auch in seine Kampfvorbereitung integrieren können."

Vor einem Kampf bereiten Sie sich circa sechs Wochen intensiv mit Trainer Ulli Wegner vor. Wie halten Sie sich in der Zeit dazwischen auch angesichts vieler Termine fit?

Abraham: "Es gibt natürlich zahlreiche Übungen, die man auch zuhause machen kann, um fit zu bleiben. Viele davon zeige ich auch auf der DVD "Power Workout mit dem Box-Weltmeister", die seit dieser Woche zu kaufen ist. Die ist für Leute gedacht, die keine Gelegenheit haben, in ein Fitnessstudio zu gehen oder das nicht so gerne möchten. Die können jetzt die DVD einlegen und zuhause trainieren."

(SID/chk)
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