Box-Spektakel in Berlin Arthur Abraham wird erwachsen

(RP). Der sichtlich gereifte gebürtige Armenier mit dem deutschen Pass tritt um 23 Uhr in Berlin gegen den US-Amerikaner Taylor an. In der neuen Turnierform ermitteln die sechs besten Supermittelgewichtler bis zum Sommer 2011 die Nummer eins.

"Super Six Turnier": Kämpfer im Stenogramm
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Foto: ddp

Es war einmal ein Faustkämpfer, den nannten sie den Box-Schlumpf. Arthur Abraham schlug sich im Ring tapfer. Die große Anerkennung blieb aus, was vor allem an seiner recht albernen Aufmachung gelegen haben mag. Schlumpfmütze auf dem Kopf, Schlumpflied beim Einmarsch. Glücklicherweise meldete sich irgendwann Vader Abraham (also der von den Schlümpfen) zu Wort und untersagte gerichtlich den Klamauk.

Für Abraham, 29, war das die Chance, erwachsen zu werden. "König Arthur" heißt er heute — und der Regent ist ganz versessen darauf, sein Reich zu vergrößern. Sein Feldzug beginnt in Berlin, in der O2-Arena, in seinem Wohnzimmer, wie er eifrig betont. Es soll ein ganz besonderes Spektakel werden. Weltpremiere, ein großes Ding. Arthur Abraham mittendrin. Logisch. Die so genannten Super Six World Boxing Classic. Bis zum Sommer 2011 treten die sechs vermeintlich stärksten Akteure im Supermittelgewicht gegeneinander an.

Der gebürtige Armenier Abraham, der seit Jahren den deutschen Pass besitzt, trifft zunächst heute (23 Uhr/live in der ARD) auf Jermain Taylor (USA). In Nottingham steigen ebenfalls heute der Brite Carl Froch (WBC-Champion) und Andree Dirrell in den Ring. Noch dabei sind der dänische WBA-Weltmeister Mikkel Kessler sowie Andre Ward (USA), Olympiasieger 2004. Gesucht wird der Superchampion.

Abraham, bislang IBF-Weltmeister im Mittelgewicht (Limit bis 72,574 kg) , ist für die neue Herausforderung eine Gewichtsklasse aufgestiegen und boxt nun im Supermittelgewicht (bis 76,302 kg).

Ein riskantes Vorhaben. Abrahams Kontrahenten boxen nämlich schon seit Jahren in dieser Klasse, sind größer, schlagen härter und tragen das Prädikat "besonders erfahren". Für ihn kein Grund, in Ehrfurcht zu erstarren. "Deshalb habe ich doch keine Angst. Wer Angst hat, wird nie ein Großer", verkündet er. "Wenn ich Angst hätte, dürfte ich nicht in den Ring gehen, dann darfst du nicht boxen."

Abraham hat sich von ganz unten nach oben gekämpft. Er besitzt ein schmuckes Haus, gleich ein paar Autos, und auch sonst mangelt es ihm an nichts. Ein Umstand, der ihn nachdenklich macht. "Ich stehe oft da und frage mich, ob mir das wirklich alles passiert ist", erzählt er. "Es ist ein tolles Gefühl zu sehen: Du bist wer, die Leute gucken dich an und sagen: Der Arthur hat es geschafft. Der geht konsequent seinen Weg und wird belohnt."

Für seinen Arbeitgeber, den Berliner Box-Promoter Wilfried Sauerland, ist Abraham ein Glücksfall, der einer darbenden Branche wieder etwas mehr Beachtung verschaffen soll. Denn der Sport steckt tief in der Krise. Die ganz großen Kämpfe gibt es nicht mehr. Höchstens wenn die Klitschkos auftreten, fließen hohe Gagen. Beim Super-Six wird bewusst kräftig gestrotzt. Ein US-Sender hat sich die Übertragungsrechte gesichert und überweist — geschätzt - 50 Millionen Dollar. Jedem der sechs Boxprofis, deren Gesamtbilanz (161 Siege, 1 Remis, 4 Niederlagen) imponiert, wird somit garantiert, fortan als Millionär durchs Leben zu gehen.

"Ich gehe ein hohes Risiko ein", sagt Abraham. "Doch ich brauche diesen Kick. Egal was passiert, ich bin vorbereitet. Im Kampf werde ich zum Tier. Ich werde der Welt beweisen, dass ich der Beste in dieser Klasse bin." König Arthur eben.

(RP)
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