Halbmittelgewicht Titel-Verlust haut Culcay nicht um

Ludwigshafen · Jack Culcay hat seinen WM-Titel im Halbmittelgewicht verloren. Für die Karriere des Darmstädter Profiboxers war die knappe Niederlage dennoch ein Schub.

 Jack Culcay (links) gegen Demetrius Andrade.

Jack Culcay (links) gegen Demetrius Andrade.

Foto: dpa, cdt sab

Als Jack Culcay um kurz nach 1:00 Uhr am Sonntagmorgen mit lädiertem Gesicht und Kapuze über dem Kopf den Presseraum betrat, standen seine Pläne für die nahe Zukunft bereits fest. "Morgen gehe ich schon wieder Laufen", sagte der Profiboxer aus Darmstadt, der eine Stunde zuvor seinen WM-Titel im Halb-Mittelgewicht verloren hatte. Der Schützling von Trainer-Ikone Ulli Wegner will sich durch die knappe Niederlage gegen den US-Amerikaner Demetrius Andrade nicht umhauen lassen - ganz im Gegenteil.

Denn so paradox es auch klingen mag, das 1:2 bei den Punktrichtern nach einem guten Fight gegen den ungeschlagenen "Boo Boo" Andrade (24 Siege in 24 Kämpfen) hat die Karriere Culcays (22 Siege, 2 Niederlagen) vorangebracht - auch wenn Wegner seinen letzten verbliebenen Champion verloren hat. Schließlich hat sich "Golden Jack", der bei den Buchmachern in Las Vegas als krasser Außenseiter (1:20) gehandelt worden war, im Titelkampf des Verbands WBA wesentlich besser geschlagen als von den Experten erwartet.

Vor allem das Andrade-Management war voll des Lobes über die kämpferisch starke Vorstellung des bislang letzten deutschen Amateur-Weltmeisters (2009) in der Ludwigshafener Friedrich-Ebert-Halle - in der einige Plätze leer geblieben waren. Culcay habe sich durch seinen beherzten Kampfstil einen Namen in Übersee gemacht, sein Marktwert sei in die Höhe geschossen, und er werde sicher große Kämpfe in den Staaten bekommen, meinte die US-Delegation unisono.

Promoter Wilfried Sauerland und Wegner hörten das gerne. "Eigentlich war ich von Jacks Sieg überzeugt. Aber in den ersten Runden war es ein bisschen zu wenig. Die knappe Niederlage geht in Ordnung", sagte Wegner über seinen 31 Jahre alten Schützling: "Dennoch hat Jack großes Potenzial, er ist sehr vielseitig. Seine Hingabe und seine tolle Moral sagen alles über ihn - man muss ihn einfach gern haben."

Auch Sauerland hatte den Deutsch-Ecuadorianer richtig lieb. Schließlich winken nun dicke Börsen in Übersee. Um die Wahrscheinlichkeit möglicher Top-Kämpfe in der Zukunft noch ein wenig zu steigern, lobte der Promoter seinen Boxer zusätzlich in den höchsten Tönen: "Er hat einen tollen Kampf geliefert, ist über sich hinausgewachsen und hat Andrade mehr zugesetzt, als der erwartet hatte."

Dennoch reichte es am Ende nicht für die erhoffte Revanche nach zehn Jahren. Bereits 2007 standen sich Culcay und Andrade bei der Amateur-WM gegenüber. Der Südhesse war kurzfristig ins Team gerutscht, hatte gegen den späteren Turniersieger aber keine Chance. Danach stieg Andrade in den USA zum Star und zum Profi-Weltmeister auf. Seinen WBO-Titel verlor er 2015 nicht im Ring, sondern am grünen Tisch.

Für das Boxen in Deutschland war der Culcay-Kampf der Auftakt in einen spannenden Frühling. Bis Ende April stehen vier weitere heiße Kämpfe auf dem Programm. Am 25. März steigt Weltmeister Tyron Zeuge in Potsdam gegen Isaac Ekpo aus Nigeria in den Ring. Marco Huck boxt am 1. April in Dortmund gegen Mairis Briedis (Lettland), Arthur Abraham am 22. April in Erfurt gegen Robin Krasniqi (München).

Zum großen Finale tritt dann der Wahl-Hamburger Wladimir Klitschko am 29. April gegen den Briten Anthony Joshua im Schwergewichts-Fight vor 90.000 Zuschauern im Londoner Wembley-Stadion an.

(sid)
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