Kult-Trainer will ersten deutschen Sieg in Las Vegas Wegner traut Abraham K.o.-Sieg zu

Düsseldorf · Einen wichtigen Sieg hat Ulli Wegner schon vor dem ersten Gongschlag verbucht: Ehefrau Margret, sonst scharfe Kritikerin seiner vielen Einsätze am Boxring, gab für den "Kampf des Jahres" grünes Licht. Jetzt kann der Kult-Trainer mit Schützling Arthur Abraham in der Nacht zu Sonntag (Sky Select/www.ranFighting.de/ca.4 Uhr) den ersten deutschen WM-Sieg in Las Vegas feiern.

Boxen: Arthur Abraham - Mehdi Bouadla
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Foto: dapd, Matthias Schrader

"Zu Hause ist es ganz schwierig", verriet der 73-Jährige vor dem Abflug ins Spielerparadies. Seine Ehe vergleicht er gerne mal mit einem Boxkampf. Doch auch dieses Mal setzte sich der Routinier durch, will an der Seite von "King Arthur" im Supermittelgewicht gegen den Mexikaner Gilberto Ramirez Box-Geschichte schreiben. "Ich krieg einfach keine Ruhe. Ich muss kämpfen", so Wegner.

Im November stand der "Trainer des Jahres" zum 100. Mal bei einem WM-Kampf in der Ecke. Nun wartet mit dem Fight in der legendären MGM Grand Garden Arena eine neue Herausforderung auf den gebürtigen Stettiner. Deshalb auch nimmt er seinen Fighter besonders in die Pflicht: "Als Deutscher in Las Vegas zu boxen, ist etwas Tolles. Wenn du da nicht bereit bist, Opfer zu bringen, ist dir nicht mehr zu helfen."

Mit einer Mischung aus strenger Autorität und väterlicher Milde hat Wegner Kämpfer wie Sven Ottke, Markus Beyer, Marco Huck, Yoan Pablo Hernandez oder Abraham zu Profi-Weltmeistern geformt. Demokratisch ging es dabei selten zu, schon gar nicht vor einem Kampf in Las Vegas. Abraham, dem oft ein zu lascher Lebenswandel nachgesagt wird, nahm er sich noch einmal zur Brust. "Ich habe eine Stunde mit ihm geredet. Arthur wollte immer etwas sagen, da hab ich gesagt: Mund zu", verriet Wegner.

In aller Ausführlichkeit führte der Coach seinem Schützling noch einmal dessen steile Karriere vom armenischen Einwanderer zum millionenschweren Weltmeister vor Augen, oder wie Wegner sagt, "von der Plastiktüte zum Ferrari". Arthur hörte zu, fiel dem "Herrn Wegner" nicht ins Wort und bekam für den Kampf eine klare Anweisung mit auf den Weg. "Es geht um seine Ehre, um seinen Stolz. Und er kann den Trainer nicht enttäuschen. Mehr brauche ich dazu nicht zu sagen."

Wegner glaubt fest an Abrahams Chance, die Zeit sei reif. "Die Amis können sich nicht immer mit den Mexikanern die Titel untereinander zuspielen. Sie wollen einen Deutschen haben, der in Amerika aufräumt", ist der frühere Bundestrainer der Amateurboxer überzeugt. Vergessen scheinen die zwei Niederlagen, die sich Abraham bei früheren US-Auftritten im Rahmen des Super-Six-Turniers 2010 und 2011 eingehandelt hat. "Arthur hat den K.o. drin", sagt der Coach.

Ramirez sei zwar in 33 Kämpfen noch unbesiegt und sprühe nur so vor Ehrgeiz, endlich Weltmeister zu werden, doch in einem WM-Profikampf gehe es um viel mehr, so Wegner. "Ich glaube nicht, dass Ramirez die nötigen Nehmer-Qualitäten hat", sagte der Star-Coach und fügte in seiner eigenen Boxer-Sprache hinzu: "Er wird die Dinger von Arthur nicht verkraften."

(sid)
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