Niederlage gegen Sam Soliman Nach Niederlage wird Felix Sturm zum Kämpfer

Krefeld · Boxer Felix Sturm verliert den WM-Fight in Krefeld. Fragen nach dem Karriereende wischte er barsch vom Tisch.

Felix Sturm unterliegt Sam Soliman in Krefeld
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Sturm unterliegt Soliman

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Foto: dpa, ve

Das linke Auge blutunterlaufen, die Nase geschwollen, die Nasenwurzel blutrot: Als Felix Sturm sich weit nach Mitternacht durch den Krefelder Königpalast quälte, da drängte sich das Bild des geprügelten Hundes auf. Die Blessuren waren die unmittelbar sichtbaren Folgen des Kampfes gegen Sam Soliman, gegen den der 35 Jahre alte gebürtige Bosnier schlimme Prügel bezogen hatte.

110:118, 111:117 und 110:118 hatten die drei Preisrichter den Kampf gegen den Australier gewertet, der sich damit den Weltmeistertitel im Mittelgewicht nach Version der IBF holte. Gerade einmal einen Kampf lang hatte Sturm diesen Gürtel inne, den er im vergangenen Dezember gegen den Briten Darran Barker errungen hatte. Nun kassierte er im 46. Profikampf die vierte Niederlage.

Sturm vs. Soliman - Wiegen in Krefeld
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Zuzuschreiben hatte sich Sturm die Pleite selbst. In den zwölf Runden schlug der Titelverteidiger viel zu wenig zu und fand kein Mittel, um gegen den unorthodox und nicht immer sauber kämpfenden, sich tief duckenden und anschließend überfallartig angreifenden Australier so zu treffen, dass es nachhaltige Wirkung gezeigt hätte. Immerhin versuchte er nicht die Schuld abzuwälzen - auch wenn der Kampf vielleicht anders gelaufen wäre, hätte der Ringrichter es in Runde drei nicht nur bei einer Ermahnung Solimans nach dessen Nierentreffer gelassen. "Ich wollte vielleicht zu viel. Er war gut, ohne Frage, und etwas anderes zu sagen, wäre Blödsinn. Man muss auch sagen, dass man manchmal auf Gegner trifft, die einem nicht liegen. Nichtsdestotrotz hätte ich klüger boxen müssen. Ich habe mich nicht an die Anweisungen meines Trainers Fritz Sdunek gehalten und mich viel zu sehr darauf verlassen, dass ich den entscheidenden Schlag lande", sagte Sturm nach dem Kampf und spielte bei Fragen an seinen Gegner mit seinem Mobiltelefon herum.

Welche weiteren Folgen über die körperlichen Beschwerden hinaus diese Niederlage haben könnte, darüber wollte sich Sturm nicht äußern, im Gegenteil: Vielleicht eine Spur zu lässig versuchte er, der neuerlichen Niederlage nicht allzu viel Bedeutung beizumessen. "Ich gönne mir jetzt erst mal ein paar Tage mit der Familie, vor allem mit meinem Sohn. Danach fahre ich nach Bosnien, treffe mich mit Freunden, fahre Jetski und werde gut essen. Es geht im Leben immer weiter, und es gibt viele schöne Dinge im Leben."

Box-Stars beim Wiegen in Krefeld
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Die betonte Lässigkeit passte indes nicht so recht zu dem, was zwischen den beiden im Vorfeld des Kampfes alles passiert war und der deshalb auch als "Die Rache des Champions" angekündigt wurde. Bereits am 1. Februar 2013 hatten sich die beiden gegenüber gestanden. Seinerzeit hatte Sturm ebenfalls nach Punkten verloren, obschon er den Australier bereits in der zweiten Runde zu Boden geschickt hatte. Der Kampf wurde allerdings nicht gewertet, weil die Dopingprobe Solimans ergeben hatte, dass dessen A- und B-Test die Stimulanz Methylsynephrine enthielt. Soliman wurde infolge seines Dopingvergehens vom Bund Deutscher Berufsboxer (BDB) für neun Monate gesperrt.

Wie es nun mit Felix Sturms Karriere weiter geht, dazu wollte sich der Wahl-Kölner nicht unmittelbar äußern. Die Fernsehquoten jedenfalls stimmten mit 3,58 Millionen Zuschauern, Sat1-Sportchef Axel Rösner betonte, dass die Zusammenarbeit mit Sturm langfristig geplant sei. Und der 35-Jährige selbst wischte Fragen nach einem möglichen Karriereende mit einem so energischen Auftreten vom Tisch, wie man es sich eigentlich im Ring gewünscht hätte: "Es gibt schlimmeres als diese Niederlage. Diskussionen um ein Karriereende sind jetzt überflüssig. Jeder Mensch ist für etwas geboren, und ich glaube, ich bin geboren um zu kämpfen, und deshalb kämpfe ich weiter."

(RP)
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