WM-Fight mit strittigem Urteil Arslan-Coach Sdunek: "Kampfrichter machen Boxen kaputt"

Erfurt · Box-Routinier Firat Arslan hat eine weitere Chance auf einen WM-Titel vergeben. Der 43-Jährige verlor höchst umstritten gegen Yuan Pablo Hernandez.

Yoan Pablo Hernandez besiegt Firat Arslan nach Punkten
10 Bilder

Firat Arslan - Yuan Pablo Hernandez

10 Bilder

Firat Arslan fühlte sich betrogen, Fritz Sdunek beschimpfte die Kampfrichter, und selbst "Gentleman" Henry Maske witterte einen Skandal. Die höchst umstrittene Niederlage von Box-"Opa" Arslan (43) in Erfurt gegen den Kubaner Yuan Pablo Hernandez hat in der Box-Szene für viel Wirbel gesorgt.

"Ich hatte das Gefühl, dass ich die klareren Treffer hatte", sagte der enttäuschte Arslan nach der bitteren Niederlage im vermeintlich letzten WM-Kampf seiner Karriere. Sein Coach Sdunek wurde wesentlich deutlicher: "Für mich heißt der Sieger Firat Arslan. So dumm sind die Kampfrichter, die machen das Boxen kaputt."

Die Trainer-Legende ("Das Ergebnis ist scheiße!") hatte überhaupt kein Verständnis für das höchst umstrittene Mehrheits-Urteil (115:113, 113:115, 113:116) gegen seinen Schützling, mit dem Hernandez durch ein 2:1 knapp seinen IBF-Titel im Cruisergewicht verteidigte. Und mit seiner Meinung war Sdunek nicht allein. "Arslan hat hier gewonnen, seine absoluten Möglichkeiten ausgeschöpft", sagte der ehemalige Weltmeister Maske in der ARD.

Arslan schlug bei der Verkündung der Entscheidung entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen. Auch ein Großteil der Zuschauer in der Erfurter Messehalle reagierte entsetzt und pfiff den wenig überzeugenden, jedoch technisch überlegenen Hernandez gnadenlos aus. "Über das Urteil zu diskutieren, ist Quatsch", sagte Hernandez-Coach Ulli Wegner derweil. Der 72 Jahre alte Coach sah seinen Schützling vom Berliner Sauerland-Boxstall "mindestens zwei, drei Runden vorn".

Beim Team von Hernandez ("Ich habe verdient gewonnen") reagierten die Verantwortlichen äußerst dünnhäutig auf Kritik am knappen Urteil. "Wer von einem Fehlurteil spricht, der kann nicht mehr mein Freund sein", sagte Wegner und kritisierte damit die Analyse von Maske scharf: "Wenn er das wirklich gesagt hat, dann bin ich wirklich sauer. Eine Schweinerei ist das von ihm."

Auch Promoter Kalle Sauerland, der beide Boxer betreut, konnte die aufkommende Diskussion nicht nachvollziehen. "Von einem Fehlurteil zu sprechen, geht für mich zu weit. Es war Pablos bester Kampf, er hat die deutlicheren Treffer gemacht", sagte Sauerland:
"Es war knapp, aber auch Firat hat eine großartige Leistung gezeigt."

Doch diese reichte eben wieder nicht zum Titelgewinn. Vor dem Kampf hatte Arslan noch gesagt, dass es seine vierte und letzte Chance auf einen WM-Gürtel sein würde. Doch tief in der Nacht zu Sonntag bot Wilfried Sauerland öffentlich während der Pressekonferenz in absehbarer Zeit einen Rückkampf an, zunächst müsse Hernandez jedoch eine Pflichtverteidigung absolvieren. Ob Arslan das Angebot annehmen wird, steht noch nicht fest.

Im 17. Jahr seiner Profikarriere kämpfte der in Friedberg geborene Arslan aufopferungsvoll und tat alles, um nach dem Verlust seines WBA-Titels im Jahr 2008 erneut einen WM-Gürtel zu erringen. "Meine Ecke hat nach der zehnten Runde zu mir gesagt, ich sei vorn", sagte Arslan. Doch zwei der drei Punktrichter sahen das am Ende doch anders und sorgten so dafür, dass der 14 Jahre jüngere Hernandez Champion blieb.

Für Arslan war das ein Deja-vu-Erlebnis. Bereits im November 2012 hatte er nach einer ebenfalls starken kämpferischen Leistung äußerst umstritten gegen WBO-Champion Marco Huck verloren. Möglich, dass der perfekt austrainierte Box-Routinier seine Karriere nun fortsetzt, um doch noch ältester Cruisergewichts-Weltmeister der Geschichte zu werden.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort