Protz-Boxer Mayweather junior: Die Million immer in der Tasche

Las Vegas · Poser, Protzer, Prügelprofi: Floyd Mayweather verkörpert in den USA den stinkreichen Emporkömmling. Aber er gilt auch als der beste Boxer der Welt. Das will er im Jahrhundert-Kampf gegen Manny Pacquiao bestätigen.

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Einen von Floyd Mayweathers verrücktesten Shopping-Schüben bekam Obi Obeke mitten in der Nacht zu spüren. Der Protz-Boxer klingelte seinen persönlichen Auto-Händler aus dem Bett, Obeke solle ihm sofort einen zwei Millionen Euro teuren Bugatti Veyron besorgen. Die Bedingung für den Deal: Die 1200 PS starke und über 400 km/h schnelle Wahnsinns-Karosse musste zwölf Stunden später vor Floyds Tür stehen. Obeke überschlug sich, flog durch die halben Staaten - und besorgte den Schlitten innerhalb von elf Stunden.

Boxen: Manny Pacquiao und Floyd Mayweather in Las Vegas angekommen
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Pacquiao und Mayweather in Las Vegas angekommen

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Foto: dpa, mn ks

Mayweather liebt das Spiel und sich selbst und vielleicht noch mehr das ganz große Geld. Deshalb trägt er auch den Spitznamen "Money". Er lässt sich im Hotelbett mit haufenweise Dollarscheinen ablichten oder posiert vor seiner Luxuswagen-Flotte samt Privatjet. Einer seiner Mitarbeiter soll immer eine Million US-Dollar Spielgeld dabei haben.

2014 war er laut Forbes mit einem Einkommen von 105 Millionen Dollar der bestbezahlte Sportler der Welt. Seine Uhren- und Schuhsammlungen kennt in den Staaten schon jedes Kind. Mayweather ist nicht nur steinreich, er inszeniert seinen Reichtum auch täglich durch Social-Media-Auftritte - das unterscheidet ihn von anderen Sport-Millionären.

Aber Mayweather ist auch ein verdammt guter Boxer. Ein exzellenter Defensiv-Stratege, in 47 Kämpfen ungeschlagen und der über alle Gewichtsklassen hinweg beste Pound-for-Pound-Boxer der Welt. Mayweather ist die Nummer eins in dem von viele Experten anerkannten Ranking, Manny Pacquaio die drei. Deshalb ist der Kampf am Sonntag zwischen "Money" und Manny (Sky/05.00 Uhr MEZ) auch so bedeutend. Der Sieger wird für lange Zeit die Rangliste anführen und zum besten Boxer seiner Generation aufsteigen.

Floyd Mayweather gegen Manny Pacquiao: So sieht der Siegergürtel aus
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Mayweather gegen Pacquiao: So sieht der Siegergürtel aus

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Foto: afp, RS/pa

Man wird das Gefühl nicht los, dass die Aktivitäten Mayweathers zunehmen, je näher der Kampf rückt. Seine Selbst-Inszenierungen machen vor nichts und niemandem halt - auch nicht vor dem "Größten". Er sei ein besserer Boxer als Muhammad Ali, teilte er via ESPN mit und löste in den Box-Foren ein Beben aus. Letztendlich hatte er nur den erhofften Wirkungstreffer gesetzt. Schließlich sollen am Wochenende drei Millionen Amerikaner für das Pay-Per-View-Angebot des Kampfes stolze 100 Dollar zahlen.

Mayweathers gejagtes Wesen hat viel mit seiner Kindheit und Jugend zu tun. Der am 24. Februar 1977 in Grand Rapids, Michigan geborene Draufgänger wuchs in einem von Gewalt und Drogen geprägten Umfeld auf. Sein Vater, auch ein Boxer und heute zeitweise sein Trainer, wurde mit dem kleinen Floyd auf dem Arm angeschossen, seine Mutter war heroinabhängig, die Tante starb an Aids. "Niemand weiß, durch welche Hölle ich gegangen bin", sagte er einmal.

Die Schattenseiten seines Lebens holen ihn immer wieder ein. Er wurde mehrfach wegen Körperverletzung und häuslicher Gewalt verurteilt. Am 1. Juni 2012 musste er für 90 Tage in den Knast. Er hatte seine Freundin geschlagen. Die Amerikaner verzeihen ihm, weil er, anders als Klitschko, einer von ihnen ist und immer höchste Unterhaltung garantiert.

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Das ist Manny Pacquiao

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Doch allzu lange kann Mayweather die Doppelbelastung wohl nicht mehr meistern. Seine Karriere neigt sich dem Ende entgegen. "Nein, ich genieße es nicht mehr so, wie ich es früher getan habe", sagte der 38-Jährige erst vor wenigen Tagen. Im September noch ein weiterer Kampf, dann sei Schluss.

Sollte er beide Fights gewinnen, wäre er in die Fußstapfen des legendären Rocky Marciano getreten. Der 1969 verstorbene Italo-Amerikaner ist bis heute weltweit der einzig ungeschlagen gebliebene Schwergewichtler und hatte auch exakt 49 Kämpfe auf de Konto. Für Mayweather ein schöner Anlass, um aufzuhören. Ausgesorgt hat er ja eh schon.

(sid)
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