50. Geburtstag "Gentleman" Maske hat Boxen aus der Schmuddelecke geholt

Berlin · Er war "der Gentleman", Olympiasieger und Weltmeister. Henry Maske gehört zu Deutschlands erfolgreichsten Boxern. Am Montag wird er 50 Jahre alt.

Henry Maske hat den Boxsport in Deutschland aus der Schmuddelecke befreit.

Henry Maske hat den Boxsport in Deutschland aus der Schmuddelecke befreit.

Foto: dpa, Andreas Gebert

Was er anpackt, wird zu Gold. Henry Maske, der "Gentleman-Boxer", Olympiasieger und Profi-Weltmeister, ist einer der größten Gewinner, die der deutsche Boxsport je hervorgebracht hat. Der Erfolg blieb ihm auch nach der Karriere treu, ob mit seiner Stiftung für benachteiligte Kinder, als Franchise-Nehmer von zehn McDonalds-Filialen mit 400 Mitarbeitern oder als TV-Experte. Am Montag wird "Sir Henry" 50 Jahre alt, vier Tage später feiert er mit 250 Gästen im Freizeitpark Rust.

Maskes wohl größtes Verdienst war es, dass er Anfang der neunziger Jahre das deutsche Profi-Boxen aus der Schmuddelecke holte. Am 8. März 1990 unterschrieb der im brandenburgischen Treuenbrietzen geborene Frauenschwarm bei Wilfried Sauerland seinen ersten Profivertrag. Fast auf den Tag genau drei Jahre später war er am Ziel seiner Träume und wurde Weltmeister.

Maske und RTL setzten den Faustkampf ins rechte Licht, lösten mit fulminanten TV-Inszenierungen einen Box-Boom aus. Zehnmal verteidigte er seinen WM-Titel und lockte dabei bis zu 18 Millionen Zuschauer vor die Fernseher. Zudem wurde er als Integrationsfigur des wiedervereinigten Deutschlands gefeiert. "Wenn es Gewinner der deutschen Einheit gibt, gehöre ich auf jeden Fall dazu", sagte Maske im jüngst erschienen Buch "Ready to Rumble" von Gunnar Meinhardt.

Das Rampenlicht sollte den 1,90 m großen Modell-Athleten weiter begleiten. Maske ist bis heute gern gesehener Gast bei TV-Shows und Benefiz-Galas. Schon lange vor den Klitschkos verkörperte er den Typus vom redegewandten und charmanten Boxer, der nach der Karriere nicht unter den vielen Kopftreffer zu leiden hat. Skandale - wie die seines acht Tage älteren Ex-Erzrivalen Graciani Rocchigiani - waren ihm stets fremd.

Als vor einigen Jahren ein Darsteller für den Kino-Film über Deutschlands bislang einzigen Schwergewichts-Weltmeister Max Schmeling (1995 bis 2005) gesucht wurde, fiel die Wahl schnell auf Maske. Für den Vorzeige-Athleten war die Hauptrolle in dem allerdings erfolglosen Streifen eine Ehre, war ihm der volksnahe Schmeling doch stets Vorbild. "Max hat mir viele wichtige Tipps gegeben. Auch für die Zeit nach dem Boxen. Er sagte, ich solle mein Geld schön zusammenhalten. Er sagte auch: 'Pass' auf, mein Junge, bleib immer schön freundlich zu den Menschen'", sagte Maske.

In 32 Profikämpfe kassierte Maske nur eine Niederlage - ausgerechnet in seinem letzten Profi-Kampf am 23. November 1996 in München gegen den US-Amerikaner Virgil Hill nach Punkten. Über zehn Jahre später sorgte Maske für einen Paukenschlag, als er erneut gegen Hill antrat und bei seinem Comeback den damaligen Weltmeister nach Punkten besiegte. "Das war eine verrückte Sache. Vorher gab es viele Zweifel, doch zum Glück ging alles nach Wunsch aus", sagt Maske.

Doch trotz aller Triumphe als Profi — sein größter Kampf blieb der Finalsieg gegen den Kanadier Egerton Marcus bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul: "Der Moment, wenn Du weißt, eigentlich kann kein anderes Urteil kommen, und trotzdem wird es dann noch gesagt - fantastisch!", erinnert sich Maske, der wegen seines umsichtigen Stils im Ring und seines stets gepflegten Auftretens schnell den Spitznamen Gentleman erhielt.

Maske, der in seiner gesamten Karriere von der guten Ausbildung als Amateurboxer in der DDR profitierte und dort zuletzt im Rang eines Offiziers der Nationalen Volksarmee stand, wurde in seinem Leben mit Ehrungen überhäuft. Er bekam die Goldene Kamera, zwei Bambis sowie das Bundesverdienstkreuz. 2012 wurde ihm mit der Goldenen Sportpyramide der wichtigste deutsche Sportpreis für das Lebenswerk verliehen. Dass der Ex-Champion aber selbst in Stunden höchster Anerkennung wichtige Wegbegleiter nie vergisst, zeigte sich bei der Verleihung der Sportpyramide im Berliner Adlon-Hotel. Spontan reichte "Sir Henry" die Statue an seinen langjährigen Trainer Manfred Wolke weiter und erntete dafür — wieder einmal — Standing Ovations.

(sid)
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