Box-Promoter Kohl wird 70 Das gescheiterte Lebenswerk

Hamburg · Selbst langjährige Wegbegleiter wissen nicht, wo Klaus-Peter Kohl an seinem 70. Geburtstag am Samstag steckt. "Ich denke, er segelt mit seiner lieben Frau Ute auf einer großen Yacht durch die griechische Ägäis", sagte sein langjähriger Matchmaker Jean-Marcel Nartz.

Box-Champion Wladimir Klitschko von A-Z
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Foto: ap, Ivan Sekretarev

Kohl hat sich längst genervt vom Boxgewerbe zurückgezogen und genießt seinen Ruhestand als vermögender Privatier. Der Selfmademan, der es in der Hansestadt vom Imbissbesitzer zum Großgastronom gebracht hat, verkaufte 2011 seinen legendären Boxstall Universum Box-Promotion an den gebürtigen Kasachen Waldemar Kluch.

Der Wechsel stand unter keinem guten Stern. Zwischen Kohl und Nachfolger Kluch entbrannte ein erbitterter Streit ums liebe Geld. Kohl forderte lange Zeit von Kluch 1,5 Millionen Euro für den Verkauf. Es kam zu schweren Beschuldigungen und Bedrohungen. Kluch musste 2013 wegen des Verdachts der räuberischer Erpressung in U-Haft. Universum ist mittlerweile insolvent.

Begonnen hatte Kohls Abstieg aber schon früher. 2010 beendete das ZDF die lukrative Zusammenarbeit mit dem gelernten Speditionskaufmann, die Universum jährlich bis zu 20 Millionen Euro eingebracht hatte. Ein vermeidbares Fiasko, wie Kohls langjähriger Star-Trainer Fritz Sdunek glaubt. Der Meistermacher warf seinem Chef vor, beim Poker mit dem ZDF zu viel gefordert zu haben. Nartz glaubt das nicht: "Es ging nicht um Geld. Das ZDF setzte andere Prioritäten im Sport." Ein ähnliches Schicksal droht derzeit dem Sauerland-Stall in Berlin, nachdem die ARD den TV-Vertrag nicht mehr verlängert hat.

Klitschkos waren die großen Zugpferde

Zuvor hatte sich Kohl über Jahre als geschickter Manager erwiesen. Sein größter Coup: Bei Olympia 1996 in Atlanta schnappte er dem legendären Don King die Klitschko-Brüder weg und nahm sie unter Vertrag. Wladimir war gerade Olympiasieger im Schwergewicht geworden. Zudem erfand Kohl den "Tiger" Dariusz Michalczewski, verwandelte den bosnischen Boxer Adnan Catic in Felix Sturm aus Deutschland und machte mit Quoten-Queen Regina Halmich das Frauenboxen in Deutschland populär.

Angefangen hatte Kohl mit seinem Boxstall im Jahr 1984, damals war er Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB), von 1987 bis 1990 außerdem Vizepräsident der Europäischen Box-Union Der Fall der Mauer 1989 läutete für das Profiboxen in Deutschland eine neue Ära ein. "Die Grenzöffnung war ein erster Schritt Richtung Europa", meint der Hamburger später: "Entscheidend ist die Qualität der Boxer und nicht die Nationalität."

Jahrelang lieferte sich Kohl einen erbitterten Zweikampf mit Deutschlands zweitem Top-Promoter Wilfried Sauerland, der anders als Kohl noch heute im Geschäft ist. "Wir haben uns hart bekämpft, aber immer mit fairen Mitteln. Durch unsere Konkurrenz haben wir tolle Boxkämpfe geliefert", sagte Sauerland über seinen Ex-Rivalen und gab zu: "Es hat mich sehr berührt, dass er nicht weitergemacht hat. Alles Gute für Klaus-Peter Kohl."

(sid)
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