Boxer holt fünften WM-Titel Sturm lässt seine Zukunft offen

Oberhausen · Der Profiboxer setzt sich in Oberhausen im Kampf gegen den russischen Titelverteidiger Fjodor Tschudinow nach Punkten durch. Seine Zukunft ließ der 37 Jahre alte Supermittelgewichtler offen.

Felix Sturm - Fjodor Tschudinow: Die Bilder des Kampfes
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Felix Sturm - Fjodor Tschudinow

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Irgendwann in dieser Nacht blickt man in das Gesicht eines geschlagenen Boxers. Die Spuren des Kampfes sind nicht zu übersehen. Felix Sturm sieht müde aus. Er ist gerade zum fünften Mal Weltmeister geworden — so oft ist das noch nie einem Deutschen zuvor gelungen. Im Ring in Oberhausen hat er im Supermittelgewicht nach Version des Verbands WBA Titelträger Fjodor Tschudinows aus Russland nach Punkten besiegt. Es war kein Skandalurteil, aber der 37-Jährige hatte auch gewiss keine sportliche Offenbarung geboten.

Nun geht es um seine Zukunft. "Ob und wie es weitergeht, entscheide ich später. Jetzt muss ich erst mal runterkommen", sagt er. "Vielleicht habe ich zum letzten Mal alles aus mir herausgeholt. Ich habe ein bisschen Probleme mit dem linken und rechten Ellbogen, eigentlich bräuchte ich eine Operation."

Es ist in den vergangenen Wochen viel darüber spekuliert worden, dass es der letzte Auftritt von ihm werden könnte. Doch ähnlich zögerlich wie im Ring, zeigt sich Sturm auch bei der Beantwortung seiner persönlichen Planungen. Ja, nein, vielleicht — oder doch alles ganz anders. Sein Zögern mag vielleicht auch daran liegen, dass er abwarten will, was sich so alles anbietet.

Der Boxmarkt hierzulande hat sich in den vergangenen Jahren gravierend geändert. Nachdem sich die öffentlich-rechtlichen Sender aus den Übertragungen zurückgezogen haben, änderten sich die Rahmenbedingungen für die Boxer. In einem kleiner gewordenen Markt sind die Möglichkeiten, gute Kasse zu machen, dementsprechend geschrumpft. Während ARD und ZDF noch selbst für vergleichsweise kleine Nummern wie für eine große Show bezahlt haben, müssen sich nun Kämpfe auch tatsächlich rechnen. Doch außerhalb von Wladimir Klitschko bei RTL ist das so eine Sache.

Schwergewichtler Klitschko ist lange Zeit beste Samstagabendunterhaltung gewesen mit Einschaltquoten im zweistelligen Millionenbereich. Sturm wollten 2,82 Millionen Zuschauer bei Sat. 1 sehen. Das ist um die Uhrzeit ein durchaus guter Wert. Er reicht aber nicht aus, um sich für eine größere Bühne zu empfehlen. In vielen anderen Ländern ist Boxen längst nicht mehr im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen, sondern nur noch gegen Extrazahlung. Es ist allerdings fraglich, ob zum Beispiel ein Felix Sturm dazu taugt, um dieses Geschäftsmodell in Deutschland voranzubringen.

Immerhin deutet sich an, dass Sturm noch mindestens einen weiteren Kampf machen könnte. Das Lager des entthronten Weltmeisters Tschudinow fordert ein drittes Duell — diesmal allerdings in Moskau. Den ersten Kampf hatte der 28-Jährige ziemlich deutlich für sich entschieden. Ein Zustandekommen hat allerdings weniger mit sportlichen Belangen zu tun. Darum schert sich beim Boxen selten jemand. Es geht zuvorderst um die Klärung finanzieller Rahmenbedingungen. Und so ist es auch in Oberhausen zu vorgerückter Stunde zu einem munteren Feilschen gekommen. "Ich habe kein Problem damit, nach Moskau zu kommen. Wenn ihr zahlt, kommen wir. Kein Problem. Ich brauche mich für nichts zu schämen", sagte Sturm.

Einen Termin im Mai empfindet er jedoch als "zu früh". Am Ende beschloss Sturm die Verhandlungen mit der Bemerkung, man könne ja auf der After-Show-Party gemeinsam etwas trinken und über alles in Ruhe reden.

(gic)
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