Boxen Menzer verprügelt Lebensretterin Kühne

Magdeburg (RPO). Am Morgen war sie Lebensretterin, am Abend wurde sie zur traurigen Heldin: Innerhalb von rund 14 Stunden erlebte Profiboxerin Ramona Kühne am Samstag eine emotionale Achterbahnfahrt, die weit über das Sportliche hinausging.

Boxen: Ina Menzer - Ramona Kühne
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Vor ihrem Kampf gegen Federgewichts-Weltmeisterin Ina Menzer in Magdeburg leistete die 29-Jährige erfolgreich erste Hilfe bei einer auf offener Straße kollabierten Rentnerin. Nach dem Duell im Ring brauchte Kühne dann selbst ärztliche Hilfe. Ein tiefer Cut bei der Berlinerin sorgte in der sechsten Runde für den Abbruch des Fights.

"Die Enttäuschung ist riesengroß. Bis zum Abbruch war der Kampf mehr als ausgeglichen. Ramona hat alles richtig gemacht. Das Einschreiten des Ringarztes war dann aber vertretbar", sagte Kühnes Trainer Stephan Böstfleisch, an dem die Geschehnisse des turbulenten Tages nicht spurlos vorübergegangen waren. Der Coach hatte sich beim morgendlichen Spaziergang durch das verschneite Magdeburg an Kühnes Seite befunden und seinen Schützling bei den lebenserhaltenden Maßnahmen für die 76 Jahre alte Dame unterstützt.

Im Polizeiprotokoll wurde Kühne als "Lebensretterin" vermerkt, der Titel "Federgewichts-Weltmeisterin" blieb ihr jedoch verwehrt. Tränenüberströmt schlich die Herausforderin nach dem Abbruch des streckenweise hochklassigen Kampfes durch den Ring. Anschließend ging es sofort ins Krankenhaus, wo die Verletzung genäht wurde. Wie die Haut über ihrem linken Auge war Kühnes Traum, den vierten WM-Gürtel in der vierten unterschiedlichen Gewichtsklasse zu erobern, geplatzt.

Dabei hatte das Lager der Berlinerin, die im Halbwelter- und Leichtgewicht bereits Weltmeisterin war und im Superfedergewicht den WIBF-Titel weiterhin hält, alles für die Vergrößerung der WM-Sammlung getan. So war selbst die Wahl der Handschuhe zum Streitfall geworden. Kühnes Lager entschied sich für ein dünnes und damit härteres Modell. "Da haben wir unsere Chance gesehen. Uns war klar, dass wir nach Punkten nicht hätten gewinnen können", sagte Böstfleisch, der auf die Schlagkraft seiner Boxerin gehofft hatte.

Menzer trug am Ende zwar ein dickes Veilchen, aber eben auch den Sieg durch technischen K.o. davon. Die Wahl der Handschuhe kritisierte die WBC-, WIBF- und WBO-Weltmeisterin nach dem Kampf dennoch vehement. "Ich habe solche harten Handschuhe noch nie angehabt. Wenn eine Frau in meiner Gewichtsklasse einen Cut bis zum Knochen erzeugen kann, sagt das schon einiges aus. Das ist richtig gefährlich. Aber es war eben vertraglich so festgelegt, dass Ramona die Handschuhe bestimmen kann", meinte die Mönchengladbacherin und wollte von einem Rematch nichts wissen.

"Ich habe klar gewonnen und weiß nicht, warum ich auf eine Revanche eingehen sollte", sagte Menzer, für die es die 15. erfolgreiche Titelverteidgung und der 26. Sieg im 26 Profikampf war. Kühne verließ den Ring nach ihrem 16. Fight hingegen erstmals als Verliererin.

Derweil behält auch Supermittelgewichtler Robert Stieglitz seinen WM-Gürtel. Der Lokalmatador bezwang in Magdeburg den Argentinier Roben Eduardo Acosta, der für den erkrankten Edison Miranda (Kolumbien) eingesprungen war, durch technischen K.o. in der fünften Runde. Für den 28 Jahre alten Überraschungschamp Stieglitz war seine erste WBO-Titelverteidigung zugleich der 37. Sieg im 39 Profikampf.

In der Erfolgsspur blieb auch Amateur-Weltmeister Jack Culcay. Der Super-Weltergewichtler aus Darmstadt, der im vergangenen November ins Profilager ausfgestiegen war, bezwang den Litauer Dmitrijus Sidorovicius durch technischen K.o. in der ersten Runde und gewann damit auch seinen zweiten Fight als Berufsboxer.

(SID/chk)
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