Kommentar Solange die Quote nicht am Boden ist

Meinung | Düsseldorf · Normalerweise müsste es am Ende eines Boxkampfs von Wladimir Klitschko einen Abspann geben wie bei großen Hollywoodfilmen. Darin werden die Namen der Schauspieler, des Regisseurs und der Produzenten aufgelistet. So wird noch einmal verdeutlicht, dass es um ein Kunstprodukt geht, an dessen Entstehung soundsoviele Akteure mitgewirkt haben.

Wladimir Klitschko - Kubrat Pulew
40 Bilder

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Um Sport geht es jedenfalls in der Schwergewichtsklasse nur noch am Rande. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn es gibt seit Jahren niemanden mehr in der Branche, der dem Ukrainer Klitschko gefährlich werden könnte. Und so ist das Spektakel schon vor einer ganzen Weile in Richtung Klamauk abgedriftet.

In der großen Zeit des Schwergewichts gab es von Zeit zu Zeit große Kämpfe. Muhammad Ali, Joe Frazier, George Foreman und, und, und haben das Genre zum Epos erhoben. Man hat ihn ob ihrer zum Teil jahrzehntelangen Auseinandersetzungen abgenommen, wenn sie sich leidenschaftlich vor einem Kampf bepöbelt haben. Wenn sie sich versucht haben, mit Psychoterror zu zermürben. Heutzutage versucht Klitschko nachzuspielen, wie es die Großen vorgemacht haben. Ihm fehlt dummerweise nur jemand, der tatsächlich mitspielt.

Wladimir Klitschko ist einer der größten Boxer der Geschichte. Aber seinen Ruhm hat er in einer Zeit erlangt, in der die Königsklasse am Boden liegt. Es ist niemand da, der den 38-Jährigen vom Thron stoßen könnte. Und so regiert Klitschko einsam und verlassen. Solange die Quote stimmt, wird RTL ihn freilich uneingeschränkt walten lassen. Die Glaubwürdigkeit des Privatsenders ist indes längst dahin. Das dürfte dort nur wenige stören. Es ist wie in der Werbung — wer glaubt schon an all die Versprechen. RTL verkauft jeden Gegner von Klitschko ungeniert mindestens als "größte sportliche Herausforderung" für den Weltmeister. Analysiert pseudo-journalistisch etwas von einem "irren Kampf".

So kann man sich die Welt schön reden.

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