Berlin Chaostage beim deutschen Handballbund

Berlin · Gleich vier Landesverbände wollen die aktuelle DHB-Führung um Vizepräsident Hanning stürzen.

Der Konflikt im Deutschen Handball-Bund ist erneut offen ausgebrochen. Vier einflussreiche Landesverbände wollen den streitbaren DHB-Vizepräsidenten Bob Hanning und mit ihm gleich den Rest der Führung stürzen. In Abstimmung mit den Regionalverbänden Bayern, Hessen und Niedersachsen stellte der Handballverband Württemberg (HVW) den Antrag, alle beim Bundestag 2013 gewählten Vizepräsidenten abzuwählen. Zugleich stellten sich die Landesverbände damit auch gegen den designierten neuen DHB-Chef Andreas Michelmann, den eine Findungskommission erst vor gut zwei Wochen als Nachfolger des zurückgetretenen Präsidenten Bernhard Bauer empfohlen hatte. Die Opposition erklärte, sie habe diese Entscheidung zur Kenntnis genommen, verwies aber auf einen im April getroffenen Beschluss für die Mindestanforderungen an den Kandidaten für das Präsidentenamt. Man habe sich damals darauf verständigt, dass dieser "nicht aus den Reihen der derzeitigen Vizepräsidenten kommen solle". Michelmann ist aktuell aber Vizepräsident für Amateur- und Breitensport.

Bis spätestens Anfang August soll in einer Sondersitzung der Präsidenten aller Landesverbände das weitere Vorgehen beraten werden. "Wir müssen verhindern, dass aus dem Deutschen Handball-Bund ein Deutscher Hanning-Bund wird", zitierte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Samstag) einen ungenannten Regionalverbandschef. Auch der ehemalige Bundestrainer Heiner Brand unterstützt den Vorstoß, der als Ziel die Rückkehr von Bauer ins Amt hat.

Das große Beben wird schwerwiegende Folgen für den deutschen Handball haben. Einige haben sogar Angst um ihren Sport. "Der Handball wird kaputt gemacht, und egal, wie es ausgeht, das wird über einen langen Zeitraum nicht mehr zu kitten sein", sagt Berndt Dugall, Vorsitzender der Handball Bundesliga Frauen (HBF). Der Frontalangriff der Landeschefs auf den Dachverband stellt den deutschen Handball vor eine Zerreißprobe mit ungewissem Ausgang. Der Wahlkongress im September könnte der wichtigste in der DHB-Geschichte werden. Nicht nur Dugall ist sich sicher, um was es den Revoluzzern aus den Landesverbänden mit ihrem Abwahlantrag gegen das komplette DHB-Präsidium geht: "Einzig und allein darum, Bob Hanning rauszudrängen."

Das allerdings bestreitet Hans Artschwager, Präsident des Landesverbandes Württemberg. "Uns geht es nicht um einzelne Personen", sagte er dem Sportinformationsdienst: "Es geht auch nicht darum, den deutschen Handball zu beschädigen, sondern darum, dass einiges passiert ist, was den Verbänden nicht gefällt." Was das genau ist, ließen sie weitgehend offen.

(dpa/sid)
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