Suzhou Chinas Tischtennis-Asse holen alle WM-Titel

Suzhou · Bei den Titelkämpfen in Suzhou scheitern die Düsseldorfer Boll und Franziska erst im Viertelfinale.

Die deutsch-chinesische Freundschaft kennt auch für Timo Boll Grenzen. Der in China stets willkommene und lautstark unterstützte Tischtennis-Star durfte bei der WM in Suzhou nicht mit auf das Podest - weil der Rekord-Europameister wie sein Düsseldorfer Clubkollege Patrick Franziska als beste Europäer im Viertelfinale scheiterten.

Bolls Doppel-Partner Ma Long krönte die Dominanz der Gastgeber mit einem 4:2-Finalsieg über Fang Bo. Für den Champion war es der erste Einzel-Titel. Ding Ning, ein anderer Publikumsliebling - holte Gold bei den Frauen trotz einer Knöchelverletzung. China gewann zum neunten Mal alle fünf Titel und war in vier Finals unter sich. In den Einzeln spielten ab dem Halbfinale nur noch Chinesen. Für Europa blieb einmal Bronze für das Doppel Li Jie/Li Qian (Holland/Polen) übrig - zwei gebürtige Chinesinnen.

Boll (34) knüpfte beim 2:4 nach 0:2 gegen den Weltranglisten-Vierten Fan Zhendong an frühere Zeiten an. "Ich habe sogar die chinesischen Zuschauer auf meine Seite gezogen. Das macht mich stolz", sagte der WM-Dritte von 2011 nach dem sechs Sätze dauernden Schlagabtausch auf Augenhöhe gegen den 18-Jährigen.

"Leider brechen einem die Sätze, die man gegen die Chinesen nicht gewinnt, am Ende das Genick", analysierte Boll. Sein hohes Niveau imponierte auch Jörg Roßkopf. "Wir müssen uns um Rio 2016 bei Timo keine Gedanken machen. Bei den großen Turnieren kann er alles rausholen", sagte der Bundestrainer.

Auch Franziska erhöhte in Suzhou seine Olympia-Chance. Sein unerwarteter Siegeszug, der die Enttäuschung über das frühe WM-Aus von Europameister Dimitrij Ovtcharov etwas wettmachte, endete mit dem 1:4 gegen Fang Bo. "Hinter den Bällen steckt eine unglaubliche Wucht. Ich muss noch an der Schnelligkeit arbeiten", berichtete der 22-Jährige.

Irene Ivancan erreichte das Achtelfinale. Das Mixed Steffen Mengel/Petrissa Solja steuerte eine Viertelfinale-Teilnahme zu der ordentlichen, aber keineswegs überragenden Bilanz bei. Heike Ahlert bewertete das Abschneiden dennoch positiv. "Das war eine gute WM", sagte die Vizepräsidentin Leistungssport.

Die Chinesen bauten trotz ihres Hilfsprogramms für andere Länder den Vorsprung gegenüber dem Rest der Welt aus. Beim Herren-Doppel Timo Boll/Ma Long funktionierte die Maßnahme nicht, im Mixed feierten die Fans den Chinesen Xu Xin und seine südkoreanische Partnerin Yang Haeun als Weltmeister.

(dpa)
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