Krefeld Pinguine Courchaine-Flucht verschärft Probleme der Pinguine

Krefeld · Unruhige Zeiten beim DEL-Klub: Wenn die Play-offs verpasst werden, drohen wirtschaftliche Probleme. Der plötzliche Weggang von Topstürmer Adam Courchaine schafft zusätzliche Probleme.

Krefeld Pinguine: Courchaine-Flucht verschärft Probleme der Pinguine
Foto: dpa, Bernd Thissen

Wenn die Krefeld Pinguine am Freitagabend im König-Palast die Hamburg Freezers empfangen, dann richten sich die Augen der Krefelder Zuschauer in erster Linie auf Kevin Clark. Der 27-jährige Stürmer aus Kanada war in der Vorsaison Krefelds Torschützenkönig, wechselte im Sommer in die Hansestadt und führt derzeit die Torjägerliste der Deutschen Eishockey-Liga mit 26 Treffern an. Zusammen mit Daniel Pietta und Adam Courchaine bildete der kleine und wieselflinke Kanadier bei den Pinguinen die erfolgreichste Sturmreihe der Liga (159 Scorerpunkte). Das Trio erhielt von seinen Teamkollegen den Namen "Circus Krone", der maßgeblich daran beteiligt war, dass die Pinguine am Ende der Hauptrunde den zweiten Platz belegten.

Zwei Spielzeiten in Folge schwebten die Pinguine auf Wolke sieben und erreichten jeweils mühelos die Play-offs. Jetzt droht dem Gründungsmitglied der DEL am Ende der Hauptrunde das Aus. Die Hoffnung, wenigstens die Vor-Play-offs zu erreichen, erhielten in dieser Woche einen Dämpfer. In Adam Courchaine verließ der nächste Akteur aus dem "Circus Krone" die Schwarz-Gelben. Nach einem heftigen Wortwechsel mit Trainer Rick Adduono erklärte der 30-jährige Kanadier, dass er nicht mehr für die Pinguine spielen werde und löste seinen bis 2017 laufenden Vertrag ohne Forderungen auf.

Am 6. Januar hatte sich Courchaine vor dem abendlichen Heimspiel gegen Köln wegen einer Migräne abgemeldet. Einen Termin beim Mannschaftsarzt wollte er nicht wahrnehmen. Zwei Tage später traf sich der Mannschaftsrat mit Aufsichtsratschef Wolfgang Schulz zu einem "Meinungsaustausch", wie es hieß. Dabei ging es neben Courchaine auch um den Trainer. Die Spieler wollten wissen, ob Rick Adduono auch über die Saison hinaus im Amt bleibt. Daran gibt es für Schulz derzeit keine Zweifel.

Courchaine wurde vom Trainer für die beiden folgenden Duelle mit Nürnberg und Straubing aus der ersten Sturmreihe verbannt. Zusätzlich musste sich der Spieler, der in dieser Saison nicht gerade durch einen profihaften Lebenswandel auffiel, vor dem Nürnberg-Spiel einem Alkoholtest unterziehen, der allerdings negativ blieb. Der Spieler antwortete auf beide Maßnahmen mit einer lustlosen Spielweise. Aufsichtsratschef Schulz beauftragte den Trainer, Courchaine zu fragen, ob er noch bereit sei, für die Pinguine zu spielen. "Ich habe damit gerechnet, dass Adam nach dieser Frage eine Trotzreaktion zeigt und beweisen will, dass er unser bester Spieler ist. Das ist leider nicht passiert", erklärte Schulz. Er ist froh, dass Marcel Müller in den vergangenen Spielen Courchaines Rolle übernahm. Der Stürmer war im November in Köln als Bauernopfer der sportlichen Talfahrt vom Hof gejagt worden. Er entschied sich trotz lukrativer Angebote aus dem Ausland auf Wunsch seiner Freundin, die in Köln arbeitet, für einen Wechsel zu den Pinguinen. In seiner neuen Umgebung blüht der Ex-Nationalspieler so richtig auf und erzielte in 18 Spielen elf Treffer.

In Daniel Pietta ist nur ein "Künstler" aus dem "Circus Krone" übrig geblieben. "Für uns ist noch alles drin. In den verbleibenden 14 Spielen sind 42 Punkte zu vergeben. Wenn wir wie zuletzt aus drei Spielen sechs Punkte holen, ist das in Ordnung", sagt der derzeit zweitbeste deutsche Scorer der DEL. Sein Vertrag läuft am Saisonende aus. Trotz hoch dotierter Angebote möchte er gerne in Krefeld bleiben. Daran arbeiten die Verantwortlichen derzeit mit Hochdruck.

Die Entscheidung hängt vom neuen Mietvertrag für den König-Palast ab, der am 30. Juni ausläuft. Eine Einigung mit dem Betreiber, der städtischen Seidenweberhaus GmbH, ist trotz positiver Signale der Politik nicht in Sicht. Am 15. Februar muss die KEV Pinguine GmbH die Lizenz für die neue Saison beantragen. Bis dahin soll der neue Vertrag unter Dach und Fach sein. Bei ihrer Aktion "Pro DEL-Standort Krefeld" werden die KEV-Fans seit Weihnachten von den Anhängern fast aller DEL-Klubs unterstützt. Selbst die Fans des rheinischen Rivalen Kölner Haie rollten bei ihrem jüngsten Besuch in Krefeld ein Transparent mit der Aufschrift "Tradition respektieren, Standort Krefeld nicht verlieren" aus.

(RP)
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