Borussia Mönchengladbach Das Borussia-Duell, die erste Standortbestimmung

Mönchengladbach · Thomas Tuchel hatte sich möglicherweise einen leichteren Start gewünscht in seinem neuen Job als Trainer von Borussia Dortmund. Ein Heimspiel ist es zwar geworden am ersten Spieltag der Bundesliga-Saison, doch Borussia Mönchengladbach ist einer der unangenehmeren Gegner.

So gehen Siege in Dortmund
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Foto: Dieter Wiechmann

Deren Trainer Lucien Favre gilt als gewiefter Taktiker und hat ein eingespieltes und taktisch perfekt geschultes Team beisammen, das in der vergangenen Saison großartig aufspielte. Am Ende logierte Favres Mannschaft dort, wo eigentlich der BVB mindestens stehen wollte. Es war nahezu eine Revolte in der Borussen-Hierarchie, die zuvor lange klar geordnet war: Dortmund vor Gladbach.

Es ist indes für beide Borussias ein Härtefall-Auftakt. Denn Favres Gladbacher reisen als Champions-League-Teilnehmer an, und von solchen wird viel erwartet. Es gibt sogar Experten, die der niederheinischen Borussia einen erneuten exorbitanten Höhenflug zutrauen, unter anderem Bayern-Trainer Pep Guardiola. Die Gladbacher spielen solche Themen flugs runter - denn je höher das Ziel angesetzt wird, desto größer ist die Fallhöhe.

Für die Profis ist es ein wunderbarer Gradmesser zum Auftakt im gigantischen Dortmunder Stadion. "80 000 Zuschauer, viel Prestige - ich freue mich sehr auf das Spiel", sagte Gladbachs Schweizer Torwart Yann Sommer, der seinem Landsmann Roman Bürki, der neuen Nummer eins im Dortmunder Tor, gegenüberstehen wird.

Und es gibt noch einen beim Gegner, der quasi neu anfängt: Henrikh Mkhitaryan. In der abgelaufenen Spielzeit war der Armenier eines der traurigen Gesichter der Dortmunder Schwermut. Der Feintechniker spielte zuweilen, als trage er tonnenschwere Steinklumpen mit sich herum. Nun aber, am Ende der Vorbereitung, ist es nahezu ein anderer Mensch (was sich schon im letzten Teil der alten Spielzeit andeutete): Er ist leichtfüßig, spielfreudig und in Torlaune, alles wirkt leicht und locker. Geht es nach Tuchel und dem BVB, soll dieser neue Mkhitaryan wieder zur Symbolfigur werden - der Renaissance des BVB.

Natürlich gibt es noch den ultraschnellen Pierre-Emerick Aubameyang und Marco Reus, den Edelfußballer. Der ist ab der nächsten Woche noch als Gladbacher zu sehen im Film über den Aufschwung am Niederrhein - was hatte er da für eine Spielfreude. Die will Reus heute auch gegen seinen "Ex" auf den Platz bringen. Der jedoch, speziell Trainer Favre, wird einen nachhaltigen Plan entwickelt haben, um Dortmunds muntere und manchmal geniale Angriffsmaschinerie auszubremsen.

Favre kann indes seine Rekordabwehr aus der Vorsaison (nur zehn Gegentore in der Rückrunde) nicht in voller Stärke aufbieten, da Martin Stranzl und Alvaro Dominguez fehlen. Dafür wird der hoch talentierte Däne Andreas Christensen (19), die Leihgabe vom FC Chelsea, wohl gleich sein Bundesliga-Debüt feiern. Die Mönchengladbacher trauen ihm und den vielen anderen Jungspunden im Team schon Großtaten zu. Zudem sind der torgefährliche Tausendsassa Lars Stindl, der virtuose Raffael, der unberechenbare Ibrahima Traoré und der unbändige Granit Xhaka Trumpfkarten Favres.

Es wird ein Kräftemessen der taktischen Konzepte von Tuchel und Favre sowie zweier spielstarker Mannschaften, die beide offensiv ausgerichtet sind und viel vorhaben in dieser Saison. "Die Spiele gegen Dortmund waren immer sehr, sehr interessant. Es war immer viel los", sagt Gladbachs Defensivmann Tony Jantschke. Das klingt vielversprechend für den heutigen Abend.

(RP)
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