Berlin DDR-Gewichtheber Gerd Bonk starb an Dopingfolgen

Berlin · Der ehemals stärkste Mann der Welt ist tot. Der frühere Gewichtheber Gerd Bonk erlag in seinem thüringischen Heimatort Greiz im Alter von 63 Jahren seiner schweren Krankheit. Der Olympia-Zweite von 1976 ist eines von rund 200 staatlich anerkannten Doping-Opfern der ehemaligen DDR. Zuletzt hatte der ehemalige Weltrekordler unter schweren Organschäden gelitten.

Nach Angaben des Doping-Opfer-Hilfevereins (DOH), der von Bonks Familie über den Tod informiert wurde, war Bonk bereits Ende September "nach einem Totalzusammenbruch und zweifacher Reanimation ins Koma gefallen". Bonk hinterlässt seine Frau und einen Sohn. "Gerd Bonk war einer der größten deutschen Gewichtheber", sagte Peking-Olympiasieger Matthias Steiner: "Wir sind für den gleichen Verein gestartet, in der gleichen Gewichtsklasse gestartet und haben beide über 250 Kilogramm gehoben. Leider haben wir uns nie persönlich kennengelernt. Mein Beileid gilt seiner Familie."

Bonk gewann bei den Olympischen Spielen 1972 in München die Bronzemedaille, vier Jahre später in Montreal Silber. Im selben Jahr stellte der gelernte Autoschlosser mit 252,5 Kilo einen Weltrekord im Stoßen auf. Allerdings stand Bonk jahrelang unter dem Einfluss von Dopingmitteln. Laut DOH waren Bonk innerhalb des Staatsplans der DDR jährliche Anabolika-Mengen von bis zu 11,5 Gramm Oral-Turinabol verabreicht worden. "Da kam der Arzt mit einem Tablett rein und sagte, wenn du das nicht nimmst, bist du morgen raus", erzählte Bonk einmal der "Süddeutschen Zeitung". Man habe ihn über die möglichen Langzeitfolgen nicht aufgeklärt, sondern lediglich gesagt: "Da wächst ein bisschen der Bart, mehr passiert nicht."

Das war eine Lüge, wie man heute weiß. Der Dauerrivale von BRD-Gewichtheber Rudolf Mang war am Ende seines Lebens Diabetiker und musste wegen seiner schweren Nierenerkrankung dreimal die Woche zur Dialyse. Seinen Humor hatte der Vogtländer aber nicht verloren: "Ich hatte mal einen Weltrekord im Gewichtheben. Vielleicht mache ich jetzt noch einen Dialyse-Weltrekord."

1989 wurde der frühere Athlet im Alter von gerade einmal 37 Jahren Invalidenrentner. "Der DDR-Sport hat meinen Körper ruiniert", hatte Bonk gesagt. Als anerkanntes Dopingopfer hatte er sich nach der Wende mehr Unterstützung erhofft. Sein eigenes Leben umschrieb Bonk daher so: "Verheizt von der DDR, vergessen vom vereinten Deutschland."

Gerd Bonk erkämpfte in seiner Karriere insgesamt 31 internationale Medaillen bei Olympischen Spielen sowie Welt- und Europameisterschaften.

(sid)
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