Leipzig Debütant Schmidt holt WM-Bronze

Leipzig · Der 25-Jährige war als Nummer 135 der Weltrangliste nach Leipzig gekommen.

Mutige Auftritte, respektable Ergebnisse - und sogar eine Medaille: Als Verbandspräsidentin Claudia Bokel dem Degenspezialisten Richard Schmidt bei der Siegerehrung das erste deutsche Edelmetall der Heim-WM in Leipzig um den Hals hängte, hatten sich schon vor den heute beginnenden Teamwettbewerben eine ganze Menge Hoffnungen der deutschen Fechter erfüllt.

Denn nicht nur das Überraschungsbronze von Schmidt, Nummer 135 der Weltrangliste, ließ beim im Umbruch befindlichen und zuletzt kriselnden Deutschen Fechter-Bund Aufbruchstimmung aufkommen. Degenspezialistin Alexandra Ndolo (Leverkusen) und Anna Limbach (Dormagen) an ihrem 28. Geburtstag mit dem Säbel kämpften sich beherzt bis ins Viertelfinale vor. Ihnen fehlte nur ein Sieg zu einer weiteren deutschen Medaille.

"Es zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind", sagte Bokel. Und Sportdirektor Sven Ressel ergänzte: "Ein Debütant gewinnt hier schon eine Medaille - ein besseres Zeichen konnten wir gar nicht setzen." Da konnte es das deutsche Team auch verschmerzen, dass im Herrenflorett der viermalige Einzel-Weltmeister Peter Joppich (Koblenz) und Peking-Olympiasieger Benjamin Kleibrink (Tauberbischofsheim) schon in der zweiten Runde scheiterten. Denn das Schreckensszenario einer Heim-WM ohne Medaille war bereits am zweiten Tag abgewendet. Ausgerechnet durch die Waffe, in der der Verband - 2016 erstmals seit 36 Jahren ohne Medaille von Olympischen Spielen abgereist - den radikalsten Umbruch vollzogen hatte.

Junioren-Coach Mario Böttcher, selbst erst Mitte 30, wurde zum Bundestrainer ernannt, jungen Nachwuchsfechtern mehr Vertrauen geschenkt. Alle vier deutschen Starter im Degen waren erstmals bei einer WM dabei. Schmidt holte die erste Einzelmedaille in der einstigen deutschen Paradewaffe seit 2001.

"Es zeigt, dass sich was bewegt: Neuer Trainer, neues Team - alte Stricke abschneiden", sagte Schmidt: "Der neue Bundestrainer ist sicherlich nicht ganz unschuldig, dass es ein bisschen Aufbruchstimmung gibt. Jeder hat eine neue Chance bekommen. Er hat frischen Wind reingebracht." Schmidt scheiterte erst im Halbfinale mit 10:15 am späteren Weltmeister Paolo Pizzo (Italien). "Ich hatte mir ein Top-16-Ergebnis vorgenommen", sagte der Jurastudent, der 2016 die deutsche Meisterschaft gewonnen hatte. "Bronze ist schon überraschend, aber prinzipiell traue ich mir sowas immer zu", ergänzte der 25-Jährige.

Ndolo, die im vergangenen Monat schon mit EM-Silber überrascht hatte, bezwang auf dem Weg unter die besten Acht sogar die Olympiasiegerin Emese Szazs-Kovac aus Ungarn nervenstark mit 15:14 im Sudden Death. Im Viertelfinale war dann aber Julia Beljajeva aus Estland beim 9:15 für die 30 Jahre alte Leverkusenerin zu stark.

(SID)
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