Atlanta/Düsseldorf Dennis Schröder macht sich einen Namen in der NBA

Atlanta/Düsseldorf · Dirk Nowitzki und Dennis Schröder sind nicht vergleichbar. Schon gar nicht in Zahlen. Wie viele Punkte, Rebounds und Korbvorlagen sie sammeln, sagt wenig aus, selbst wenn man diese Statistiken auf ihre Einsatzzeit umrechnen würde, weil die beiden Basketballprofis auf so unterschiedlichen Positionen spielen.

Dennis Schröder NBA: Das ist der Basketballer
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Das ist Dennis Schröder

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Foto: dpa/Soeren Stache

Aber Menschen vergleichen doch so gern. Dirk Nowitzki macht gerade Schlagzeilen, weil der Würzburger die Grenze von 50 000 Spielminuten geknackt hat - Schröder, weil seine Atlanta Hawks als erstes Team der NBA in der aktuellen Saison 50 Siege erreichte. In der Nacht zu heute kommt es zum Topspiel zwischen Atlanta (53:14 Siege und Golden State (53:13). Schröders Aufstieg zum zweitem Spielmacher schon in seiner zweiten Saison gelang ihm, indem er der Versuchung widerstand, ein zweiter Nowitzki werden zu wollen.

Nowitzki ist ein Schütze, einer der besten der Basketballgeschichte. Zehntausende Stunden Training haben ihn dazu gemacht. Letzten Endes triumphierte er dank preußischer Tugenden. Nowitzki ist "oldschool", der Erbe des legendär treffsicheren Larry Bird. Er bevorzugt die Distanz. In der Ruhe liegt seine Kraft. Das war schon immer so, nicht erst jetzt im Basketballer-Greisenalter von 36 Jahren.

Der 21-jährige Braunschweiger Dennis Schröder spielt ein anderes Spiel, aggressiver, schneller. Er kann alles - nur nicht werfen. Das meiste hat er nicht in der Halle gelernt, wo der Ring der Korbanlage gefedert ist, so dass der Ball oft doch noch in den Korb fällt ("forgiving rim") statt wild zurückzuspringen, sondern unter freiem Himmel. Dort, wo man den direkten Weg zum Korb nimmt, wo der Mythos vom "körperkontaktlosen Spiel" als solcher entlarvt wird, egal ob man trickreich am Gegenspieler vorbei will oder mit roher Muskelkraft über ihn hinweg.

Das deutsche Duo vereint ein guter Blick für Lauf- und Passwege, präzises Timing, ein hoher "Basketball-IQ". Doch Nowitzki arbeitet mit dem Skalpell, Schröder wählt den Presslufthammer.

Er ist das Gegenteil aller dort spielenden Deutschen vor ihm - Detlef Schrempf, Chris Welp und Uwe Blab und besonders Nowitzki. Klein und sehnig statt groß und kräftig, dunkel- statt hellhäutig, medien- und modeaffin. So vermittelt er amerikanischen Sportfans auch ein neues Bild von Deutschland. Nowitzki fragen Reporter gern nach Schweinebraten, auch heute noch. Schröder fragen sie nach "Swag", der Steigerung von Coolness.

Am Sonntag beim 91:86-Sieg gegen die Los Angeles Lakers ließ Schröders Trainer seinen ersten Spielmacher auf der Bank. Kraft sparen für die bevorstehenden Play-offs war angesagt. Schröder nutzte die Gelegenheit, war überall gleichzeitig, gab zehn Korbvorlagen und sammelte 24 Punkte, mehr als je zuvor.

Nowitzki wird respektiert. Dennis Schröder elektrisiert.

(RP)
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