London/Berlin Depressiver Fury legt Box-WM-Titel nieder

London/Berlin · Hinter den Kulissen beginnt schon der Kampf um das sportliches Erbe des britischen Skandal-Profis.

Kaum hatte der tief gefallene Champion Tyson Fury seine WM-Gürtel niedergelegt und seine Boxlizenz verloren, begann schon der Kampf um sein sportliches Erbe. "Das Schwergewicht, das durch die Ära der Klitschko-Brüder über die Jahre immer langweiliger wurde, ist total in Aufruhr", sagte Thomas Pütz, Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB). "Jeder Promoter versucht, seine Jungs jetzt in Stellung zu bringen. Alles ist möglich."

Furys WM-Titel der Weltverbände WBA und WBO sind nun vakant, nachdem der britische, an Depression erkrankte Skandal-Boxer gestern mit sofortiger Wirkung seine Gürtel niederlegte und wenig später vom britischen Boxverband vorsorglich bis zur Klärung der "medizinischen und dopingrelevanten Fragen" gesperrt wurde. Fury hatte zuletzt auch Drogenkonsum gestanden. "Es ist nur fair und richtig und zum Wohle des Boxens, wenn die Titel aktiv bleiben, damit andere um die vakanten Gürtel boxen können", sagte Fury.

So wie Wladimir Klitschko, den Fury vor einem Jahr im Ring gedemütigt und danach beim vertraglich vereinbarten Rückkampf zweimal versetzt hatte. Laut ESPN hofft das Klitschko-Lager, dass es beim geplanten Kampf des Ukrainers Mitte Dezember gegen den britischen IBF-Weltmeister Anthony Joshua auch um die WBO- und WBA-Krone geht. "Für jeden Verband ist es und lukrativ, Wladimir Klitschko als Weltmeister in den eigenen Reihen zu haben", sagte Pütz.

Die WBO wird darüber bei der jährlichen Convention ab Montag in Puerto Rico entscheiden. WBO-Präsident Francisco Valcarcel hält auch ein Vier-Mann-Turnier der laut Weltrangliste aktuell besten Schwergewichtler für möglich. Ein Turnier mit Joseph Parker (1./Neuseeland), Klitschko (2.), Andy Ruiz jr. (3./Mexiko) und David Haye (4./Großbritannien) ist zwar sehr reizvoll, aber wenig wahrscheinlich. Eine Einigung auf Ort, Zeit und TV-Partner ist schließlich schon bei zwei Weltklasse-Boxern eine komplizierte Angelegenheit. Bei der WBA ist die Situation unübersichtlicher. Hier trug Fury den Titel des Superchampions, der reguläre WM-Gürtel ist schon länger vakant.

(sid)
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