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Analyse zur Champions League Bayern sind auch in Europa konkurrenzlos

Düsseldorf/Rom · Die Münchner demütigen den AS Rom mit einem 7:1-Erfolg – eine Demonstration des fast perfekten Fußballs.

Der FC Bayern München ist auch in Europa das Maß der Dinge
Foto: afp, mlm

Die Münchner demütigen den AS Rom mit einem 7:1-Erfolg — eine Demonstration des fast perfekten Fußballs.

Rinus Michels hatte einen Traum, und er gab diesem Traum einen Namen: "Voetbal totaal." Den totalen Fußball sollten seine Mannschaften spielen, Ajax Amsterdam und die holländische Nationalmannschaft kamen dem Ideal in den 1970er Jahren nah. Johan Cruyff, der wichtigste Spieler der beiden Teams, trug die Idee zu Barcelona. Er pflanzte sie dem Klub regelrecht ein, und auch sein früherer Schüler Pep Guardiola streifte in den besten Zeiten von Barca die Perfektion. Am nächsten kommt ihr allerdings sein aktuelles Team, der FC Bayern München, der nicht nur mit seinen Bundesliga-Gegnern spielt, sondern auch der vermeintlich hochkarätigen Konkurrenz in Europa turmhoch überlegen ist.

Eindrucksvoller Beweis für den verblüffenden Unterschied zwischen den Bayern und dem zurzeit bedauernswerten Rest der Welt war der zweite Auswärtsauftritt der Münchner in der Champions-League-Saison. Mit 7:1 triumphierten sie beim AS Rom. Und sie nahmen die für ihre Abwehrstärke berühmte Roma derart auseinander, dass Klubchef Karl-Heinz Rummenigge schon Mühe hatte, das Geschehen einzusortieren. "Ich würde es fast geschichtsträchtig nennen", sagte er beim nächtlichen Bankett, "wenn wir uns in zehn Jahren, wo auch immer, wieder treffen, werden wir uns an diesen Abend erinnern."

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Weil er der fußballerischen Vollkommenheit nahe kam, ist er vielleicht der vorläufige Höhepunkt einer Entwicklung, die vor gut fünf Jahren begann. Die Münchner leisteten sich das Engagement des barocken holländischen Trainers Louis van Gaal. Zu dessen Stärken gehörte schon damals ein schwer zu erschütterndes Selbstbewusstsein, ein großes Geschick im Umgang mit jungen Spielern und eine klare Vorstellung vom einzig wahren Fußball. Es ist vielleicht die einzige Überzeugung, die ihn mit seinem Lieblingsfeind Cruyff vereint. Jedenfalls beruht sie auf der Erkenntnis, dass dem Gegner wenig gelingen kann, solange die eigene Mannschaft den Ball hat. Das kam anfangs ein bisschen ermüdend daher, aber es mündete in einer deutschen Meisterschaft, dem DFB-Pokalsieg und dem Vordringen ins Finale der Champions League. Hätte sich van Gaal im dauerhaften Röhren der bayerischen Platzhirsche nicht so unnachgiebig gezeigt, hätte er seine Entwicklungsarbeit zum totalen Fußball sicher noch ein bisschen länger betreiben können.

Sein Nachfolger Jupp Heynckes verfeinerte das System van Gaal um die wesentliche zwischenmenschliche Note. Er brachte einen Teamgeist nach München, den es so dort noch nicht gegeben hatte. Und er feierte einen historischen Triumph im Gewinn des Triples aus Meisterschaft, Pokal- und Champions-League-Sieg. Heynckes ließ bereits einen Fußball spielen, bei dem jeder Spieler viele Rollen einnehmen konnte. Auch das erinnerte an die Vorstellungen der alten Meister in Holland, die sicher waren, dass bei entsprechender Ausbildung jeder Fußballer auf jeder Position des Feldes den Ansprüchen gerecht werden kann. Er muss nur gut genug sein. Die Sportlehrbücher haben ein Wort für diese Art Spieler. Sie nennen ihn polyvalent oder deutsch: vielwertig.

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Foto: dpa, geb fux

Pep Guardiola hat eine international einzigartige Auswahl vielwertiger Spieler beisammen. Nur ein paar Beispiele: Torwart Manuel Neuer könnte auch ordentlich im Feld spielen, er gilt als bester Fußballer unter den Schlussleuten der Welt; der beste Torwart ist er sowieso. Philipp Lahm kann bis auf die Rolle des Torwarts wahrscheinlich jede Aufgabe auf dem Rasen übernehmen. David Alaba ist längst auf dem Weg zur Weltklasse, er hat in dieser Serie schon in der zentralen Abwehr, auf dem defensiven und offensiven Flügel und im zentralen Mittelfeld gespielt. Manchmal tut er das alles in einem einzigen Spiel. Das genau ist der Grundgedanke des totalen Fußballs.

Der Einzige, der im System des ständigen Positions- und Ordnungswechsels als Fixpunkt seine Rolle durchhält, ist Xabi Alonso. Er organisiert das Spiel von hinten, und er ist bestimmt glücklich darüber, dass Guardiola ihn völlig allein auf der sogenannten "Sechs" spielen lässt. Eine durchgängige Arbeitsteilung mit einem Kollegen würde Alonso unterfordern und die Wirkung im Aufbau nehmen.

Wenn eines Tages der Nationalmannschafts-Kapitän Bastian Schweinsteiger wieder ins Team zurückkehrt, wird er sich bestimmt weiter vorn einsortieren. Und es ist nicht auszuschließen, dass der Münchner Fußball dadurch noch ein Stückchen näher an die Perfektion rücken wird. Die Konkurrenz — auch in Europa — darf das durchaus als Drohung verstehen.

(RP)
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