Sonderschichten mit Dany Petric Der Fitmacher der Bundesliga-Stars

Meerbusch · Immer mehr Bundesligaspieler legen nach dem Training im Verein noch Zusatzschichten ein. Wie es auch Leonardo Bittencourt vom 1. FC Köln in Meerbusch tut. Er erklärt, warum das im Profifußball fast unerlässlich geworden ist.

Das ist Leonardo Bittencourt
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Weltfußballer Cristiano Ronaldo (33) ist für seinen Trainingsfleiß bekannt. Bei Real Madrid ist Ronaldo immer einer der Ersten, der den Trainingsplatz betritt, und einer der Letzten, der ihn wieder verlässt. Und wenn er seine Extra-Einheit auf dem Rasen absolviert hat, dann geht es mit dem Training im Kraftraum weiter. Verfolgen lässt sich das fast täglich anhand seiner Fotos in sozialen Netzwerken.

"Da ist kein Zufall dabei", sagte Trainerlegende Sir Alex Ferguson einmal über Ronaldos Klasse. "Ständig trainierte er zusätzlich seine Technik, mit rechts, links, sein Kopfballspiel, seine Sprungkraft. Er achtete bereits als junger Spieler extrem auf seinen Körper", sagte Ferguson, unter dem Ronaldo bei Manchester United zum Topspieler reifte.

In der Bundesliga nehmen sich immer mehr Profis ein Vorbild an Stars wie Ronaldo. Viele legen Zusatztrainings im Kraftraum ein, das aber meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Beim 1. FC Köln, bei Fortuna Düsseldorf oder Borussia Mönchengladbach gibt es Spieler, die dafür in ein Fitnessstudio in Meerbusch kommen - so auch Leonardo Bittencourt.

"Der Profifußball heute ist viel athletischer als früher", sagt Bittencourt (24), der beim 1. FC Köln unter Vertrag steht. "Du musst einfach topfit sein, sonst wirst du überrannt." Ein- bis zweimal pro Woche trainiert er in Meerbusch. "Wir bekommen im Verein die beste Versorgung", sagt Bittencourt, "das individuelle Training hilft mir aber, an meinen Schwächen zu arbeiten." Als er für Borussia Dortmund gespielt hat, sagt er, "da gab es auch zwei, drei Kollegen, die noch zusätzlich trainiert haben".

Bittencourt ist relativ klein (1,71 Meter), dafür aber schnell und wendig. Aus der Reservemannschaft von Energie Cottbus hat er es bis zum Bundesligaprofi und U21-Nationalspieler gebracht. Trotz vieler Verletzungen, die ihn immer wieder zurückwarfen: Achillessehnen-, Hüft-, Oberschenkel- oder Adduktorenprobleme. Zuletzt musste er an der Leiste operiert werden. "Das Indidualtraining hat geholfen, dass ich schneller fit werde", sagt Bittencourt. Es soll den schmächtigen Flügelflitzer kräftigen. Bittencourt vertraut dabei Dany Petric (29).

Der Personaltrainer und Fitnesscoach war selbst Fußballer, bis er wegen einer Knieverletzung aufhören musste. "Aus eigener Erfahrung kenne ich die Ansprüche von Fußballern an das Training", sagt Petric. Der erste Fußballer, den er trainiert hat, war Kevin Akpoguma. Von 2015 bis 2017 war Akpoguma von der TSG Hoffenheim an Fortuna Düsseldorf ausgeliehen. Die beiden hatten sich im Fitnessstudio kennengelernt. "Kevin wollte sich weiterentwickeln und auf Erstliganiveau kommen", erzählt Petric. Zwei Jahre lang trafen sie sich wöchentlich zum Workout. Ein weiterer Fortuna-Spieler kam dazu, später auch Nico Schulz von Borussia Mönchengladbach, der, genau wie Akpoguma, nun in der Bundesliga für Hoffenheim spielt. Auch Campino, Frontsänger der Band "Die Toten Hosen", hielt sich bei Petric fit. Über Mundpropaganda habe sich das Netzwerk aus Promis und Profisportlern aufgebaut.

Bei Fußballern wie Bittencourt seien die Tiefenmuskulatur und Körperspannung Ansatzpunkte des Personaltrainings. "Wir machen ein Kraftausdauertraining mit hoher Intensität, oft nur mit dem eigenen Körpergewicht." Es sind Übungen für die Beinmuskulatur - wie Kreuzheben oder Kniebeugen -, die Petric und Bittencourt an diesem Mittag in Meerbusch absolvieren. Ein weiterer Aspekt: der Ausgleich der hinteren Beinmuskulatur, die durch häufiges Schießen und Sprinten oft weniger entwickelt sei als die vordere. "Wir können fünf bis zehn zusätzliche Prozent herausholen. Die paar Prozent können am Ende entscheidend sein, um den Konkurrenten auf einer Spielposition zu überholen", sagt Petric.

Wichtig sei zudem die Ernährung. Ausgewogen und gesund sei die, sagt Bittencourt. Darauf lege vor allem seine Ehefrau wert, die Ernährungswissenschaften studiert. "Früher haben Fußballer geraucht und Bier getrunken, das gibt es so heute nicht mehr", sagt Bittencourt.

Zuletzt hatte Thomas Tuchel als Trainer von Borussia Dortmund mit dem Thema für Aufsehen gesorgt. Tuchel selbst hatte in seiner Auszeit stark abgenommen - und setzte auch die BVB-Profis auf "Low-Carb-Diät". Er gilt als Verfechter kohlenhydratarmer Ernährung. Weltmeister Mats Hummels schwärmte damals, sich fitter denn je zu fühlen. "Jeder Körper und jeder Stoffwechsel ist individuell", sagt Fitnesstrainer Petric. Gegen gesunde Kohlenhydrate sei nichts einzuwenden. "Die Mischung muss stimmen."

Für Bittencourt, der mit Köln in die 2. Liga abgestiegen ist, stimmte die zumindest persönlich zuletzt. Seine Leistungskurve zeigte nach oben. Und er arbeitet auf den Traum hin, "eines Tages für die deutsche Nationalmannschaft nominiert zu werden", sagt er.

(ball)
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