Persönlich Der neue Kapitän steht im Tor

Viele Trainer haben am liebsten einen Feldspieler als Kapitän. Weil er dichter dran ist am Geschehen, oft sogar mittendrin, weil er in der Regel unmittelbar das Gespräch mit dem Schiedsrichter suchen kann. Joachim Löw macht da grundsätzlich keine Ausnahme - deshalb ist es umso höher zu bewerten, dass er nach dem Abschied Bastian Schweinsteigers alle Bedenken hinten angestellt und Torhüter Manuel Neuer zum Kapitän der Nationalmannschaft bestimmt hat.

"Für mich ist Manuel Neuer der logische Nachfolger von Bastian Schweinsteiger", sagt Löw. "Er bringt alles mit, was ich mir von einem Spielführer wünsche. Seine sportlichen Leistungen sind überragend, Manuel ist immer für die Mannschaft da, er ist ein Teamplayer und ein absolutes Vorbild." Nicht zu unterschätzen ist auch, dass der Münchner völlig unumstritten und trotz beachtlicher Konkurrenz die klare Nummer eins ist.

Neu ist die Kapitänsrolle für ihn ohnehin nicht. Bei der EM-Endrunde in Frankreich trug Neuer die Binde in allen sechs deutschen Spielen. Fünfmal von Beginn an, im Halbfinale gegen Frankreich dann nach Schweinsteigers Auswechslung. "Für mich ist es eine große Ehre", sagt der frühere Schalker dennoch. "Es macht mich stolz, Kapitän der Mannschaft zu sein."

Das Einzige, was gegen den weltbesten Torhüter als Träger der Binde gesprochen hätte, war eine politische Komponente. Das Amt Jerome Boateng zu übertragen, wäre eine große Geste gewesen, eine schallende Ohrfeige für die AfD und andere Vertreter fragwürdiger Ansichten. Doch mit so viel Gewicht wollte Löw seine Entscheidung nicht belasten. Verständlich.

(RP)
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