Kolumne Gegenpressing Der saubere Herr Blatter ordnet die Sportwelt neu

Düsseldorf · Zur Winter-WM 2022 gibt's Glühwein beim Public Freezing. Und der Fußballweltverband Fifa stürmt gemeinsam mit den steinreichen Scheichs von Katar den asiatischen Markt.

 RP-Redakteur Robert Peters.

RP-Redakteur Robert Peters.

Foto: Phil Ninh

Zur übernächsten Fußball-WM gibt's Glühwein und lange Unterhosen. Zumindest hierzulande beim Public Freezing, wenn 2022 die ersten Winterfestspiele des Fußballs in Katar aufgeführt werden. Eine tolle Idee der Fifa, mit der sie nun ultimativ einen der größten Besetzungsfehler der jüngeren Sportgeschichte korrigiert zu haben glaubt.

Es schert den Weltverband und seinen großen Vorsitzenden Sepp Blatter, der sich zur Hervorhebung seiner überaus würdevollen Stellung längst Joseph S. Blatter zu nennen beliebt, natürlich überhaupt nicht, dass sich dem Gröspaz (Größten Sportereignis aller Zeiten) alles niedere Sportgeschehen unterordnen muss. Der Afrika-Cup beispielsweise ist kühn in den Sommer verschoben worden. Afrikanische Sommer sollen ja angenehm mild sein. Die Ski- und Eis-Veranstaltungen des frühen Winters 2022 werden wahrscheinlich ins ewige Packeis verlegt oder der Einfachheit halber direkt in einen großen Kühlschrank bei Bofrost in Straelen. Dadurch ist schon mal Unabhängigkeit von bösen Windböen gewonnen, über die Biathleten gelegentlich bittere Klage führen. So kann sich die Fifa auch auf diesem Feld als die selbstlose Wohltäterin aufführen, die sie nach Blatters maßgeblicher Einsicht ins Wesentliche ja ist.

Sie gibt der Welt aber nicht nur ein leuchtendes Beispiel ihrer Menschenliebe und der unendlichen Zuneigung zu den anderen Sportarten, deren Konkurrenz sie im Zusammenspiel mit Werbepartnern und TV-Sendern vor einiger Zeit abgeschafft hat. Es ist ihr auch gelungen, nun wirklich über den Dingen zu schweben. Sie hat sich das Klima untertan gemacht. Sie hat sich über das engstirnige Denken in Terminkalendern erhoben. Sie hat den vermeintlich so großen Fußball-Klubs die Rolle von Papiertigern zugewiesen. Sie hat Debatten über Menschenrechte unter die Teppiche ihres Palasts in Zürich gekehrt, dass es eine Freude ist. Und sie hat den hässlichen Korruptionsverdacht durch eine selbstgegründete Ethikkommission mit der Leidenschaft des wahren Aufklärers derart gekonnt aus der Welt räumen lassen, dass so mancher ihrer gefeierten Aufklärungsanwälte von so viel Herrlichkeit vollkommen benebelt den Dienst quittierte.

Das alles tat sie nur, weil es ihrem großen Vorsitzenden gefällt, gemeinsam mit den steinreichen Scheichs von Katar den asiatischen Markt zu stürmen. Das ist das Geheimnis der Weltmeisterschafts-Vergabe an Katar. Das ist der Grund für eine Winter-WM. Und weil Blatter das will, muss ihn nicht mal jemand bestechen. Der macht das schon ganz sauber. Seine ergebenen Diener in jenen Mitgliedsländern, die jährlich mit freundlichen Gaben bedacht werden, können das sicher bestätigen.

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(RP)
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