Cottbus Derby entscheidet über Recks Zukunft

Cottbus · Der ganz starke Torhüter Fabian Giefer hält die Düsseldorfer beim 3:1-Sieg in der Lausitz im Spiel. Oliver Recks Chancen, Cheftrainer des Fußball-Zweitligisten zu bleiben, haben sich weiter verbessert.

Die Geräuschkulisse kam den Fußballprofis von Fortuna Düsseldorf erschreckend bekannt vor. "Vorstand raus!" und "Wir haben die Schnauze voll" – so schallte es von den Rängen, ganz ähnlich wie zwei Wochen zuvor bei der 0:2-Heimniederlage gegen den Karlsruher SC, die letztlich zur Beurlaubung von Trainer Mike Büskens geführt hatte. Den feinen Unterschied dokumentierte jedoch der dritte Klassiker, der an diesem Samstagnachmittag von den Zuschauern zu hören war: "Wir sind Cottbus und ihr nicht".

Nein, diesmal waren nicht die Düsseldorfer Spieler das Ziel des Publikumszorns, sondern die Akteure ihres Gegners. Viele Fans waren ja ohnehin nicht mehr ins Stadion der Freundschaft gekommen, und die wohlwollend hochgerechneten 6000 rechneten nach der 1:3-Pleite gegen Fortuna schonungslos mit dem Zweitliga-Schlusslicht FC Energie Cottbus ab.

Die knapp 1000 mitgereisten Düsseldorfer dagegen feierten so richtig ab, sangen sich schon einmal für das rheinische Derby gegen den 1. FC Köln am kommenden Sonntag warm. Was für ein Gegenpol zur Tristesse auf der anderen Seite, die die Stadionregie mit ihrer Musikauswahl noch unterstrich. "The Show must go on", der Gänsehaut-Appell des damals schon schwer an Aids erkrankten Queen-Sängers Freddie Mercury, passte auf fast schon gespenstische Weise zur Misere der mit weit höheren Ambitionen gestarteten Lausitzer.

Fortuna konnte es gelassen nehmen. Nach dem 1:0 beim 1. FC Kaiserslautern fünf Tage zuvor feierte sie in Cottbus den zweiten Auswärtssieg in Folge – ein Kunststück, das in der Liga zuletzt im Oktober 2011 nach den Erfolgen auf St. Pauli (3:1) und beim FSV Frankfurt (5:2) gelungen war. Und die Gäste schnitten noch weitere alte Zöpfe ab: Mehr als zwei Auswärtstreffer hatten die Düsseldorfer seit 21 Monaten nicht mehr erzielt (5:0 beim KSC), und ein Sieg mit zwei Treffern Differenz war in dieser Saison ebenfalls noch nicht herausgesprungen.

Passend zum großen Derby hat Interimstrainer Oliver Reck die so lange dahintaumelnden Düsseldorfer wieder in die Spur gesetzt. Seine Chancen, den von seinem Freund Büskens geerbten Cheftrainerposten länger als nur bis Weihnachten behalten zu dürfen, sind durch die sechs Punkte unter seiner Ägide gewaltig gestiegen. Bei einem Sieg über den FC ginge an Reck überhaupt kein Weg mehr vorbei, und selbst bei einem Remis nach ordentlicher Leistung wäre die feste Verpflichtung des 48-Jährigen mehr als nur wahrscheinlich.

Fast noch wichtiger als die nackten Zahlen ist jedoch die stark veränderte Außendarstellung der Fortuna-Mannschaft. In Cottbus startete sie ausgesprochen schwach in die Partie, fand keinen Zugriff auf die Spieler des Tabellenletzten und geriet bereits in der siebten Minute in Rückstand. Noch vor wenigen Wochen wäre die Truppe angesichts dieser Vorzeichen zusammengebrochen – am Samstag jedoch schlug sie zurück.

"Es fing wirklich nicht berauschend an", gab Oliver Reck zu. "Mir hat dann aber gefallen, wie prompt die Spieler reagiert haben. Sie haben sich konsequent an die taktischen Vorgaben gehalten." Wie schon in Kaiserslautern durfte sich Fortuna beim ganz starken Torhüter Fabian Giefer bedanken. Mit teilweise unglaublichen Reflexen verhinderte er nach Erwin Hoffers Ausgleich einen erneuten Rückstand. Dann kippten Charlie Benschop und Nachwuchsmann Tugrul Erat mit ihren Toren das Spiel. Am Ende war der Erfolg nach verkorkstem Start sogar verdient und führte zu einer wichtigen Schlussfolgerung: Fortuna kann jetzt auch schmutzige Siege landen. Und Torschütze Benschop konnte das Derby gegen Köln gar nicht mehr abwarten. "Am liebsten", sagte der Niederländer nach dem Abpfiff in Cottbus, "würde ich jetzt sofort gegen den FC spielen."

(RP)
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