Rio Deutsche Athleten loben Organisation im Olympischen Dorf

Rio · Markus Rehm hat sich nach all den Horror-Meldungen im Vorfeld ein bisschen verzockt. "Ich habe mit dem Schlimmsten gerechnet", sagt der Weitsprung-Weltrekordler. "Also habe ich einen Koffer voll Essen mitgenommen. Vor allem Brot und Müsli."

Angekommen in Rio de Janeiro stellte der Paralympics-Star fest, dass das Essen im Dorf längst nicht so schlecht ist, wie nach all der Kritik der Olympia-Athleten befürchtet. Es ist sogar "richtig gut", betont Rehm: "Jetzt esse ich das ganze Zeug trotzdem, damit ich es nicht mehr mit zurücknehmen muss und es nicht verdirbt." Auch sonst sei "alles super, und wenn wir mal ein Problem haben, wird uns sofort geholfen." Dass während und nach Olympia so viel Kritik an den Begleitumständen kam, wundert den 28-Jährige deshalb. "Ganz im Ernst: Von solchen Kleinigkeiten lasse ich mir die Spiele nicht verderben", sagt er: "Es sind maximal ganz kleine Probleme. Und zu Hause ist auch mal was kaputt. Über sowas kann ich mich nicht aufregen."

Es ist die Meinung aller deutschen Athleten. "Die dunklen Wolken, die wir beim Anflug auf Brasilien gesehen haben, sind nach einer Woche komplett verflogen", sagt Friedhelm Julius Beucher, der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS). "Ich müsste mich schon bemühen, die Nadel im Pannen-Heuhaufen zu suchen. Bisher habe ich sie jedenfalls noch nicht gefunden."

Von Zika-Virus bis zu schlechtem Essen, von Finanzproblemen bis zu Verkehrschaos - vor den Spielen jagte eine Horror-Prophezeihung die nächste, die Paralympics konnten für viele eigentlich nur ein Desaster werden. Und nun? "Die Wettkampfanlagen: top. Die Unterbringung: in Ordnung. Das Essen: top. Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen: übertop!", ergänzt Beucher: "Ich sehe um mich herum nur zufriedene Sportler."

Das bestätigt auch Kugelstoßer Niko Kappel, der Deutschlands erstes Gold gewonnen hatte. "Alles passt. Vor allem das Essen: Ich gehe im Dorf an einer Theke mit 150 Meter Essen vorbei. Für einen Kugelstoßer ist das das Paradies", erklärt der kleinwüchsige Athlet.

Die Befürchtungen beruhten im Endeffekt vor allem auf dem Gejammer zahlreicher Olympia-Athleten. Weshalb sich die Frage stellt: Sind diese so verwöhnt oder Paralympics-Athleten genügsam? "Ich kann die ganze Kritik nicht verstehen", sagt 400-m-Weltmeister David Behre: "Das ist Weltklasse."

(sid)
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