Gummersbach 30:18 - Handballern gelingt Pflichtsieg gegen Finnland

Gummersbach · Teemu Tamminen ist 27 Jahre alt. Er spielt bei Cocks, der überragenden Mannschaft in Finnland. Gestern erzielte der Linksaußen, der vor zwei Jahren vom Bundesligisten Wetzlar umworben war, dessen Verein aber zu viel Ablöse wollte, den Treffer zum 3:2 (5. Minuten). Es war nicht nur die letzte Führung der Gäste, sondern auch das 10 000 Tor in der Geschichte der finnischen Handball-Nationalmannschaft.

DHB-Team besiegt Finnland
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Mehr zu feiern gab es nicht, denn das deutsche Team startete in Gummersbach mit einem 30:18 (19:8)- Sieg in die EM-Qualifikation. Ein Maßstab, wie weit der neue Bundestrainer Dagur Sigurdsson beim Aufbau einer Mannschaft ist, war die Partie aber nicht. Am kommenden Sonntag in Wien (18 Uhr) werden die Österreicher den Bundesligaprofis erheblich mehr abverlangen, ganz zu schweigen von Weltmeister Spanien, dem vierten Team in der Gruppe.

Vor zwei Jahren war die deutsche Mannschaft in Mannheim mit einer Niederlage gegen Montenegro in die EM-Qualifikation gestartet. Am Ende fuhr neben dem Außenseiter auch Tschechien zur Endrunde nach Dänemark. "Oh wie ist das schön, so was hat man lange nicht gesehen", tönte es nach dem Abpfiff durch die Halle.

"Hier spielen Vollamateure gegen Vollprofis", sagte Trainer Mikael Källmann, der zwölf Jahre lang als Profi in der Bundesliga aktiv war. Gerade einmal 4000 Handballspieler gibt es in Finnland, wo der nordische Skisport, Fußball, Eishockey und Basketball einen deutlich höheren Stellenwert genießen. Fünf Finnen sind im Ausland aktiv, unter ihnen Richard Sundberg. Der Rückraumspieler steht seit Sommer beim Zweitligisten Bittenfeld unter Vertrag und war in der Anfangsphase für drei der vier Gästetreffer verantwortlich. Kapitän Andreas Rönneberg, einer von drei Norwegen-Legionären, zeigte sich als sicherer Strafwurfschütze und verwandelte dreimal sicher.

Doch die auch körperlich unterlegenen Gäste waren letztlich ohne Chance, zogen sich aber gut aus der Affäre. Wer nach dem 19:8 zur Pause mit einem Torfestival gerechnet hatte, wurde enttäuscht. Immer wieder verpufften die Angriffsaktionen der Gastgeber, bei denen alle 14 Spieler mindestens einen Treffer erzielten.

Zu den besten Akteuren der Gastgeber zählte Paul Drux. Der 19-Jährige wurde in Marienheide nahe Gummersbach geboren, war in der Handball-Akademie des Bundesligisten VfL und gehört nun zum Kader der Füchse Berlin. Deren Trainer ist Dagur Sigurdsson noch bis Saisonende. Eine Standortbestimmung war die Partie nicht. Auffällig aber war, wie schwer sich die Rückraumspieler gegen die intensive Abwehr der Finnen taten. Ein Angriff wurde sogar abgepfiffen, weil die Gastgeber keinen Weg zum Tor fanden, in dem Patrik Roslander eine gute Partie lieferte.

Elf Treffer in der zweiten Halbzeit, eine Bilanz, die nicht zufrieden stellen kann. Aber Sigurdsson setzte alle Spieler ein. Etwa Sven-Sören Christophersen, der zwei Treffer in seinem 100. Länderspiel beisteuerte. Oder Timm Schneider, der neun Minuten vor Schluss eingesetzt wurde und einmal traf. "Nach der Qualifikation werden meine Spieler zum ersten Mal sehen, wie ganz oben in der Welt gespielt wird", hatte Gäste-Coach Källmann vor der Partie gesagt.

Nun, so ganz weit nach oben mussten seine Jungs gestern nicht blicken.

(RP)
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