Montreal DFB-Elf ist bereit für den nächsten Klassiker

Montreal · Im Halbfinale der Frauenfußball-Weltmeisterschaft in Kanada trifft die deutsche Mannschaft auf die USA.

Erst der Kraftakt gegen Frankreich, nun der Klassiker gegen die USA: Nach dem Elfmeterkrimi gegen die Französinnen bereitet sich die Auswahl von Bundestrainerin Silvia Neid auf den nächsten WM-Kracher in Kanada vor. Im wohl ausverkauften Olympiastadion von Montreal muss die DFB-Elf in der Nacht zu Mittwoch (1 Uhr MESZ/ARD und Eurosport) im Halbfinale gegen die USA mit einer ähnlich feindseligen Atmosphäre rechnen wie bei der Partie gegen die Französinnen.

Für die Deutschen ist das nach eigener Aussage kein Problem. "Wir sind jetzt so heiß, es macht total Spaß in dem Stadion. Ich freue mich riesig darauf und würde am liebsten sofort wieder spielen", sagt Melanie Behringer, die sich wie ihre Teamkolleginnen gegen Frankreich auch von den Pfiffen der Zuschauer nicht aus der Konzentration reißen ließen. "Bei meinem Elfer habe ich gar nichts mitbekommen. Nix gesehen, nix gehört", berichtet Babett Peter. Nur bei den anderen Schützinnen habe sie den Lärm wahrgenommen. "Ich schätze, gegen die USA wird es ähnlich sein."

Bundestrainerin Silvia Neid lobte vor allem die große Moral und den Charakter des Teams, das gegen die spielerisch klar überlegenen Französinnen auch nach dem 0:1 von Louisa Necib (63.) nie aufgab und an sich glaubte. So fiel der Ausgleich durch Celia Sasic (84./Handelfmeter) zwar spät, aber nicht zu spät. "Ich finde, dass meine Mannschaft richtig charakterstark ist. Sie hat sich in der zweiten Hälfte reingekämpft und es noch ins Elfmeterschießen geschafft."

Behringer und Peter erklärten einstimmig, dass sie eigentlich "nie das Gefühl hatten", es könne gegen Frankreich schiefgehen. Das ist schon erstaunlich, weil es für den Betrachter von außen anders aussah. "Als wir das Elfmeterschießen erreicht hatten, wusste ich, dass wir gewinnen", sagt Peter und bestärkt die Hoffnungen für den Rest des Turniers: "Wir sind vielleicht nicht die beste Mannschaft, aber mit Sicherheit das beste Team."

Torhüterin Nadine Angerer war mental gerüstet für den dramatischen Höhepunkt. Zunächst aber verwandelten Behringer, Simone Laudehr, Peter, die trotz Schmerzen im linken Sprunggelenk angetretene Dzsenifer Marozsan sowie erneut Sasic ihre Strafstöße. Ausgerechnet die mit 21 Jahren jüngste der fünf französischen Schützinnen, Claire Lavogez, verließen schließlich die Nerven. "Bei ihr hatte ich das Gefühl, dass sie Angst hatte", erklärte Angerer nach der Partie.

Die Weltfußballerin von 2013 erwartet gegen die Amerikanerinnen ein anderes Duell als das gegen die Französinnen, die für ihren technisch anspruchsvollen Fußball bekannt sind: "Die USA sind ein starker Gegner mit einer erfahrenen Mannschaft, die viel individuelle Klasse hat. Sie sind sehr athletisch und kommen über ihre Power." Bei Annike Krahn, drei Jahre für den französischen Verein Paris St. Germain aktiv, hielt sich das Mitgefühl für die ehemaligen Mitspielerinnen und die übrigen Französinnen in Grenzen. "Es war vorher klar, dass eine Mannschaft traurig nach Hause fahren muss", sagt Krahn.

Für die US-Girls bietet sich nach zwölf Jahren in diesem Halbfinale nun endlich die Chance, ihr Deutschland-Trauma zu besiegen. Die 0:3-Demütigung im Halbfinale der 2003 bei der WM im eigenen Land gegen Birgit Prinz und Co. auf deren Weg zum ersten deutschen WM-Titel haben die Amerikanerinnen nie verwunden. Es war die Wachablösung im Weltfußball der Frauen, die bis heute Bestand hat. In Montreal geht es also um mehr als den Einzug ins Finale der Weltmeisterschaft.

(dpa)
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