Kolumne: Gegenpressing Die Fifa macht ihren Präsidenten Blatter glücklich
Düsseldorf · Die Ethikkommission bereitet sich offenbar darauf vor, die Erkenntnisse der Garcia-Untersuchung unter den Teppich zu kehren. Von Transparenz ist wieder mal keine Spur.
Vor gut zwei Jahren setzte sich Fifa-Präsident Sepp Blatter geräuschvoll an die Spitze der Bewegung. Das war seine Art, Korruptionsvorwürfen an die Adresse des Weltverbandes zu begegnen. Auf Rücktrittsforderungen reagierte er mit der Berufung einer Ethikkommission. Die sollte selbstverständlich rückhaltlose Aufklärung vermeintlicher Unrechtmäßigkeiten bei der Vergabe von Fernsehrechten an einstige Blatter-Vertraute und seltsame Vorgänge um die Entscheidung für die WM-Austragungsländer Russland (2018) und Katar (2022) betreiben. "Sie sehen einen glücklichen Präsidenten", sagte Blatter.
2014 ist er bestimmt immer noch ziemlich glücklich. Denn nun entschied die Ethikkommission, die Ergebnisse zweijähriger Ermittlungsarbeit nicht vollständig zu veröffentlichen. "Den Untersuchungsbericht integral zu veröffentlichen, würde die Fifa-Ethikkommission sowie die Fifa insgesamt in eine äußerst schwierige rechtliche Situation bringen", erklärte Hans-Joachim Eckert, der "Vorsitzende der rechtsprechenden Kammer der Fifa-Ethikkommission". Ausgerechnet. Mit der Beteiligung des deutschen Richters am Aufklärungsprozess hatten sich die größten Hoffnungen auf ein einigermaßen transparentes Verfahren verbunden. Und Eckert hatte diese Hoffnungen geschürt, als er laut darüber nachdachte, dass Blatter zurücktreten müsse, wenn er nichts zur Aufklärung beitrage. Das war offenbar wohlfeiles Wortgeklingel.
Von Transparenz will der Weltverband nämlich immer noch nichts wissen. Im Beziehungsgeflecht, das Blatter entwickelt und das ihm die Macht sogar in den härtesten Auseinandersetzungen gesichert hat, verschwinden vermeintlich ehrenwerte Ansätze zur Selbstreinigung von heute auf morgen. Konkurrenten, die mit der Enthüllung von Machenschaften drohen, die dem Boss gefährlich werden können, verlieren ganz zufällig und ganz schnell ihre Ämter. Oder ihnen fällt über Nacht ein, dass alles nicht so gemeint war. Auch deshalb bleibt Blatter ein glücklicher Präsident.
Das Verhalten der Ethikkommission legt den Verdacht nah, dass die unangenehmen Erkenntnisse aus der Untersuchung des US-amerikanischen Juristen Michael Garcia unter Verschluss gehalten werden. Die Begründung (siehe oben): Sie könnten die Fifa in Schwierigkeiten bringen. Allerhand.
Eckerts Aufgabe besteht nun darin, den Bericht "in geeigneter Form auszuarbeiten". Wer da keine Schnappatmung bekommt, der ist selbst schuld. Blatter muss nicht mal selbst über die geeignete Form nachdenken. Auch das nehmen ihm die dankbaren Gefolgsleute ab.
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