Ph. Étienne "Die Kritik an Frankreich ist zutiefst ungerecht"

Herr Botschafter, Frankreich musste wegen mangelnder Sicherheit bei der EM viel Kritik einstecken. Zu Recht?

Herr Botschafter, Frankreich musste wegen mangelnder Sicherheit bei der EM viel Kritik einstecken. Zu Recht?

philippe Étienne Ich finde diese Kritik zutiefst ungerecht. Selbst in den Public-Viewing-Zonen ist es bisher zu keinen nennenswerten Zwischenfällen gekommen. Und was die Hooligans angeht, so ist das ja leider kein neues und kein auf Frankreich beschränktes Phänomen. Aber wir haben darauf reagiert. Nach den Ausschreitungen in Marseille haben wir die schlimmsten Randalierer im Schnellverfahren abgeurteilt oder des Landes verwiesen. Nein, unsere Polizisten, die wegen der Terrorgefahr seit Monaten an der Belastungsgrenze arbeiten, leisten bewundernswerte Arbeit.

Es wurde auch bemängelt, Frankreich habe nicht ausreichend mit den Sicherheitsbehörden der übrigen EM-Teilnehmerländer kooperiert.

Étienne Auch das ist komplett falsch. Wir haben eigens ein Lagezentrum eingerichtet, in dem französische Polizisten mit europäischen Kollegen zusammenarbeiten. Gemeinsam begleiten sie die Fans, um Hooligans früh zu erkennen. Aber wir sind in diesem Kampf auf Informationen der Fußballverbände angewiesen. Wenn diese Zusammenarbeit so gut klappt wie mit den Deutschen, dann lassen sich Zusammenstöße im Keim ersticken - wie in Lille. Mitunter sind wir spärlicher mit Informationen versorgt worden. In Marseille hatten wir den Eindruck, dass nicht nur Alkohol im Spiel war. Die Ausschreitungen waren inakzeptabel, und die Behörden sind entschlossen vorgegangen.

Bleibt die Sicherheit in den Stadien, wo oft Pyrotechnik gezündet wird. Sind die Kontrollen zu lax?

Étienne Unser Ziel ist es, für maximale Sicherheit zu sorgen. Das gilt für die terroristische Bedrohung, aber auch für verantwortungsloses Verhalten von Hooligans oder für Bengalos in Stadien. Bei Letzteren muss man sehen, dass einzelne Zuschauer zu allem bereit sind, um die Bengalos ins Stadion zu schmuggeln. Auch hier ziehen wir gemeinsam mit der Uefa alle Konsequenzen auch aus kleineren Vorfällen.

MATTHIAS BEERMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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