Kolumne Gegenpressing Die ticken nicht sauber

Düsseldorf · Dass die Mächtigen des Fußballs eine Schwäche für Uhren haben, ist dank der Kollegen des Satiremagazins "Titanic" bestens dokumentiert. Am Abend des 5. Juli 2000 versprachen sie den Wahlmännern, die über die WM 2006 zu befinden hatten, schriftlich "a wonderful KuKuClock!", falls sie für Deutschland stimmen. Neben Würstchen, Schinken, einem Bierkrug sollte eine Kuckucksuhr als Anreiz dienen. Das klappte zumindest insofern, als dass sich der neuseeländische Delegierte entnervt aus dem Abstimmungsverfahren verabschiedete und den Weg für Deutschland freimachte.

 RP-Redakteur Martin Beils.

RP-Redakteur Martin Beils.

Foto: Phil Ninh

Heute müssen sich Satiremagazine nicht mehr anstrengen. An die Skurrilitäten der Wirklichkeit kommen sie ohnehin nicht mehr ran - gerade wenn es um Fußballfunktionäre geht. Denken wir nur an Karl-Heinz Rummenigge, der nichts dabei fand, sich im Fußball-Problemland Katar zwei Rolex für zusammen 100.000 Euro schenken zu lassen.

Während der WM steckte der gastgebende Verband Brasiliens nun 21.000 Euro teure Uhren in die Geschenktüten für seine besonders wertvollen Gäste. Die guten Leute sollen ja immer auf der Höhe der Zeit sein. Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger will das Präsent - huch - erst nach der Rückkehr in den Westerwald entdeckt haben, eingehüllt in ein (hoffentlich gewaschenes) Trikot. Blöd nur, dass es den Würdenträgern verboten ist, solche Geschenke in Empfang zu nehmen. Also: zurück mit der Uhr nach Brasilien, entschied Zwanziger.

Michel Platini indes will die Uhr behalten. "Ich gebe keine Geschenke zurück", rief der Uefa-Präsident der Ethikkommission des Weltverbands trotzig zu. Wenn die nicht wolle, dass man Uhren bekommt, hätten die ihm das früher sagen sollen, meinte der Franzose. Er hätte es allerdings einfach in den Staturen nachlesen können. Der Fall macht zwei Dinge deutlich:

1. Platini opponiert trotzig gegen die Fifa, seit ihm klar ist, dass er keine Chance hat, deren Chef Sepp Blatter abzulösen;

2. Wenn jemand Fälle von Dreistigkeit im Amt sammelt, wird er bei Fußballfunktionären auf jeden Fall fündig.

Nebenbei: Die Fifa beglückte ihre Delegierten bei der WM laut "Welt" mit 750 Longines-Uhren à 149 Euro. Die ticken doch alle nicht sauber.

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