Kombinierer dominieren Weltcup Die Überflieger

Düsseldorf · Deutsche Kombinierer dominieren den Weltcup wie nie zuvor. Die Basis des Erfolges ist ein Team, dessen Mitglieder sich gegenseitig zu Höchstleistungen treiben.

 Das Siegerpodest in Lillehammer war fest in deutscher Hand: Johannes Rydzek, Sieger Eric Frenzel und Fabian Riessle.

Das Siegerpodest in Lillehammer war fest in deutscher Hand: Johannes Rydzek, Sieger Eric Frenzel und Fabian Riessle.

Foto: ap

Etwas hat sich verändert. Das hat Hermann Weinbuch sofort registriert. "Die Gratulationen werden seltener", berichtete der Bundestrainer der Nordischen Kombinierer. Die wahrlich nicht schlechte Konkurrenz ist es offenbar leid, den Deutschen zu gratulieren. Denn es ist im laufenden Weltcup-Winter das Einzige, was den anderen Nationen bislang bleibt. Fünf Wettkämpfe gab es, vier im Einzel und einen mit der Mannschaft. Am Ende stand immer Schwarz-Rot-Gold ganz oben. Und meist auch Schwarz-Rot-Gold auf den Plätzen dahinter. Erstmals in der Geschichte entschieden die Deutschen Kombinierer die ersten fünf Saisonrennen für sich. "Es läuft momentan hervorragend. Das ist ein gigantisches Ergebnis. Ich bin stolz darauf", erklärte Weinbuch.

Weinbuch ist jemand, der wahrlich einzuordnen weiß, wie groß die Dominanz seiner Schützlinge in diesem Winter ist. Denn erstens ist er seit 20 Jahren Bundestrainer, und zweitens kannte er als Aktiver die Zeiten, in denen die Deutschen nur hinterher sprangen und liefen. Er selbst gewann 19 Jahre nach Georg Thoma 1985 den WM-Titel - 17 Jahre nach Franz Kellers Olympiasieg - und 85/86 auch den Gesamtweltcup. Es gab zuvor auch die drei Olympiasiege 1972, 1976 und 1980 durch Ulrich Wehling und die WM-Titel 1974 (Wehling) und 1978 von Konrad Winkler, jeweils für die DDR, aber nach Weinbuchs Erfolg 1986 hieß es 15 Jahre lang darben, bis in Ronny Ackermann wieder mal ein Deutscher eine Weltcup-Saison als Erster abschloss.

Ackermanns Sieg ging als Startschuss durch für bessere Zeiten für die deutschen Kombinierer. Der Thüringer gewann dreimal den Gesamtweltcup, Eric Frenzel zuletzt gar viermal in Folge und bei Olympia 2014 in Sotschi. Hinzu kam der Olympiasieg 2006 von Georg Hettich in Turin, als ein aufgeregt den Hügel herunterrennender Bundestrainer Weinbuch während des Wettkampfes den TV-Zuschauern Gänsehaut bescherte. "Der Schorsch geht ab", rief er in sein Funkgerät, "ich glaub's nicht. Der Schorsch wird Olympiasieger." Der Rest war damals lautes Juchzen.

Weinbuchs Amtszeit steht für eine Renaissance der deutschen Kombinierer-Erfolge, aber auch für ihn ist die aktuelle Dominanz eine Neuerung. Eine Neuerung, die sich letztlich vor allem daraus speist, dass sich Frenzel, Weltmeister Johannes Rydzek, Björn Kircheisen und Fabian Rießle gegenseitig zu Höchstleistungen treiben. Sie sind sich selbst die größte Konkurrenz - im positiven Sinne. "Es ist doch schön, wenn man sich so duellieren kann", sagte Rydzek zuletzt in Lillehammer. Mit Vinzenz Geiger als Zehntem weiß der Deutsche Skiverband (DSV) aktuell fünf Deutsche unter den Top-Zehn im Weltcup. Mehr Erfolg geht kaum. Die Nordischen Kombinierer sind momentan das, was die deutschen Rodler und Bobfahrer in der Regel sind: in der öffentlichen Wahrnehmung quasi unschlagbar.

So sehr die Konkurrenz die Lust am Gratulieren verloren hat, so einig ist sich die Kombinierer-Szene, wie wichtig ihr die Top-Leistungen der Deutschen und die Charaktere hinter diesen Leistungen sind. "Eric Frenzel ist der absolute Held unserer Sportart und tut ihr sehr gut", sagte dann auch Lasse Ottesen, Renndirektor im Weltverband FIS.

Die nächste Chance, die Siegesserie auszubauen, bietet sich den Deutschen am übernächsten Wochenende im österreichischen Ramsau. Höhepunkt des Winters ist dann die Ski-WM im Februar/März in Lahti/Finnland. Rydzek ist Titelverteidiger. Er wird wissen, dass die Titelverteidigung eine Herkulesaufgabe ist. Weil die Teamkollegen so stark sind wie nie. Und weil die anderen deutsche Siege leid sind.

(klü)
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