Lissabon Ovtcharov gewinnt nach einer Odyssee

Lissabon · Deutschlands Tischtennis-Herren besiegen Ungarn 3:0 und stehen im Viertelfinale der EM.

Dimitrij Ovtcharov gewinnt nach einer Odyssee
Foto: dpa, ko hm nic

Aus dem Flieger an die Platte: Heilsbringer Dimitrij Ovtcharov hat nach einer Odyssee voller Irrungen und Wirrungen die Tischtennis-Europameisterschaft in Lissabon erreicht - und prompt den entscheidenden Punkt zum Gruppensieg der deutschen Mannschaft beigesteuert. Beim 3:0 gegen Ungarn gewann der Europameister sein Match ohne Satzverlust, nicht einmal drei Stunden nachdem er in Portugal gelandet war. Im Viertelfinale am Freitag (19 Uhr) - der Gegner wurde erst am späten Donnerstagabend zugelost - ist der Weltranglistenfünfte Ovtcharov erneut gefordert. Ebenso wie Rekordchampion Timo Boll und der frühere deutsche Meister Steffen Mengel, die für die weiteren Zähler sorgten.

Erst zehn Minuten vor Spielbeginn war Ovtcharov vor der Halle angekommen. Auf dem Weg vom Flughafen hatte sein Fahrer sogar noch einen Unfall gebaut, was Ovtcharov ebenso wenig von seinem Einsatz abhielt wie die kürzlich absolvierte Zahnoperation, bei der ihm alle Weisheitszähne entfernt worden waren. Bundestrainer Jörg Roßkopf schloss Ovtcharovs Start gegen Ungarn daher zunächst kategorisch aus, die Ereignisse am Mittag des zweiten Turniertages hatten jedoch alle Planungen über den Haufen geworfen.

Beim 3:1 über Gastgeber Portugal verletzte sich Patrick Franziska am linken Knöchel und ließ das ohnehin dezimierte Team des Seriensiegers weiter schrumpfen. Zum Glück war wieder einmal auf Timo Boll Verlass: Der Routinier punktete zweimal gegen die hochgehandelten Portugiesen und veredelte damit Franziskas Heldentat.

Der 22-Jährige hatte in seinem Match gegen Joao Monteiro trotz der Knöchelverletzung im fünften Satz die Oberhand behalten. Dabei spielte Franziska die entscheidenden Ballwechsel mit Schmerzen nur noch aus dem Stand. Ob es für ihn in Lissabon weitergeht, ist ungewiss.

So wird es in der K.o.-Runde Dimitrij Ovtcharov richten müssen. Dabei hatte Coach Roßkopf doch auf den Olympiadritten verzichten wollen. Erst die drohende "Peinlichkeit" (Roßkopf), ein EM-Spiel mit nur zwei Spielern bestreiten zu müssen, ließ Deutschlands "Mr. Tischtennis" umdenken. Seine etatmäßige Nummer drei Patrick Baum hatte seinen Start in Lissabon wegen des tragischen Unfalltods seines Vaters abgesagt.

(sid)
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