Dresden Dresdner verhöhnt angeschlagenen Reus

Dresden · Dynamo-Abwehrspieler Erdmann fügte dem Dortmunder Nationalspieler eine Oberschenkel-Blessur zu.

Als Marco Reus unter starken Schmerzen zum BVB-Bus humpelte, trat Dynamo-Raubein Dennis Erdmann auch noch verbal gegen Dortmunds Offensivstar nach. "Er ist mir gegen das Knie gelaufen", behauptete der Dresdner Innenverteidiger und zweifelte die Nehmerqualitäten des Nationalspielers an, "ich habe früher Kreisliga gespielt, da hat man kurz gerieben und weitergespielt. Ich glaube, im Bundesliga-Business ist das nicht mehr so üblich."

Mit dieser fast schon dreisten Meinung zog sich Erdmann den Zorn von BVB-Sportchef Michael Zorc zu. "Die Aussagen von Erdmann sind eine Unverschämtheit", sagte Zorc, "der tritt ihn vom Platz, obwohl der Ball überhaupt nicht in der Nähe war. Solch ein Spieler hat auf dem Fußballplatz nichts zu suchen, nicht mal in der Kreisklasse."

Erdmann stand nach dem 2:0 (0:0)-Arbeitssieg der Borussia im Achtelfinale des DFB-Pokals beim Drittligisten Dynamo Dresden mit seiner Meinung ohnehin ziemlich alleine da. Fast alle waren froh, dass sich der verletzungsgebeutelte Reus nach Erdmanns überhartem Einsteigen von hinten nur eine Oberschenkelprellung zugezogen hatte.

"Da fährt einem natürlich der Schreck in die Glieder", sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp und kritisierte den offensichtlich übermotivierten Erdmann: "Der Junge war ziemlich 'on fire'. Das war eine dumme Aktion." Pikanterweise trug Erdmann von 2012 bis 2014 das Trikot von Dortmunds Erzrivalen Schalke 04.

Die harten Attacken gegen Reus und auch sich selbst hatte auf dem Platz Ciro Immobile gerächt - und das nicht nur mit seinem Doppelpack. "Ich habe ihm ein paar Sprüche gedrückt. Da hat er mir erzählt, was er verdient. Dann habe ich lieber die Klappe gehalten", verriet Erdmann über den "Trash-Talk" mit dem Italiener. Immobile, der nach einem Ellenbogen-Check mit einer Platzwunde unterm rechten Auge spielte und dennoch den Bundesligisten mit zwei Treffern (50. und 90.) ins Viertelfinale schoss, betrieb auch Eigenwerbung. Sollten aber Reus und der wegen muskulärer Probleme nicht nach Dresden mitgereiste Pierre-Emerick Aubameyang fit werden, könnte sich der 18,5 Millionen Euro teure Neuzugang im Spiel am Samstag beim Hamburger SV auf der Bank wiederfinden. Immobile sammelte in Dresden aber Pluspunkte. "Ciro ist ein richtig guter Junge", lobte Klopp: "Er hat viel gearbeitet, ist vor dem Tor ruhig geblieben und hat uns extrem geholfen."

Immobile selbst, der sich zuletzt über seine Rolle in Dortmund beklagt hatte, schaut nur noch nach vorn - zum Pokalendspiel zum Beispiel: "Es war sehr wichtig zu gewinnen, um nach Berlin zu fahren."

Dass der Tabellenzehnte zugunsten der wohl einzigen Titelchance in diesem Jahr die Bundesliga jetzt schleifen lässt, schloss Klopp mit seinem typischen Humor aus: "Sollten wir in der nächsten Runde antreten, was relativ wahrscheinlich ist, dann werden wir uns darum kümmern. Bis dahin hat das keine Relevanz."

(sid)
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