Dorfmerkingen Ein Dorf macht für den Pokal mobil

Dorfmerkingen · Dorfmerkingen trifft morgen auf RB Leipzig. Der Sechstligist genießt die Aufmerksamkeit.

Torwart Christian Zech beendete seine Flitterwochen rechtzeitig, einige seiner Mitspieler verschoben ihren Urlaub: Wenn morgen (15.30 Uhr) Vizemeister RB Leipzig im DFB-Pokal beim Sechstligisten Sportfreude Dorfmerkingen gastiert, will sich das Spektakel niemand entgehen lassen. "Die bringen unheimliche Opfer, es ist erstaunlich, was sie leisten", sagte der ehemalige Bundesliga-Profi und Sportfreunde-Trainer, Helmut Dietterle, über seine Feierabend-Kicker.

Sechsmal in der Woche kommen die Amateure, die in ihren Hauptberufen Studenten, Lehrer oder Informatiker sind, in dem 1000-Einwohner-Dorf zusammen, um sich auf den Höhepunkt ihrer Karriere vorzubereiten. Das sind nicht weniger Trainingstage als bei den Sachsen, aber eben immer nach der Arbeit. Trainiert wird mit den original Bundesliga-Bällen - ein Geschenk von Leipzig.

Davon wird es im Spiel wohl keine geben. Der Außenseiter, der sich noch als Siebtligist mit einem 3:1 im Finale des Landespokals im Württembergischen Verband gegen die Stuttgarter Kickers für die erste Pokalrunde qualifizierte, ist sich seiner Rolle bewusst. "Wir wissen, dass wir eigentlich keine Chance haben, aber die wollen wir nutzen", sagte Co-Trainer Christian Mennicken.

Aber nicht nur die Sportfreunde machen sich für die erste Runde des Pokals bereit, das ganze Dorf ist in Aufruhr. Zahlreiche Shuttle-Busse wurden organisiert, um die Fans in die Ausweich-Spielstätte im 20 Kilometer entfernten Aalen zu bringen. Einem provisorisch eingerichteten Fanshop rennen die Dorfmerkinger die Türen ein. Jeder will sich ein eigens für den Saisonhöhepunkt angefertigtes Trikot oder den Begegnungsschal sichern.

Ohnehin können sich die Sportfreunde in den vergangenen Wochen nicht über fehlende Aufmerksamkeit beklagen. Nicht nur im Vorfeld des Pokalspiels schlugen einige Kamerateams in der Ostalb auf. Nachdem die Dorfmerkinger nach der Pokal-Auslosung im Juni zugaben, dass ihnen ihr Pokal auf Mallorca entwendet worden war, brach ein "mediales Gewitter" über den kleinen Klub herein. Aber der Pokal kam zurück und seitdem wird die zehn Kilogramm schwere Trophäe zu keiner Zeit mehr aus den Augen gelassen.

Ein zweiter goldener Pokal wird aber wohl nicht dazukommen. Schon ein Coup gegen Leipzig würde einem Tipper das 67-fache (bwin-Quote: 67.00) seines Einsatzes bescheren. "Ich müsste sofort als Trainer aufhören, wenn ich nicht einen kleinen Funken Hoffnung hätte, aber der ist in diesem Fall sehr, sehr klein", sagte Dietterle schmunzelnd: "Ich wünsche mir einfach, dass nach dem Spiel alle zufrieden nach Hause gehen. Die Zuschauer, wir - Leipzig vielleicht nicht unbedingt."

(sid)
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