Düsseldorf Eine Milliarde fiebern beim Super Bowl mit

Düsseldorf · Am Wochenende steigt das Football-Spektakel in New Jersey mit dem Duell Denver Broncos gegen Seattle Seahawks.

In der familieninternen Statistik könnte Peyton Manning am Sonntag zu seinem Bruder aufschließen. Der Quarterback der Denver Broncos will mit seinem Team zum zweiten Mal Amerikas begehrteste Sport-Trophäe holen, den Super Bowl im American Football. Vater Archie Manning, selbst eine Quarterback-Legende der 1980er Jahre, und Bruder Eli, Superbowl-Sieger 2008 und 2012, werden im Metlife Stadium in East Rutherford, New Jersey, live dabei sein.

Manning, mit seinen 37 Jahren ein Quarterback im betagten Alter, trifft im größten Ereignis des US-Sports auf Quarterback Russell Wilson und seine Seattle Seahawks. Russell ist 25 Jahre jung und damit um ganze zwölf Jahre unerfahrener als Manning. Ganz Amerika spekuliert derzeit, ob Mannings für Sportler biblisches Alter nun von Vor- oder Nachteil ist. Fest steht: Auf dem Spielfeld treffen zwei Quarterback-Generationen aufeinander, die durch völlig unterschiedliche Taktikstile geprägt sind.

In diesen Tagen vor dem großen Match ist New York und vor allem der Times Square noch eine Spur hektischer als sonst, noch bunter, noch lauter, noch aufgeregter. Am Broadway entsteht gerade eine rund ein Kilometer lange Fanmeile. Dass der Super Bowl eigentlich in New Jersey stattfindet und damit in einem anderen Staat, wird dabei nur allzu gerne vergessen. Zu stolz sind die New Yorker, dass der Straßenfeger diesmal nicht im sogenannten Sun Belt ("Sonnengürtel") — also in Florida, Louisiana, Texas oder Kalifornien — ausgetragen wird, sondern im eiskalten Nordosten. Minus sieben Grad werden am Spieltag in der offenen Arena erwartet, im Moment werden auf dem Spielfeld noch die letzten Schneereste der vergangenen Woche zusammengekratzt.

In New York unterwegs ist zurzeit auch Stefan Raab. Der Chef-Entertainer des Privatsenders Pro 7 präsentiert sein Format "TV total" eine Woche lang vom Times Square und will damit auch die deutschen Zuschauer auf den amerikanischen Sportfeiertag vorbereiten. Am Spielabend selbst wird Raab dann für den Muttersender Sat.1 hinter das Mikrofon wechseln und moderieren.

American Football ist in den vergangenen Jahren auch in Deutschland immer populärer geworden, die Zuschauerzahlen in der German Football League (GFL) sind gestiegen, die Einschaltquoten beim Super Bowl waren angesichts der Tatsache, dass das Event hier mitten in der Nacht startet, im vergangenen Jahr mit 1,35 Millionen Zuschauern überraschend gut.

Trotzdem: Der Sport dümpelt hierzulande immer noch weit unter dem Niveau, das der deutsche Lieblingssport Fußball im Football-Land USA erreicht hat. In der Major League Soccer, der amerikanischen Fußball-Liga, kommen im Schnitt rund 18 000 Zuschauer zu einem Spiel, in der GFL führen die Lions aus Braunschweig mit einem Schnitt von 4500 Zuschauern pro Spiel die Statistik an.

Frank Buschmann, Kommentator für Sat 1 beim Super Bowl, bezeichnet das Interesse der Deutschen an der amerikanischen Riesenparty im "Focus" deshalb auch als "ein bisschen Voyeurismus". Auch wenn man die komplizierten Regeln des Spiels nicht versteht, irgendwie will man doch dabei sein, wenn die Amerikaner sich selbst und ihre Helden feiern. Mitreden kann man am nächsten Tag auch ohne taktisches Wissen — und sei es nur über die Auftritte von Popsänger Bruno Mars und den Red Hot Chili Peppers in der Halbzeit oder die Qualität des Gesangs bei der amerikanischen Hymne, die diesmal von dem hierzulande unbekannten Country-Sternchen Carrie Underwood vorgetragen wird.

Verzichten muss der deutsche Fan allerdings auf die Werbespots, die Marken wie Coca-Cola, Volkswagen oder Axe extra für die Superbowl-Pausen kreieren. Sie gehören zum Super Bowl genauso dazu wie Bier und Chicken Wings. Ab und zu sickert schon jetzt eine Vorschau durch. Und erste Skandale gibt es auch schon: So wurde ein Werbespot des Wassersprudler-Herstellers Soda Stream mit Scarlett Johansson aus dem Programm gestrichen, weil Coca-Cola und Pepsi sich dadurch auf den Schlips getreten fühlten.

Für den sportlichen Protagonisten Manning soll trotz seines stolzen Alters das anstehende Mega-Spektakel noch längst nicht das letzte sein. "Ich bin in der Mitte meiner Karriere", sagt der Quarterback.

(RP)
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