Finanzkrise DEB bittet Eishockey-Familie um Hilfe

Wegen seiner Finanzmisere lädt der Deutsche Eishockey-Bund am Donnerstag zu einem Krisengipfel ein. Erstmals sollen zumindest intern konkrete Zahlen und Strategien auf den Tisch kommen.

Finanzkrise: DEB bittet Eishockey-Familie um Hilfe
Foto: dpa, tha jhk nic hak

Wenn ein Sportverband in der Einladung zu einem internen Treffen selbst das Wort "Krisengipfel" gebraucht, dann ist die Lage ernst. Beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) ist die Finanzmisere möglicherweise sogar existenzbedrohend. Für die Rettung bedarf es eines Schulterschlusses der gesamten Eishockey-Familie, die sich am Donnerstag in einem Hotel am Münchner Flughafen trifft.

"Wir brechen nicht zusammen", sagt DEB-Präsident Franz Reindl, "aber wir brauchen die Hilfe und Unterstützung der gesamten Eishockey-Familie, sonst werden wir es nicht schaffen." Und Daniel Hopp, DEB-Vizepräsident und Aufsichtsrat-Mitglied der Deutschen Eishockey Liga (DEL), meinte: "Jetzt werden wir sehen, wer mithelfen will, das Mutterschiff des deutschen Eishockeys fit für die Zukunft zu machen."

Eingeladen hat der DEB die Chefs der Landesverbände (LEV), die Geschäftsführer und Aufsichtsräte der DEL und DEL II sowie Vertreter der Oberligen Nord/Süd. Und die erhoffen sich vor allem eins: Konkrete Zahlen der unabhängigen Wirtschaftsprüfung, die der Verband in Auftrag gegeben hatte.

"Schluss mit den Fensterreden! Was nützt der ganze Dialog, wenn die harten Fakten nicht auf den Tisch kommen", sagte NRW-Verbandspräsident Wolfgang Sorge dem SID und kritisierte: "Bis auf Tagesordnungspunkte und Uhrzeit wissen wir nichts. Wenn es schon als Krisensitzung angekündigt ist, dann muss man es auch vernünftig vorbereiten."

Reindl verspricht für Donnerstag Transparenz. "Da wird nichts beschönigt, die Zahlen und Sanierungskonzepte kommen auf den Tisch", sagte der ehemalige Nationalspieler dem SID. Sein Vorgänger Uwe Harnos war diese bei der Jahreshauptversammlung im Juli schuldig geblieben. In den Jahren 2011 bis 2013 hatte der DEB ein Minus von insgesamt rund 1,3 Millionen Euro gemacht und damit den Gewinn durch die Heim-WM 2010 komplett aufgebraucht. Der Fehlbetrag im laufenden Jahr fällt anscheinend deutlich höher aus als die kalkulierten 250.000 Euro. Über die Vermögenswerte des Verbandes gibt es widersprüchliche Aussagen, es dürfte aber kaum noch Spielraum geben.

Für eine Sanierung braucht der DEB die Hilfe der Landesverbände. Der LEV Nordrhein-Westfalen zum Beispiel pocht zurzeit noch auf eine Gewinnbeteiligung an der Heim-WM in Höhe von 300.000 Euro, der Bayerische Eissport-Verband (BEV) verlangt noch ausstehende 48.000 Euro an Verbandsabgaben. NRW-Verbandschef Sorge ließ zumindest Gesprächsbereitschaft durchblicken - wenn das Finanzkonzept stimmt:
"Der DEB hat es selbst in der Hand, was am Donnerstag rauskommt."

Entschieden wird aber wohl noch nichts. Erst beim sogenannten Dialog-Tag am 1. November und der Mitgliederversammlung einen Tag später sollen die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Eine Maßnahme dürfte die Verlängerung des Vertrages mit dem Schweizer Vermarkter Infront um drei weitere Jahre sein.

Ein stärkeres finanzielles Engagement der DEL scheint auch unausweichlich. "Wir sind nicht bereit, irgendwelche bizarren Deckel aus der Vergangenheit zu bezahlen", sagt DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke, betonte aber auch: "Wenn es um transparente, nachvollziehbare Neubudgetierungen für die Zukunft geht, wird sich das Profi-Eishockey dem nicht verschließen."

Reindl hat sich bei seiner Amtsübernahme im Juli ein stärkeres Miteinander als oberstes Ziel auf die Fahnen geschrieben. Erste strukturelle Maßnahmen dafür hat der 59-Jährige bereits in die Wege geleitet. Am Donnerstag kommt es aber vor allem auf seine Überzeugungskraft an. "Wir sind jetzt etwa 100 Tage im Amt und haben schon sehr viel auf den Weg gebracht", sagt Reindl und fügt an: "Wir halten den Sportbetrieb aufrecht." Dass er dies überhaupt als Erfolg erwähnt, zeigt, wie tief der DEB in der Finanzkrise steckt.

(sid)
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